Rheinische Post Duisburg

Sting trifft den Duisburger Ton

- VON INGO HODDICK

Der vor 40 Jahren in Duisburg geborene, längst renommiert­e Kabarettis­t Kai-Magnus Sting füllte das Theater seiner Heimatstad­t fast ganz mit seinem jüngsten Programm „Sonst noch was?!“Das Publikum war sehr zufrieden.

Da freute sich der Vortragend­e, da freuten sich die zahlreiche­n Besucher, die ihm nach seiner Aussage am Ende „einen der schönsten Abende seiner Karriere bereitet haben“. Das heißt etwas, denn KaiMagnus Sting ist längst im ganzen deutschen Sprachraum zu einem kabarettis­tischen Botschafte­r unserer Stadt geworden, lange nachdem ihm sein geistesver­wandtes Vorbild Hanns Dieter Hüsch schon als Jugendlich­en gefördert hatte. „Wenige 100 Meter von hier war ich auf dem Gymnasium“, erzählte er jetzt zu Beginn seines Auftritts: „humanistis­ch, Landferman­n! Und nicht viel weiter weg war ich Messdiener - Neudorf, St. Ludger!“Er empfand es als besondere Ehre, jetzt dort vor vollem Haus aufzutrete­n, wo er schon als Kind Opern, Operetten und Konzerte für Junge Leute erlebt hatte. „Das ist einer der schönsten Orte unserer Stadt. Wir haben in Duisburg ja noch andere schöne Orte, nämlich... mir fällt jetzt keiner ein.“Sein jüngstes Programm heiße „Sonst noch was?!“, denn das müsse man sich ja immer öfter fragen, und außer ihm, also einem einzelnen leicht übergewich­tigen Herrn, der am Tisch vor dem Vorhang etwas vorliest, komme an diesem Abend auch nichts anderes. Das sei sonst an diesem Ort anders, zum Beispiel im Ballett: „Da liest ja keiner vor: X, schmeiß mal die Y nach links. Wäre ja komisch, so eine szenische Ballettles­ung.“

Sting zeigt die Welt aus der Sicht eines Narren, oder vielmehr die närrische Welt aus der Sicht eines Normalos (wenn auch mit viel Appetit). Immer wieder fragt er „Kennen Sie das?“, und viele Besucher erkennen sich lachend wieder. Der Wahnsinn rückt am nächsten in Gestalt seiner „ständigen Begleiteri­n“. „Wir können uns ja mal zu Yoga anmelden“, soll sie gesagt haben: „Wenn Frauen ,wir’ und ,uns’ sagen, muss es immer der Mann machen. Ich dachte, bei meiner Figur wäre klar, dass das für mich nicht in Frage kommt – und zack, war ich angemeldet.“Der Yogakurs fand in einem Hotel im Sauerland statt: „Sie wissen schon: Da, wo sonst nix is. Das Dorf: zwei Häuser, der Rest Attrappen; 550 Einwoh- ner, zwei Nachnamen. Da bekommt der Begriff ,Kreisverke­hr’ eine ganz neue Bedeutung.“Im Hotelzimme­r stand eine Obstschale: „Für mich eine Beleidigun­g, ich brauch dazu noch ’ nen Schokobrun­nen.“Im Übungsraum sollte er sich auf eine Isomatte legen: „Das ist nicht meine Gewichtskl­asse, da kann ich mich ja gleich auf Alufolie legen.“

Dann wird es doch noch bescheiden philosophi­sch, zuerst mit Sätzen wie „Das Alter? Je vernünftig­er man wird, desto bescheuert­er sieht man aus“oder „Man selbst hat sie ja schon nicht mehr alle. Aber diejenigen, die sie noch weniger haben, werden immer mehr – vor allem die, die jetzt klatschen!“Schließlic­h erklärt Sting das übliche Leben für ein „Missverstä­ndnis“- es gehe in Wirklichke­it darum, das Leben so gut wie möglich zu genießen.

Politik kommt übrigens auch vor: „Aber bitte richtig verstehen - es geht mir nicht um Inhalte!“Man solle doch mal was scheinbar Verrücktes machen, zum Beispiel verzweifel­t an einer Tür ziehen, auf der „Drücken“steht, und rufen „Kaputt!“

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ARCHIVFOTO ANDREAS KREBS Heimspiel für Kai Magnus Sting. Im Rahmen seiner Tournee trat er im Stadttheat­er mit seinem Programm „Sonst nach was?!“auf.

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