Zwei Züge versetzen zeitgleich die Stadt in Helau-Stimmung
In Hamborn und Serm ließen sich die Zuschauer gestern nicht vom anfangs schlechtem Wetter abschrecken und feierten ausgelassen am Rande der bunten Umzüge – manche leider alkoholisiert.
Vom Hamborner Kinderzug behaupten die Veranstalter, die KG Rot-Weiß Hamborn-Marxloh, es sei der größte seiner Art in Europa. Das nachzuprüfen, ist aussichtslos. Aber die Menschenmenge, die sich gestern zwischen Altmarkt in Hamborn und Schwelgernstadion in Marxloh aufstellte, war schon beeindruckend und die gute Stimmung ebenfalls. Ob Kinderprinzenpaar oder Blumenkönigin aus Teneriffa, die Jecken jubelten jeder Gruppe und jedem Wagen begeistert zu. Nicht anders war es 25 Kilometer weiter Richtung Süden. Ab 14.11 Uhr stand Serm Kopf.
Kölns Oberbürgermeisterin Reker hatte den Straßenkarneval in der Domstadt jüngst als „allgemeines Besäufnis“bezeichnet. Wenn die Politikerin am Sonntag den Sermer Karnevalszug besucht hätte, hätte sie ihre Meinung wohl auch auf den Duisburger Süden ausgeweitet. Denn leider kam es wie schon den den Vorjahren zu etlichen PromilleZwischenfällen.
Doch abseits des Alkoholgenusses hatte die bunte Sermer Dorfstraße viel mehr zu bieten. Zum Beispiel kreative Kostüme. Karnevalisten in voller Footballmontur, eine ganze Gruppe Pilze und allen voran ein junger Mann in Alltagskleidung mit einem Schild um den Hals mit der Aufschrift „kreatives Kostüm“. Humor muss sein. Entlang der Dorfstraße veranstalteten viele Anwohner kleine Privatpartys, mit lauter Musik und eigener Verpflegung. In den oberen Etagen verwendeten die Sermer den Trick mit dem umgekehrten Regenschirm. Wie in einer Schale sammelten sich die Kamellen darin. Besonders eifrige Anwohner hatten sogar eigens Seilkonstruktionen gebaut, um möglichst viel einzusammeln.
Offiziell rechneten die Karnevalisten von der KG Südstern mit annäherend 10.000 Besuchern im Dorf. Tatsächlich dürften es aber ein paar mehr gewesen sein, die zum Teil aus Duisburgs Umfeld angereist waren. Alle freuten sich über den bunten, kreativ-gestalteten Zug. Und wer die Karnevalsnachrichten in den vergangenen Monaten ein wenig verfolgt hatte, konnte über den Mottowagen der KG Südstern auch ein bisschen schmunzeln. Das Drama um die Baugenehmigung für die Wagenbauhalle hatten die Sermer Jecken im Wagen verarbeitet, ein Paragrafenreiter saß vor einer riesigen Schreibmaschine und ließ die Mühlen der Bürokratie langsam mahlen.
Auch die Homberger Narren und andere benachbarte Karnevalsgesellschaften waren mit ihren „Narrenschiffen“vertreten. Viele Fußgruppen hatten sich aufwändige Verkleidungen einfallen lassen. Spinnen marschierten zum Beispiel über die Dorfstraße, mit sechs Beinen und inklusive Spinnennetz auf dem Rücken. Ein Stückchen dahin- ter flogen ein paar Heißluftballons vorbei, und andere Karnevalisten zeigten Bademoden von anno dazumal – Winterwetter hin oder her.