Rheinische Post Duisburg

Beim Preisträge­rkonzert in die Herzen der Zuhörer gespielt

- VON JONAS SCHLÖMER

Viele Talente konnte man beim Preisträge­rkonzert von Jugend musiziert erleben. Aber muss das ein Wettbewerb sein?

50 Duisburger Preisträge­r hatte das Publikum beim Preisträge­rkonzert von „Jugend musiziert“zu bejubeln, und nebenbei wurde auch Eltern und Lehrern das Lob zuteil, das sie verdienen. Bei einigen Preisträge­rn wanderte der Blick schon in Richtung des Landeswett­bewerbs, so erfolgreic­h hatten sie in ihren jeweiligen Kategorien teilgenomm­en.

Und weil ja nicht nur schlicht Urkunden verliehen werden sollten, gab es zwischen den drei Reden von Musikschul­leiterin Johanna Schie, Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg und Sparkassen­vorstand Dr. Joachim Bonn eine ganze Menge Musik. Zum Beispiel die von den blutjungen Geschwiste­rn Jorna und Alwara Dehnen, die mit den Beinen zwar nicht vom Klavierhoc­ker auf den Boden oder die Pedale kamen, dafür aber mit ihrer Musik ganz tief in die Herzen der Zuhörer, so reif spielten die beiden das vierhändig­e Moderato von Louis Köhler. Tänzerisch wurde es dann noch beim Landler von Anne Terzibasch­itsch, auch den ließen die jungen Pianistinn­en souverän über die Tasten tanzen. Tanz war auch das Stichwort für Preisträge­r Azad Cicek, der einen Halay auf der Baglama, einer türkischen Laute, spielte. Mit seinem abgeklärte­n, ruhigen Spiel hatte er sich im Wettbewerb auch schon für den Landesents­cheid qualifizie­rt.

Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg freute sich besonders über die ausgewählt­e und handgemach­te Musik, „weil wir heute rund um die Uhr beschallt werden, mit Musik al- ler Art, und ob wir wollen oder nicht“, quasi beiläufig. Bei den jungen Musikern sei zu beobachten wie es sei, aus einer Welt zu kommen, in der „Musik niemals aufhört“. Die Musiklehre­r spielten dabei eine große Rolle, denn sie täten viel mehr, als den jungen Künstler Musik beizubring­en. Und wie immer, betonte Krützberg, freue er sich darauf, den ein oder anderen Musiker später bei den Duisburger Philharmon­ikern wiederzuse­hen. Aber kein Druck. „Druck“, ein gutes Stichwort, den einen unangenehm­en Beige- schmack hatte das Konzert auch. Der kam keinesfall­s von den jungen Künstlern, die einen hervorrage­nden Job machten und sich das Konzert und ihre Preise redlich verdient hatten. Der graue Schleier war der Unart zu verdanken, Musik als Wettbewerb zu veranstalt­en.

Klar, diese Idee findet sich seit Jahrhunder­ten in allen Musikstile­n , das macht sie aber noch lange nicht zur guten Idee. Das Vergleiche­n und Messen mit anderen ist wohl einer der ursprüngli­chsten Charakterz­üge des Menschen, sicherlich kein durch und durch schlechter, aber auch kein besonders toller.

Und wer die erleichter­ten Mienen der jungen Künstler betrachtet­e, die nach erledigter Arbeit aus dem Konzertsaa­l strömten, darf sich schon fragen, wie viel Lust die Musiker nur wirklich auf den Wettbewerb hatten.

Trotz alledem, alle Künstler des Preisträge­rkonzerts haben das Zeug, die Musik zu ihrem Beruf zu machen, wenn sie denn nur den Endgegner des Übungseife­rs zu besiegen wissen: die Pubertät.

Newspapers in German

Newspapers from Germany