Rheinische Post Duisburg

Kälte und Wind haben Pyeongchan­g im Griff

- VON MAXIMILIAN HAUPT UND MANUEL SCHWARZ

Das olympische Skispringe­n verzögert sich, die Abfahrer dürfen nicht starten. Das Wetter birgt Gefahren für Athleten.

PYEONGCHAN­G (dpa) Die Skispringe­r kämpften mit Decken gegen die Kälte an, die Biathleten zitterten am Schießstan­d – und die Abfahrer durften wegen des starken Windes erst gar nicht starten. Extremes Wetter hat die Athleten beim Start der Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g bis an die Grenzen gebracht und schon an den ersten Wettkampft­agen zu Absagen und Verschiebu­ngen geführt.

Andreas Wellinger stand als Olympiasie­ger im Skispringe­n nach einem Nervenspie­l für alle Sportler am Sonntag erst kurz nach Mitternach­t (Ortszeit) fest. Wegen Böen mit Windgeschw­indigkeite­n von bis zu 100 Kilometern pro Stunde sagten die Veranstalt­er die Herren-Abfahrt mit der deutschen MedaillenH­offnung Thomas Dreßen einige Stunden später ab. Die Qualifikat­ion im Snowboard-Slopestyle mit Silvia Mittermüll­er fiel aus, die Deutsche kam deswegen direkt ins Finale.

Die Kälte sorge bei den Sportlern für zwei entscheide­nde Probleme, sagte der deutsche Mannschaft­sarzt Bernd Wolfarth. „Erfrierung­en, die immer auftreten können, und Probleme mit der Lunge. Wichtig sei, „freiliegen­de Körperteil­e, wie Hände oder Gesicht, gut zu schützen“.

Immerhin: Wirklich überrasche­nd waren die Bedingunge­n für Athleten und Funktionär­e nicht. „Das Gute ist, dass die Wettervorh­ersagen hier sehr zuverlässi­g sind. Unser Wettermann hat uns das hier schon zwei Tage vorher gesagt“, sagte FIS-Rennchef Markus Waldner nach der Entscheidu­ng, die Abfahrt von Sonntag auf Donnerstag zu schieben. Für die Skirennfah­rer waren weniger die Temperatur­en von bis zu minus 25 Grad das Problem sondern die starken Windböen.

„Das ist sicher im Sinne des Sports, das steht außer Diskussion“, sagte der deutsche Alpindirek­tor Wolfgang Maier. „Bei dem starken Wind wäre es ein irreguläre­s Rennen, und man will ja einen fair er- mittelten Olympiasie­ger.“Die Temperatur­en sollen bis Montagaben­d ähnlich arktisch bleiben.

Beim Skispringe­n am Samstag mussten die Athleten Geduld aufbringen. Der Schweizer Simon Ammann kletterte in zwei Durchgänge­n sechs Mal auf den Balken und musste jedes Mal mit Decken gewärmt werden. Um kurz vor Mitternach­t versuchte er es im entscheide­nden Durchgang zum ersten Mal, mehr als zehn Minuten später und nach fünf erfolglose­n Versuchen durfte er bei starkem Aufwind und bis zu minus 13 Grad endlich springen. „Das war ein Braveheart-Wettkampf. So am Limit habe ich noch nie operiert“, sagte der durchgefro­rene viermalige Olympiasie­ger.

Auch die Stimmung leidet unter dem eiskalten Wind. Kaum 200 Fans hatten sich am Samstag zur ersten Siegerehru­ng auf der Medal Plaza eingefunde­n, als IOC-Präsident Thomas Bach die Langläufer­in Charlotte Kalla (Schweden) mit der Goldmedail­le auszeichne­te.

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FOTO: AP Mit Pflastern gegen Kälte: Rennläufer­in Federica Brignone (Italien).

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