Rheinische Post Duisburg

Das schwungvol­lste Kammerkonz­ert

- VON INGO HODDICK

Im fünften Kammerkonz­ert in der Mercatorha­lle gastierte „Spark – die klassische Band“. Unter dem Motto „Yesterday Once More“gab es einen Rückblick auf zehn Jahre Kammermusi­k für jüngere Menschen.

Andrea Ritter (Blockflöte), Daniel Koschitzki (Blockflöte und gelegentli­ch Melodica), Stefan Balaszovic­s (Violine und gelegentli­ch Viola), Victor Plumettaz (Violoncell­o) und Arseni Sadykov (Klavier) verbinden seit zehn Jahren verschiede­nste Blockflöte­n von Sopranino bis Großbass mit einem klassische­n Klaviertri­o, den Feinsinn und die Präzision der Kammermusi­k mit dem Biss einer Rockband, Barockes mit Volksmusik­alischem und vor allem Zeitgenöss­ischem. Hier gab es Highlights aus vier Programmen, die zugleich CDs sind, beginnend mit „Downtown Illusions“(2010). Oder wie es der moderieren­de Daniel Koschitzki sagte: „Diesen Stücken wieder zu begegnen, ist wie alte Freunde wieder zu treffen. Wir haben uns mit ,Spark’ unsere eigene Spielwiese geschaffen – es ist großartig, nach zehn Jahren damit auf der Bühne einer Mercatorha­lle stehen zu dürfen.“

Zu hören gab es unter anderem zwei Kompositio­nen des 1970 in Ankara geborenen Pianisten Fazil Say, Musikpreis­träger der Stadt Duis- burg 2017 (die RP berichtete). Die eine war „Kumru“(1997) im Arrangemen­t von Daniel Koschitzki. Der Titel bedeutet im Türkischen „Taube“, so heißt aber auch Says Tochter. Dieser melodiöse und stimmungsv­olle Track aus dem „Spark“-Album „Folk Tunes“(2012) wird bis heute am häufigsten in Sampler aufgenomme­n und im Radio gespielt. Die andere war Says frühes und wildes Klavierstü­ck „A Derwish in Manhattan“(1993) aus der „Spark“-CD „Wild Territorie­s“(2015).

Besonders gespannt sein konnte man auf die letzten fünf Beiträge, denn die stammten aus der jüngsten Produktion des Ensembles „On the Dancefloor“, die CD-Veröffentl­ichung ist vorgesehen für den Frühsommer 2018. Darin soll gezeigt werden, dass Tanz nicht nur Bewegung zur Musik ist, sondern Leidenscha­ft und pure Lebenslust. Das ging von der quirligen „Badinerie“aus der Orchesters­uite Nr. 2 h-Moll BWV 1067 von Johann Sebastian Bach, übrigens mit den Zusätzen von Gustav Mahler, bis zu der Technonumm­er „On the Dancefloor“(2016) von dem 1979 geborenen Stuttgarte­r Komponiste­n Sebastian Bartmann. Besonders klangvoll hat Andrea Ritter das „Rigaudon“aus „Le tombeau de Couperin“von Maurice Ravel für „Spark“bearbeitet. Und da fehlte natürlich nicht der titelgeben­de Carpenters-Song „Yesterday Once More“.

Die unbändige Energie und die vorzüglich­e Spieltechn­ik begeistert­en im Kammerkonz­ert auch den älteren Teil des Publikums. Da waren dann zwei Zugaben fällig, nämlich „Scotch Club“von dem „Spark“Cellisten Victor Plumettaz, sozusagen der eigene Sound in Reinkultur, und ein ausnahmswe­ise ziemlich schmalzige­s Arrangemen­t von Cole Porters „Beguin the beguine“.

Das nächste, sechste Kammerkonz­ert am Sonntag, 18. März, um 19 Uhr, in der Philharmon­ie Mercatorha­lle, kehrt zurück zum Ernst des Lebens. Denn dann spielen der Pianist Boris Giltburg, Duisburgs derzeitige­r „Artist in Residence“(Gastkünstl­er) und das Pavel Haas Quartet drei Werke von Dmitri Schostakow­itsch.

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