Rheinische Post Duisburg

Mit dem Smartphone durchs Museum

- VON PETER KLUCKEN

Ab sofort kann man im Museum der Deutschen Binnenschi­fffahrt die digitale Technik auf ganz einfache Weise nutzen. Dabei gibt es umfassende Informatio­nen in Wort, Bild, Ton und Sprache. Das Ganze hat Pilotchara­kter.

Zugegeben, beim Presseterm­in gestern morgen eierte mein Smartphone anfangs noch etwas. Doch dann hat es sich gefangen, und der anschließe­nde digitale Kurzrundga­ng durchs Museum der Deutschen Binnenschi­fffahrt machte richtig Spaß. Ab sofort bietet das Museum einen besonderen Service an: Besucherin­nen und Besucher können auf ihren eigenen Smartphone­s zu den Themen und Exponaten des Museums zusätzlich­e Informatio­nen in Form von Hördateien, Videos, Fotos und Texten erhalten.

Museumslei­ter Dr. Bernhard Weber und der wissenscha­ftliche Volontär Dr. Cornelius Lehmann haben im vergangene­n halben Jahr 54 Kapitel angelegt. Damit öffnet das Museum einen modernen Geschichts­zugang, der von Jung und Alt genutzt werden kann. Die Beiträge können je nach Wunsch auf Deutsch, Englisch, Niederländ­isch oder Französisc­h abgerufen werden. Zusätzlich gibt es auf Deutsch auch eine Führung für Kinder sowie ein Angebot in „Leichter Sprache“. Die deutschen Texte wurden von einer Schauspiel­erin und einem Schauspiel­er hier in Duisburg eingesproc­hen. Die fremdsprac­higen gesprochen­en Texte lieferte eine Agentur in Berlin.

Das Museum präsentier­t die Multimedia­führung in Zusammenar­beit mit der Berliner Firma Shoutrlabs, die das zugrunde liegende System entwickelt hat. Das Besondere an dem Shoutrlabs-Prinzip ist, dass der Nutzer nichts herunterla­den und keine App installier­en muss. Auch seine mobilen Daten werden nicht belastet. Mehrere WLAN-Router senden die Informatio­nen an das Endgerät. Einmal verbunden, lässt sich so der ganze Rundgang erkunden. Der Besucher hat dabei die Möglichkei­t, ganz nach seinem Geschmack zu diesem oder jenem Objekt Zusatzinfo­rmationen zu empfangen.

Dabei erfährt man viel mehr als das, was auf den Hinweissch­ildern im Museum (die natürlich nicht abgebaut werden) zu lesen ist. Cornelius Lehmann, der seit Mai 2017 im Museum arbeitet, konnte auch auf das filmische Archiv des Museums zurückgrei­fen. So kann man beispielsw­eise auf dem Display seines Smartphone­s einen Film sehen, der zeigt, wie das Prunkstück des Hauses, die Tjalk, in das zum Museum umgebaute Schwimmbad transporti­ert wurde. Auch erlaubt es die digitale Technik, dass man die einzelnen Seiten eines historisch­en illustrier­ten Buches, das in einer Vitrine aufbewahrt wird, lesen beziehungs­weise anschauen kann. Wer alle Informatio­nen abrufen möchte, die der neue digitale Rundgang bietet, müsste viele Stunden im Museum verbringen. In der Praxis wird es so sein, dass man sich mit einzelnen Kapiteln näher beschäftig­t, wäh- rend man bei anderen Themen auf die Details verzichtet.

Die Grundausrü­stung des multimedia­len Projekts hat 40.000 Euro gekostet, wovon der Landschaft­sverband Rheinland 25.000 Euro übernahm. Den Rest steuerte der Fördervere­in des Museums bei. Die Berliner Firma Shoutrlabs, die die Technik entwickelt­e, hat bislang noch nichts verdient, wie deren junger Leiter Ronald Liebermann gestern berichtete. Das wird sich aber, so hofft er, noch ändern: Während der Erprobungs­zeit im Februar ist der Service im normalen Eintrittsp­reis, der unveränder­t niedrig bleibt (4,50 Euro, ermäßigt zwei Euro) enthalten. Ab März wird pro Nutzer eine Gebühr von zwei Euro erhoben. Und von diesen zwei Euro bekommt Shoutrlabs 1,50 Euro. Wer ein Tablet im Museum ausleiht, muss dafür nichts extra bezahlen.

Museumslei­ter Bernhard Weber und Ronald Liebermann gehen davon aus, dass auch andere Museen die neue multimedia­le Technik übernehmen können. Gewiss werden in den nächsten Wochen und Monaten Vertreter von verschiede­nen Museen das Duisburger Schifffahr­tsmuseum besuchen, um dort zu erfahren, ob der neuartige digitale Rundgang auch anderswo genutzt werden kann. Nicht zuletzt animieren die digitalen Möglichkei­ten dazu, dass ganze Familien ins Schifffahr­tsmuseum gehen: da kann der Enkel den Großeltern vorführen, was man mit einem Smartphone so alles machen kann... Geöffnet ist das Museum der Deutschen Binnenschi­fffahrt dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr . Anschrift: Apostelstr­aße 84, 47119 Duisburg. Infos im Internet unter www.binnenschi­fffahrtsmu­seum.de

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FOTO: PETER KLUCKEN Das ist die Startseite des multimedia­len Rundgangs, der per Smartphone im Duisburger Museum unternomme­n werden kann.
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FOTO: ARCHIV Eine Tjalk: ein Exemplar dieses Schiffstyp ankert im Museum.

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