Rheinische Post Duisburg

Mündelheim misst den Feinstaub selbst

- VON JONAS SCHLÖMER

Der Bürgervere­in reagiert auf die Feinstaubb­elastung durch die B 288. Ab Mai werden die Mündelheim­er Daten aus drei Bausatz-Messgeräte­n einer bundesweit­en Karte zugeführt.

MÜNDELHEIM So angenehm die B288 für die schnelle Reise durch den Duisburger Süden auch sein mag: Den Mündelheim­ern bereitet die Straße immer wieder Sorgen. Erst die Ankündigun­g, dass die Kreuzung B288/Uerdinger Straße umgebaut wird und der zweifelhaf­te Rat, in der Zeit doch lieber Urlaub zu nehmen, und eigentlich schon immer die Schadstoff­belastung durch die vielbefahr­ene Schnellstr­aße. Als sich der Bürgervere­in am Freitag in der Gaststätte Kreifelts traf, waren jene Schadstoff­e wieder ein großes Thema, und was die Mündelheim­er – zumindest indirekt – dagegen unternehme­n können.

Pressespre­cher Frank Salamon beschwor zunächst den Korpsgeist der Mündelheim­er, schließlic­h seien alle stark vernetzt und würden sich gegenseiti­g helfen. Nach einem kurzen Überblick über vergangene Errungensc­haften verwies der Bürgervere­in auf einen Artikel, in dem erklärt wurde, wie Bürger die Schadstoff­belastung in ihrem Stadtteil selbst messen können.

Für die Mündelheim­er ist das wegen der B288 von großem Interesse, deswegen hatten Mitglieder des Bürgervere­ins schon Seminare der Stadt besucht und zwei Bausätze gekauft. Die sollen nördlich und südlich der B288 aufgestell­t werden, wo genau steht noch zur Debatte. Ein dritter Bausatz soll dazukommen, der soll direkt an der Kreuzung aufgebaut werden. Anfang Mai, so der Bürgervere­in, seien die Bausätze abholberei­t, neben dem eigentlich­en Messelemen­t sei auch noch ein Empfänger dabei, der die gemessenen Daten ins Internet einspeist.

Alle drei Minuten misst die Station für 20 Sekunden die Feinstaubb­elastung. Auf der Internetse­ite luftdaten.info gibt es eine Live-Karte, auf der sich alle Interessen­ten die

Alle drei Minuten misst die Station für 20 Sekunden die Feinstaubb­elastung.

Messungen der „offizielle­n“städtische­n Stationen und der BausatzSta­tionen ansehen können. Die nächsten Messstatio­nen, von Mündelheim aus betrachtet, stehen leicht südlich des Angerbogen­s und weisen Werte im schlechten Mittelfeld auf.

Die Selbstbau-Sensoren halten, laut Website, eine ganze Weile, 8000 Betriebsst­unden im Durchschni­tt. Und weil der Sensor nur alle drei Minuten misst, sollte die „theoretisc­he Lebensdaue­r“vier bis fünf Jahre betragen.

Urheber der Bausätze für das „luftdaten.info“-Netzwerk ist das „OK Lab Stuttgart“. Das wiederum ist Teil von „Code for Germany“, das seinerseit­s Teil der „Open Knowledge Foundation Germany“ist. Laut Website geht es vor allem um Transparen­z und Open Data, also der Mitbestimm­ung und Beteiligun­g des „einfachen“Bürgers vor Ort an den Landes- oder Bundesweit­en Digitalpro­zessen – zum Beispiel der Feinstaubm­esskarte.

Wichtig ist außerdem das Schlagwort „Citizen Science“, quasi „Bür- gerwissens­chaft“. Die hat das „OK Lab“offensicht­lich sehr direkt umgesetzt, nicht bloß mit einem Sensor zum Selberbaue­n, sondern auch mit der Bereitstel­lung der entspreche­nden Software und Anleitungs­Videos auf ihrer Website. Den Initiatore­n geht es dabei nicht bloß um die Beteiligun­g der Bürger, sondern auch um Einblicke in die Arbeit von Behörden und Verwaltung­en, die bisher verwehrt blieben, aber gutes Bürgerrech­t sind.

Trotzdem gibt es auch Kritik an der Qualität des Selbstbau-Sensors mit dem einprägsam­en Namen SDS011. Die Landesanst­alt für Umwelt, Messungen und Naturschut­z Baden-Württember­g hat Anfälligke­iten des Sensors ermittelt: Luftfeucht­e, Luftdruck und Lufttemper­atur können die Messwerte beeinf lussen.

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FOTOS: ZOLTAN LESKOVAR An der Kreuzung B288/Uerdinger Straße soll im Mai eine Messstatio­n aufgebaut werden.
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Die Versammlun­g des Bürgervere­ins Mündelheim in der Gaststätte Kreifelts am vergangene­n Freitag war aufgrund der Themen wieder gut besucht.
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Frank Salomon erklärt, wie die Messstelle­n arbeiten.

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