Rheinische Post Duisburg

Tom Hanks schreibt jetzt auch

- VON DOROTHEE KRINGS

Sein erstes Buch ist eine Sammlung von Storys aus dem alten Amerika.

DÜSSELDORF Er ist ein gemütliche­r Einzelgäng­er, der gern fettig isst und Tage verbummelt, ohne auch nur eine verträumte Minute zu bereuen. Seltsam also, dass er sich in Anna verliebt, eine frühere Triathleti­n, die ihren Ehrgeiz jetzt in ihr Unternehme­n setzt und nie anderes futtert als Salat. Noch seltsamer, dass Anna sich auch zu ihm hingezogen fühlt. und es hat Witz, wie Tom Hanks die Beziehung schildert, die bald zum Trainingsl­ager zur Umerziehun­g eines gutmütigen Bären wird.

„Schräge Typen“hat der Hollywood-Star seine Sammlung von Kurzgeschi­chten genannt, mit der er nun seinen Einstand als Schriftste­ller gibt. Und tatsächlic­h ist es seine Stärke, schrullige Figuren zu erfinden, die alle jenseits der Norm leben und doch Durchschni­ttsmensche­n sind. Sie arbeiten als Pfleger oder Immobilien­markler, sind verheirate­t oder geschieden, aber dann bauen sie im Hof hinter dem Haus einfach eine Rakete zum Fortträume­n. Oder verlieben sich in den freundlich­en Nachbarn, der gar nichts Besonderes an sich hat. Zwar erinnert die ein oder andere Figur an Typen, die Hanks im Film verkörpert hat. Doch dem Schauspiel­er gelingt es, diesen Figuren ein Eigenleben zu verschaffe­n. Sie sprechen authentisc­h und tun Unerwartet­es.

Indes sind Hanks’ Kurzgeschi­chten auf eine sympathisc­he Art altmodisch, etwas schwerfäll­ig und behäbig. Schnelle Schnitte, manische Getriebenh­eit kennen sie nicht. Auch nicht die Raffinesse und Virtuositä­t im Umgang mit Auslassung­en, die große Kurzgeschi­chten zu Kunstwerke­n machen. Darum ist es vermessen, Hanks mit Autoren wie Alice Munro zu vergleiche­n. Aber seine Geschichte­n sind mehr als die Fantasien eines schreibend­en Schauspiel­ers. Sie sind atmosphäri­sch dicht und gut gemacht. Sie verschonen mit Manierisme­n, sind so unaufgereg­t und stoisch erzählt, wie Hanks oft spielt, zuletzt etwa in „Bridge of Spies“oder „Ein Hologramm für den König“. Vielleicht denkt man das aber nur, weil man Hanks immer als Forrest Gump im Kopf hat, der auf der Bank sitzt, sein Leben erzählt und einfach nicht hadert, obwohl so viel geschehen ist.

Hanks hat viele seiner Geschichte­n unterwegs geschriebe­n, im Flieger, bei Wartepause­n. Eigentlich hatte er sie an Schreibmas­chinen verfassen wollen, er selbst besitzt eine Sammlung alter Ungetüme, und sie kommen auch in seinen Geschichte­n vor, sind – ein wenig bemüht – deren Running Gag. Doch das hätte Hanks gar nicht gebraucht. Er hat einen eigenen Ton gefunden, der die Sammlung von Geschichte­n aus dem guten alten Vor-Trump-Amerika zusammenhä­lt. Man mag sie, die schrägen Typen des Tom Hanks, auch weil sie so schön von gestern sind. Info Tom Hanks: „Schräge Typen“, Piper, 352 S., 22 Euro

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