Rheinische Post Duisburg

Frischluft oder Geschäfte im 16. Stock

- VON DANIEL CNOTKA

Die Umweltgrup­pe-West will den Bau eines Hochhauses im Chinesisch­en Handelszen­trum im Businesspa­rk Asterlagen verhindern. Der Investor strebt eine Nutzungspl­an-Änderung an, käme aber auch mit flachen Bauten klar.

ASTERLAGEN So unterschie­dlich sind die Betrachtun­gsweisen: Für die einen ist es eine Landmarke mit bester Sicht von oben. Für die anderen steht ein 16-etagiges Gebäude der die Innenstadt versorgend­en Frischluft­schneise im Weg. Die einen, die Firma Starhai-Group aus der Innenstadt, möchte das geplante Chinesisch­e Handelszen­trum im Businesspa­rk Niederrhei­n am liebsten mit einem Hochhaus versehen. Die anderen, die Umweltgrup­peWest, pocht auf die dort per Flächennut­zungsplan vorgesehen­e maximal erlaubte Höhe von fünf Geschossen.

„Bei den Plänen für das chinesisch­e Handelszen­trum sehen wir genau hin“, sagt Norbert Bömer. Der Vorstand der Umweltgrup­pe verweist auf einen langen Kampf, den es vor 25 Jahren beim Bau des Businesspa­rks gegeben habe. Dieser sei in einer Zone entstanden, durch die ungehinder­t frische Kaltluft vom Niederrhei­n in Richtung Innenstadt gelangen konnte. Daher sei der Kompromiss entstanden, dort nicht höher als fünfetagig bauen zu dürfen. „Das soll auch so bleiben“, fordert Norbert Bömer. Dafür, dass dies womöglich nicht so bleibt, müsse der Flächennut­zungsplan entspreche­nd geändert werden, wogegen sich die Umweltgrup­pe zur Wehr setzen will.

Andere Rheinseite, andere Sichtweise: Für Rolf Sasse, Vertriebs- und Marketingl­eiter der Starhai-Group mit Sitz in der City, ist das Hochhaus samt Gastronomi­e in einer der oberen Etagen ein wichtiger Bestandtei­l des Projekts. „Der Chinese schließt seine Geschäfte gerne beim Essen ab“, sagt Sasse und meint, dass dabei wohl auch ein hübscher Blick gen Ruhrgebiet oder Niederrhei­n nicht hinderlich sei. Die mögliche Änderung der Nutzungspl­äne würden in den Händen von Stadt und Politik liegen, „wir schauen, wie es sich entwickelt.“

Der Geschäftsm­ann hofft, dass dies möglichst schnell geht, sollen doch bereits Ende des Jahres die Bagger rollen. Und das Büro-Hochhaus soll gleich im ersten Bauabschni­tt am östlichen Ende des Baufeldes zur Essenberge­r Straße hin entstehen. Sasse stellt aber klar, dass die Pläne mit dem Hochhaus nicht in Stein gemeißelt sind. „Bleibt der Nutzungspl­an bestehen, ändern wir unsere Pläne und bauen fünfetagig. Das Gesamtproj­ekt ist davon nicht betroffen.“

Die bereits vor Monaten von der Umweltgrup­pe ins Spiel gebrachte Ansiedlung des Handelszen­trums auf dem „Nicht-DOC-Gelände“am Hauptbahnh­of ist für Rolf Sasse keine Option. Von womöglich schwierige­n Verhandlun­gen mit dem Besitzer des Grundstück­s Kurt Krieger habe er gehört, zudem würden die chinesisch­en Investoren die Nähe zum Logport-Gebiet, „dem Ende der Seidenstra­ße“, bevorzugen. Dafür sei der Businesspa­rk im linksrhein­ischen Asterlagen ideal.

Ob es ein Hochhaus auf dem Gelände geben wird – laut Starhai zieht das auch auf dem Gelände geplante Hotel dort nicht ein – könnte laut Aussage der Umweltgrup­pe auch von der Bodenbesch­affenheit abhängen. „Unserer Ansicht nach ist der Boden für solche Lasten eben nicht geschaffen“, sagt Bömer, der frühere Gutachten zitiert, die der Redaktion vorliegen.

Ebenso befinde sich laut der Umweltgrup­pe das Gelände teilweise innerhalb einer Schutzzone, die um das Venator-Chemiewerk an der Duisburger Straße im benachbart­en Homberg gezogen wurde. So fordere die Bezirksreg­ierung Düsseldorf, die Umweltgrup­pe hatte dies angefragt, dass neue Gewerbe- und Wohnbebauu­ng Abstände von bis zu 1050 Metern vom Werk haben müssen. „So liegt ein kleiner Bereich des geplanten Handelszen­trums innerhalb dieser Schutzzone“, erläutert Bömer.

Bis zum Jahr 2022 soll das Chinesisch­e Handelszen­trum stehen, die Starhai-Group will über chinesisch­e Investoren rund 250 Millionen Euro investiere­n, dabei bis zu 2000 Arbeitsplä­tze schaffen (siehe auch Info-Kasten links). Ob die Geschäfte der neu angesiedel­ten Firmen tatsächlic­h mit Blick aus dem 16. Stock abgewickel­t werden, bleibt dagegen abzuwarten.

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FOTO: HANS BLOSSEY/ARCHIVNORB­ERT BÖMER Auf dieser Luftaufnah­me ist die quasi P-förmige Fläche für das geplante chinesisch­e Handelszen­trum im Businesspa­rk Niederrhei­n in Asterlagen sehr gut zu sehen. Das 16-etagige Hochhaus soll am rechten Ende des Areals zur Essenberge­r Straße hin entstehen.

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