Rheinische Post Duisburg

Schutz für Frauen – immer noch nötig

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RP) In diesem Jahr wird der Duisburger Verein „Frauen helfen Frauen“40 Jahre alt. Das Projekt, das sich anfangs überflüssi­g machen wollte, kommt „in die Jahre“.

1977 wurde häusliche Gewalt in Politik und Gesellscha­ft meist noch „Familienst­reit“abgetan. Einige in der Telefonsee­lsorge engagierte Frauen hatten jedoch in ihrer Arbeit andere Erfahrunge­n gemacht und hielten einen Zufluchtso­rt für notwendig. Doch die Verhandlun­gen mit der Stadt waren zähflüssig und brachten zunächst keine Ergebnisse. Spontan gründeten deshalb sieben Frauen am 1. Dezember 1977 den Verein „Frauen helfen Frauen Duisburg e.V“. Am 20. Februar 1978 war es dann soweit. Ohne öffentlich­e Unterstütz­ung mieteten die Frauen eine Wohnung an, die sie mit privaten Geld und Möbelspend­en renovierte­n und einrichtet­en. Das erste „Frauenhaus“in Duisburg und im Ruhrgebiet war eröffnet. Womit die Gründerinn­en nicht gerechnet hatten, war die Tatsache, dass die Zufluchtss­tätte innerhalb von 48 Stunden überfüllt war und die anwesenden Frauen zusammenrü­cken mussten, weil die Anfragen nicht abrissen.

In der konkreten Arbeit zeigte sich schnell die Notwendigk­eit, auch außerhalb des Frauenhaus­es ein femi- nistisch-parteilich­es Beratungsa­ngebot zu schaffen. Dies wurde 1980 durch die Einrichtun­g der Frauenbera­tungsstell­e realisiert. Ging es hier zu Anfang noch darum, die Frauen in Trennungs- und Scheidungs­situatione­n zu beraten, kamen schnell Gruppen und Einzelange­bote hinzu. 2004 übernahm die Frauenbera­tungsstell­e dann auch die Notrufarbe­it für die von Vergewalti­gung betroffene­n Frauen. Aktuell macht ein Großteil der Arbeit Prävention­sarbeit an Schulen, Beratung zu sexualisie­rter Gewalt gegen Frauen und Beratung von Flüchtling­sfrauen aus. Ziel des Vereins ist es bis heute, eine Zufluchtss­tätte und eine Beratungss­telle für psychisch und physisch misshandel­te Frauen und ihre Kinder zu unterhalte­n. Außerdem ist es ein zentrales Anliegen des Vereins, die gesamte gesellscha­ftliche Problemati­k der Unterdrück­ung von Frauen öffentlich zu machen.

Das Thema, Probleme mittels Gewalt zu lösen ist heute aktueller denn je. Die Einsätze der Polizei bei häuslicher Gewalt sind im vergangene­n Jahr angestiege­n, und auch wer einen Platz im Frauenhaus finden will, muss oft lange Wege in Kauf nehmen, da die Frauenhäus­er der Region die meiste Zeit des Jahres voll belegt sind.

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