Altstadt: Pizzabäcker von Hells Angels erpresst?
In einem Lokal an der Bolkerstraße sind 34 Personen durch Tränengas verletzt worden. Der Inhaber behauptet, an dem Angriff seien Mitglieder der Rocker-Bande beteiligt gewesen. Die Polizei will die Zusammenhänge prüfen.
Wie erst jetzt bekannt wurde, sollen möglicherweise Rocker für einen Reizgas-Angriff auf die Pizzeria Munzur an der Bolkerstraße verantwortlich sein. Bei der Attacke sind am Donnerstagabend 34 Menschen verletzt worden, dazu kamen noch zehn Polizeibeamte, die ebenfalls unter Atemwegsreizungen litten. Die Ausschreitungen waren zunächst als Exzess feiernder Karnevalisten eingestuft worden. Vier Tatverdächtige wurden kurzfristig in Gewahrsam genommen. Was ist wirklich passiert? Das sagt der Inhaber Eren Aksu An Altweiber war sehr viel los in der Stadt. „Plötzlich kamen mehrere Mitglieder der Hells Angels in unseren Laden und haben 20 Prozent des Umsatzes gefordert. Uns wurde gesagt, wenn wir da nicht mitmachen, würden wir bald sterben“, sagt Eren Aksu. Zunächst dachte er, die ganze Sache wäre nur ein Spaß. „Ich habe mich natürlich geweigert, Geld an die Rocker zu bezahlen, ich bezahle kein Schutzgeld“, sagt Eren Aksu. „Schon vergangenes Jahr im November haben die gleichen Leute in meinem Döner-Imbiss an der Mühlenstraße genau die gleiche Masche versucht“, sagt Eren Aksu. Einige Minuten später eskalieren die Ereignisse. Der Angriff kam ebenso unerwartet wie überraschend. Plötzlich fliegen Gegenstände in die Pizzeria. „Ich habe ein führendes Mitglied der Hells Angels in Düsseldorf erkannt, der hatte eine Gaspistole in der Hand“, sagt Eren Aksu. Auf einem Video erkennbar: Vor der Tür steht ein Mann und sprüht aus einer großen roten Flasche Reizgas in das erst vor wenigen Wochen neu eröffnete Lokal.
Nach der Tränengas-Attacke versuchten die Täter, die Tür von außen zu verriegeln. An der Scheibe der Pizzeria klebt nun ein Plakat, auf dem steht „Kein Schutzgeld, keine Pizza und Hausverbot für Hells Angels“. Der Inhaber und seine Mitarbeiter wollen stark bleiben und sich nicht bedrohen lassen. Derzeit ist Eren Aksu allerdings außer Gefecht. Er habe eine Wodkaflasche über die Hand gezogen bekommen und sich das Handgelenk gebrochen. Die absolute Krönung des Wochenendes sei dann gewesen, das am Samstag erneut Mitglieder der Hells Angels aufgetaucht seien. Diesmal aber nicht vor der Pizzeria, sondern vor dem Döner-Laden an der Mühlenstraße. Das sagt die Polizei „Wir bestätigen nicht, dass an der Attacke auf die Pizzeria Mitglieder der Düsseldorfer Hells Angels beteiligt waren“, sagt Polizeisprecherin Anja Kynast auf Nachfrage der RP. Es werden allerdings mögliche Zusammenhänge geprüft und weiter ermittelt. Möglicherweise habe die Reizgas-Attacke auch ganz andere Hintergründe gehabt. Innerhalb der Polizei kümmere sich eine spezielle Ermittlungseinheit um Rocker-Kriminalität. Die Mitglieder, so Kynast, seien der Polizei bekannt und werden von den Beamten erkannt. „Die fahren aber nicht auf der Harley vor und tragen keine langen Bärte“, sagt Kynast. Am Samstagabend sind der Polizei allerdings erneut Mitglieder der Hells Angels aufgefallen. Kynast bestätigt allerdings die Schilderung des Pizzeria-Inhabers, das am Samstagabend an der Mühlenstraße Mitglieder der Rocker-Bande aufgetaucht sind. Die Polizei habe ihnen einen Platzverweis erteilt.
Die Beamten waren am gesamten vergangenen Wochenende mit Beamten der Bereitschaftspolizei im Einsatz. Sowohl am Freitag- als auch am Samstagabend hielten sich Bereitschaftspolizisten in der Nähe der Pizzeria auf. Die Zahl der Einsatzkräfte ist aufgrund der Karnevalstage erhöht worden. Aufgrund der Attacke in der Pizzeria seien nicht mehr Polizisten eingesetzt worden. Das sagen die anderen Wirte in der Altstadt „Unter den Altstadtwirten sind Schutzgelderpressungen von Rocker-Gruppen gar kein Thema“, sagt Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadtwirte. Nicht nur heute, sondern auch in den vergangenen Jahren sei das „kein Gesprächsstoff“gewesen. „Das war es noch nie und da hat mich auch bislang noch kein Kollege drauf angesprochen“, sagt Isa Fiedler.