Der erste Kuss als Bezirksbürgermeisterin
Bützen kann sie! Rheinhausens neue Bürgermeisterin Astrid Hanske hatte Premiere beim Prinzenempfang im Rathaus am Körnerplatz. Auch der Prinz war bestens in Form.
RHEINHAUSEN Manchmal passt es einfach. Die alte Federboa aus der Kostümkiste im Keller, die sich Rheinhausens neue Bezirksbürgermeisterin gestern bei ihrem ersten offiziellen Auftritt im Rathaus um den Hals geschwungen hatte, war farblich perfekt. Die SPD-Politikerin trug das flauschige schwarz-rote Accessoire just an dem Tag, als die Regierungsverhandlungen in Berlin endlich ein Ende hatten. „Ich gehe als GroKo“, scherzte Astrid Hanske, ein Glas Weißwein in der Hand und spürbar gelöst, nachdem sie ihre Premiere hinter sich hatte.
Es kann Vorteile haben, sein Amt ausgerechnet in der fünften Jahreszeit beim Prinzenempfang anzutreten. Man kann die Nervosität am
„Was denn, ich soll mit einmarschieren?
Wo denn, wann denn?“
Astrid Hanske
Bezirksbürgermeisterin
Mikrofon einfach wegschunkeln und muss keine großen Reden schwingen, denn viel mehr als ein dreifaches Helau wollen die meisten der lustig kostümierten Anwesenden sowieso nicht hören, wenn die Funkenmariechen am Eingang schon in den Startlöchern stehen.
Es kann allerdings auch Nachteile haben. Denn Karneval muss man können. Und so wurde die Neue bei ihrer jecken Feuerprobe besonders von den Standarten und Narrenkappen tragenden Herrschaften sehr genau beobachtet. Um kurz nach elf kam bei Astrid Hanske leichte Hektik auf. Während um diese Uhrzeit die Sektflaschen und Chipstüten auf den Tischen schon ordentlich geleert waren, schaute sich die Bürgermeisterin Hilfe suchend um und ihr kleines Blumenhütchen auf dem Kopf wackelte: „Was denn, ich soll mit einmarschieren? Wo denn, wann denn?“Doch nach diesem Anfangsstolpe- rer lief es. Heidewitzka, Herr Kapitän – das Hohenbudberger Musikcorps 1973 spielte schwungvoll auf und Astrid Hanske klatschte mindestens genauso kräftig mit. Dass ihre Stimme danach am Mikrofon so dünn klang, lag an der Technik. „Ich kann das irgendwie nicht lauter stellen.“Schwamm drüber. Jeder konnte auch so verstehen, dass sie das 70er-Jahre-Lied „Am Rosenmontag bin ich geboren“für ihren karnevalistischen Antrittsauftritt mitgebracht hatte. Dass Astrid Hanske im wahren Leben ein Sommerkind ist, spielt keine Rolle. Hauptsache das dreifache Helau im Winter sitzt.
„Jetzt darf die aber nicht Alaaf rufen“, scherzte ein Zuschauer. Hat sie nicht! Und auch den Duisburger Prinzen hat sie ordnungsgemäß rechts, links und noch mal rechts gebützt, alle Orden brav um den Hals hängen lassen und im Takt geschunkelt. Vermutlich war die neue Bezirksbürgermeisterin dann aber doch froh, als Karnevalsurgestein und Ehrenpräsident der KG RotWeiß Rheinhausen, Erich Raszat, das Mikro übernahm und durchs Programm führte. Dabei machten nicht nur die kleinen und größeren Gardetänzerinnen mit ihren wippenden Röckchen auf dem ausnahmsweise mal nicht politischen Parkett im Sitzungssaal eine gute Figur. Auch der Duisburger Prinz Udo war hier auf der anderen Rheinseite ausgesprochen gut drauf. In blütenweißer Strumpfhose und roten Lackschuhen bewegte er die muskulösen Beine zu dieser noch recht frühen Stunde schon sehr ausgeschlafen zu Liedern wie „Wir feiern Karneval“. Dann eilte er samt Gefol-
Auch der Duisburger Prinz Udo war hier auf der anderen Rheinseite ausgesprochen
gut drauf.
ge flott zum nächsten Termin und auch die Tanzmariechen mussten sich verabschieden. Sie durften sich von der Bürgermeisterin als kleines Dankeschön noch Schokolade abholen.
So süß kann Politik sein.