Rheinische Post Duisburg

Der erste Kuss als Bezirksbür­germeister­in

- VON JULIA MÜLLER

Bützen kann sie! Rheinhause­ns neue Bürgermeis­terin Astrid Hanske hatte Premiere beim Prinzenemp­fang im Rathaus am Körnerplat­z. Auch der Prinz war bestens in Form.

RHEINHAUSE­N Manchmal passt es einfach. Die alte Federboa aus der Kostümkist­e im Keller, die sich Rheinhause­ns neue Bezirksbür­germeister­in gestern bei ihrem ersten offizielle­n Auftritt im Rathaus um den Hals geschwunge­n hatte, war farblich perfekt. Die SPD-Politikeri­n trug das flauschige schwarz-rote Accessoire just an dem Tag, als die Regierungs­verhandlun­gen in Berlin endlich ein Ende hatten. „Ich gehe als GroKo“, scherzte Astrid Hanske, ein Glas Weißwein in der Hand und spürbar gelöst, nachdem sie ihre Premiere hinter sich hatte.

Es kann Vorteile haben, sein Amt ausgerechn­et in der fünften Jahreszeit beim Prinzenemp­fang anzutreten. Man kann die Nervosität am

„Was denn, ich soll mit einmarschi­eren?

Wo denn, wann denn?“

Astrid Hanske

Bezirksbür­germeister­in

Mikrofon einfach wegschunke­ln und muss keine großen Reden schwingen, denn viel mehr als ein dreifaches Helau wollen die meisten der lustig kostümiert­en Anwesenden sowieso nicht hören, wenn die Funkenmari­echen am Eingang schon in den Startlöche­rn stehen.

Es kann allerdings auch Nachteile haben. Denn Karneval muss man können. Und so wurde die Neue bei ihrer jecken Feuerprobe besonders von den Standarten und Narrenkapp­en tragenden Herrschaft­en sehr genau beobachtet. Um kurz nach elf kam bei Astrid Hanske leichte Hektik auf. Während um diese Uhrzeit die Sektflasch­en und Chipstüten auf den Tischen schon ordentlich geleert waren, schaute sich die Bürgermeis­terin Hilfe suchend um und ihr kleines Blumenhütc­hen auf dem Kopf wackelte: „Was denn, ich soll mit einmarschi­eren? Wo denn, wann denn?“Doch nach diesem Anfangssto­lpe- rer lief es. Heidewitzk­a, Herr Kapitän – das Hohenbudbe­rger Musikcorps 1973 spielte schwungvol­l auf und Astrid Hanske klatschte mindestens genauso kräftig mit. Dass ihre Stimme danach am Mikrofon so dünn klang, lag an der Technik. „Ich kann das irgendwie nicht lauter stellen.“Schwamm drüber. Jeder konnte auch so verstehen, dass sie das 70er-Jahre-Lied „Am Rosenmonta­g bin ich geboren“für ihren karnevalis­tischen Antrittsau­ftritt mitgebrach­t hatte. Dass Astrid Hanske im wahren Leben ein Sommerkind ist, spielt keine Rolle. Hauptsache das dreifache Helau im Winter sitzt.

„Jetzt darf die aber nicht Alaaf rufen“, scherzte ein Zuschauer. Hat sie nicht! Und auch den Duisburger Prinzen hat sie ordnungsge­mäß rechts, links und noch mal rechts gebützt, alle Orden brav um den Hals hängen lassen und im Takt geschunkel­t. Vermutlich war die neue Bezirksbür­germeister­in dann aber doch froh, als Karnevalsu­rgestein und Ehrenpräsi­dent der KG RotWeiß Rheinhause­n, Erich Raszat, das Mikro übernahm und durchs Programm führte. Dabei machten nicht nur die kleinen und größeren Gardetänze­rinnen mit ihren wippenden Röckchen auf dem ausnahmswe­ise mal nicht politische­n Parkett im Sitzungssa­al eine gute Figur. Auch der Duisburger Prinz Udo war hier auf der anderen Rheinseite ausgesproc­hen gut drauf. In blütenweiß­er Strumpfhos­e und roten Lackschuhe­n bewegte er die muskulösen Beine zu dieser noch recht frühen Stunde schon sehr ausgeschla­fen zu Liedern wie „Wir feiern Karneval“. Dann eilte er samt Gefol-

Auch der Duisburger Prinz Udo war hier auf der anderen Rheinseite ausgesproc­hen

gut drauf.

ge flott zum nächsten Termin und auch die Tanzmariec­hen mussten sich verabschie­den. Sie durften sich von der Bürgermeis­terin als kleines Dankeschön noch Schokolade abholen.

So süß kann Politik sein.

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FOTO: VOLKER HEROLD So macht das neue Amt Spaß. Mit Prinz Udo von der anderen Rheinseite klappt es.
 ?? FOTO: VOLKER HEROLD ?? Das Musikcorps Hohenbudbe­rg in Aktion.
FOTO: VOLKER HEROLD Das Musikcorps Hohenbudbe­rg in Aktion.

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