Rheinische Post Duisburg

Schacht’s Spiel für die Geschichts­bücher

- VON SEBASTIAN LATZEL

Am Wochenende trifft der MSV Duisburg auf Arminia Bielefeld. Der gebürtige Duisburger Dietmar Schacht, heute Trainer des SV Straelen, war als Profispiel­er für beide Vereine aktiv – mit den Arminen erlebte er ein Match, das Sportgesch­ichte schrieb.

STRAELEN Dietmar Schacht hat diverse Höhepunkte in seiner Karriere erlebt. Er war im zarten Alter von 22 Jahren der erste deutsche Spieler in Südkorea und holte dort direkt die Vizemeiste­rschaft, später schaffte er als Kapitän den Aufstieg mit Schalke 04 und wurde von den Fans zum Spieler der Saison gewählt. Echte Sportgesch­ichte schrieb Schacht allerdings mit Arminia Bielefeld. In der Saison 1986 / 87 wechselte er auf Leihbasis von Tennis Borussia zu den Ostwestfal­en. Hier wurde er schnell zur festen Größe, vor allem wegen seiner für einen Abwehrspie­ler bemerkensw­erten Torgefährl­ichkeit.

Und in Bielefeld trug Schacht mit dazu bei, dass am 18. Oktober 1986 Sportgesch­ichte geschriebe­n wurde. Da stand für die abstiegsbe­drohte Arminia die Partie gegen den FC Saarbrücke­n an. Bielefeld hatte allerdings mit einer bemerkensw­erten Verletzung­smisere zu kämpfen. Zahlreiche Spieler waren verletzt, der Kader schrumpfte und schrumpfte. Als sich dann auch noch Dietmar Schacht verletzte, standen den Arminen nur noch sieben einsatzber­eite Profis zur Verfügung. Da die Statuten damals aber noch untersagte­n, mehr als drei Amateure einzusetze­n, kam Arminia nicht mehr auf elf Spieler. Saarbrücke­n wollte den Armine noch entgegen kommen und das Spiel verlegen. Der DFB drohte dem Verein aber mit Punktabzug und so kam es am 18. Oktober auf der Alm zum historisch­en Duell. Arminia Bielefeld trat nur mit zehn Mann gegen Saarbrücke­n an. Schacht erlebte das Spiel von der Tribüne, hätte am liebsten selbst mitgespiel­t und erinnert sich noch heute lebhaft an die unbeschrei­bliche Atmosphäre. Es war ein Spiel David gegen Goliath, das nach wenigen Minuten noch mehr an Brisanz bekam. Da zog sich Thomas Ostermann einen Leistenbru­ch zu. Da er ein Profi war, durfte kein neuer Spieler eingewechs­elt werden. Arminia spielte mit neun Mann weiter. „Die Jungs haben gekämpft und gekämpft und sind auch in Unterzahl nicht einge- brochen“, erinnert sich Schacht. Sein Mannschaft­skollege Martin Kollenberg beschrieb es damals drastisch: „Wir fühlten uns wie Gladiatore­n, umzingelt von Raubtieren. Wir wussten: Eigentlich können wir uns gleich in den Staub werfen und uns fressen lassen.“

Saarbrücke­n ging in Führung, doch den dezimierte­n Arminen ge- lang tatsächlic­h der Ausgleich. Und mit den Fans im Rücken stemmten sich die tapferen Neun gegen die Niederlage. Auch die Zuschauer beteiligte­n sich am Zeitspiel und gaben den Ball erst nach wiederholt­er Aufforderu­ng des Stadionspr­echers zurück. Die Zeit tickte runter. Doch kurz vor Schluss gelangen Saarbrücke­n noch zwei Treffer zum 3:1- Sieg. Ein solches Spiel sollte es in der Geschichte des Profifußba­lls nicht mehr geben. Die ganze Partie ist noch heute für Schacht ein „Unding“. „Das Spiel hätte nie und nimmer angepfiffe­n werden dürfen, das war absolute Wettbewerb­sverzerrun­g“, sagt Schacht, der heute Trainer des Oberligist­en SV Straelen ist.

Zu Arminia gibt es kaum noch Verbindung­en, schließlic­h spielte er hier nur eine Saison. Sein Lieblingsv­erein sei Schalke 04, sagt er, doch auch beim MSV fiebert er immer noch mit. An die Zebras hat er nur die besten Erinnerung­en. Viel verdanke er vor allem Bernhard Dietz. Die MSV-Legende nahm den jungen Schacht damals unter seine Fittiche. „Nach jedem Training hat er mit mir noch Sonderschi­chten geschoben“, berichtet Schacht. Kein Wunder also, dass Schacht noch immer gute Verbindung­en zum MSV hat. Trainer Ilia Gruev war sogar sein Schützling, als Schacht Co-Trainer von Pierre Littbarski in Duisburg war. Schacht ist sicher: „Der MSV gewinnt mit 2:0.“

 ?? FOTO: LATZEL ?? Autogramm von Dietmar Schacht, darüber köpft Schacht im Arminen-Dress ein Tor. Dietmar Schacht ist Trainer des Oberligist­en SV Straelen.
FOTO: LATZEL Autogramm von Dietmar Schacht, darüber köpft Schacht im Arminen-Dress ein Tor. Dietmar Schacht ist Trainer des Oberligist­en SV Straelen.
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