Frischluft oder Geschäfte im 16. Stock
Die Umweltgruppe-West will den Bau eines Hochhauses im Chinesischen Handelszentrum im Businesspark Asterlagen verhindern. Der Investor strebt eine Nutzungsplan-Änderung an, käme aber auch mit flachen Bauten klar.
ASTERLAGEN So unterschiedlich sind die Betrachtungsweisen: Für die einen ist es eine Landmarke mit bester Sicht von oben. Für die anderen steht ein 16-etagiges Gebäude der die Innenstadt versorgenden Frischluftschneise im Weg. Die einen, die Firma Starhai-Group aus der Innenstadt, möchte das geplante Chinesische Handelszentrum im Businesspark Niederrhein am liebsten mit einem Hochhaus versehen. Die anderen, die UmweltgruppeWest, pocht auf die dort per Flächennutzungsplan vorgesehene maximal erlaubte Höhe von fünf Geschossen.
„Bei den Plänen für das chinesische Handelszentrum sehen wir genau hin“, sagt Norbert Bömer. Der Vorstand der Umweltgruppe verweist auf einen langen Kampf, den es vor 25 Jahren beim Bau des Businessparks gegeben habe. Dieser sei in einer Zone entstanden, durch die ungehindert frische Kaltluft vom Niederrhein in Richtung Innenstadt gelangen konnte. Daher sei der Kompromiss entstanden, dort nicht höher als fünfetagig bauen zu dürfen. „Das soll auch so bleiben“, fordert Norbert Bömer. Dafür, dass dies womöglich nicht so bleibt, müsse der Flächennutzungsplan entsprechend geändert werden, wogegen sich die Umweltgruppe zur Wehr setzen will.
Andere Rheinseite, andere Sichtweise: Für Rolf Sasse, Vertriebs- und Marketingleiter der Starhai-Group mit Sitz in der City, ist das Hochhaus samt Gastronomie in einer der oberen Etagen ein wichtiger Bestandteil des Projekts. „Der Chinese schließt seine Geschäfte gerne beim Essen ab“, sagt Sasse und meint, dass dabei wohl auch ein hübscher Blick gen Ruhrgebiet oder Niederrhein nicht hinderlich sei. Die mögliche Änderung der Nutzungspläne würden in den Händen von Stadt und Politik liegen, „wir schauen, wie es sich entwickelt.“
Der Geschäftsmann hofft, dass dies möglichst schnell geht, sollen doch bereits Ende des Jahres die Bagger rollen. Und das Büro-Hochhaus soll gleich im ersten Bauabschnitt am östlichen Ende des Baufeldes zur Essenberger Straße hin entstehen. Sasse stellt aber klar, dass die Pläne mit dem Hochhaus nicht in Stein gemeißelt sind. „Bleibt der Nutzungsplan bestehen, ändern wir unsere Pläne und bauen fünfetagig. Das Gesamtprojekt ist davon nicht betroffen.“
Die bereits vor Monaten von der Umweltgruppe ins Spiel gebrachte Ansiedlung des Handelszentrums auf dem „Nicht-DOC-Gelände“am Hauptbahnhof ist für Rolf Sasse keine Option. Von womöglich schwierigen Verhandlungen mit dem Besitzer des Grundstücks Kurt Krieger habe er gehört, zudem würden die chinesischen Investoren die Nähe zum Logport-Gebiet, „dem Ende der Seidenstraße“, bevorzugen. Dafür sei der Businesspark im linksrheinischen Asterlagen ideal.
Ob es ein Hochhaus auf dem Gelände geben wird – laut Starhai zieht das auch auf dem Gelände geplante Hotel dort nicht ein – könnte laut Aussage der Umweltgruppe auch von der Bodenbeschaffenheit abhängen. „Unserer Ansicht nach ist der Boden für solche Lasten eben nicht geschaffen“, sagt Bömer, der frühere Gutachten zitiert, die der Redaktion vorliegen.
Ebenso befinde sich laut der Umweltgruppe das Gelände teilweise innerhalb einer Schutzzone, die um das Venator-Chemiewerk an der Duisburger Straße im benachbarten Homberg gezogen wurde. So fordere die Bezirksregierung Düsseldorf, die Umweltgruppe hatte dies angefragt, dass neue Gewerbe- und Wohnbebauung Abstände von bis zu 1050 Metern vom Werk haben müssen. „So liegt ein kleiner Bereich des geplanten Handelszentrums innerhalb dieser Schutzzone“, erläutert Bömer.
Bis zum Jahr 2022 soll das Chinesische Handelszentrum stehen, die Starhai-Group will über chinesische Investoren rund 250 Millionen Euro investieren, dabei bis zu 2000 Arbeitsplätze schaffen (siehe auch Info-Kasten links). Ob die Geschäfte der neu angesiedelten Firmen tatsächlich mit Blick aus dem 16. Stock abgewickelt werden, bleibt dagegen abzuwarten.