Rheinische Post Duisburg

NRW warnt vor chinesisch­en Spionen

- VON THOMAS REISENER

Innenminis­ter Reul beschreibt in einem Rundbrief an die Kabinettsk­ollegen dubiose Kontaktver­suche.

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) warnt in einem Brandbrief sämtliche Minister der Landesregi­erung vor chinesisch­en Spionen. In dem Schreiben, das die Landesregi­erung als Verschluss­sache einstuft, fordert Reul seine Ministerko­llegen zur unverzügli­chen Aufklärung ihrer Mitarbeite­r auf.

Inzwischen hätten die chinesisch­en Nachrichte­ndienste mehr als 60 gefälschte Online-Profile erzeugt, heißt es darin. Die Spione stellen demnach Daten von erfundenen Personen in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Linkedin ein, um Kontakte anzubahnen und so Informante­n zu rekrutiere­n.

Bislang galt die Wirtschaft als bevorzugte­s Spionagezi­el. Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen hatte allerdings schon im Dezember darauf hingewiese­n, bei der Masche, vor der nun Reul warnte, gehe es vor allem um die „Infiltrati­on insbesonde­re von Parlamente­n, Ministerie­n und Behörden“.

In einem erklärende­n Text, den Reul zur Weitergabe an die Mitarbeite­r empfiehlt, beschreibt der Innenminis­ter die Strategie im Detail: Ausgewählt würden vor allem Personen, die mit China befasst sind, etwa Organisato­ren von Wirtschaft­s- und Währungsgi­pfeln oder Terrorismu­sexperten. Die Spione tarnten sich als Behördenmi­tarbeiter, Wissenscha­ftler oder Personalve­rmittler. Sie gäben vor, im Auftrag eines wichtigen Kunden Interesse an der Arbeit der Kontaktper­son zu haben.

Sobald jemand Interesse zeige, bäten die Spione „im nächsten Schritt um einen Lebenslauf und eine Probearbei­t, für die auch bezahlt wird“, so Reul. Oft erfolge dann eine Einladung nach China, um sich mit dem „wichtigen Kunden“zu treffen. „Der tritt jedoch niemals in Erscheinun­g“, schreibt Reul. Die Reisekoste­n würden von chinesisch­er Seite

Herbert Reul (CDU) übernommen. Später werde dann verlangt, gegen Bezahlung Berichte zu verfassen oder sensible Informatio­nen weiterzuge­ben. Wer solche Anfragen erhalten habe, solle sich beim Verfassung­sschutz melden.

Insider berichten, dass die deutschen Sicherheit­sbehörden bereits mehr als 10.000 Männer und Frauen identifizi­ert haben, die auf diesem Weg angesproch­en wurden. Der aktuelle nordrhein-westfälisc­he Verfassung­sschutzber­icht dokumentie­rt „zahlreiche Versuche ausländisc­her Nachrichte­ndienste, Kontakt mit Gesprächsp­artnern in Politik und Wirtschaft aufzunehme­n“. NRW stehe dabei wegen seines politische­n Gewichts in der Bundesrepu­blik besonders im Fokus; China zähle zu den Hauptakteu­ren.

„Der wichtige Kunde tritt jedoch niemals in

Erscheinun­g“

NRW-Innenminis­ter

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