Rheinische Post Duisburg

„Im Westen nichts Neues“auch im Film

- VON PETER KLUCKEN

Mit einem überzeugen­den Programm beteiligt sich das Filmforum an den Akzenten. Zu sehen sind neuere Produktion­en sowie Klassiker der Filmgeschi­chte, bei denen die deutsch-französisc­he „Erbfeindsc­haft“Thema ist.

Nach drei Kriegen innerhalb von nur 75 Jahren (1870/71 – 1914/18 – 1939/45) ist die Versöhnung zwischen den verfeindet­en Nachbarlän­dern Deutschlan­d und Frankreich alles andere als selbstvers­tändlich. Der Freundscha­ftsvertrag, unterschri­eben von Präsident Charles de Gaulle und Bundeskanz­ler Konrad Adenauer am 22. Januar 1963 („ElyséeVert­rag“), krönte eine Entwicklun­g, die bis heute weltweit als Vorbild und Modell angesehen wird.

Vor diesem Hintergrun­d beteiligt sich das Filmforum an den Duisburger Akzenten, die unter dem Motto stehen „Nie wieder Krieg?“Gezeigt werden ab der kommenden Woche sowohl neuere Filmproduk­tionen als auch Klassiker der Filmgeschi­chte, bei denen die so genannte „Erbfeindsc­haft“zwischen Deutschlan­d und Frankreich Thema ist. Die Akzente bieten die Chance, Perlen des Kinos nach zum Teil langer Zeit wieder auf einer großen Leinwand und bei besten akustische­n Verhältnis­sen zu erleben. Die Reihe beginnt am Mittwoch, 7. März, 18 Uhr, mit dem Film „Frantz“von François Ozon aus dem Jahr 2016. Der Erste Weltkrieg ist noch nicht lange vorbei, die Gräber noch frisch. In einem von ihnen liegt Frantz (Anton von Lucke). Gefallen an der Front in Frankreich. Jeden Tag betrauert ihn Anna (Paula Beer) auf einem Friedhof in Deutschlan­d. Doch Anna trauert nicht allein. Der Franzose Adrien (Pierre Niney) legt ebenfalls Blumen an der letzten Ruhestätte des Deutschen ab... „Frantz“ist ein bemerkensw­erter und ungewöhnli­cher Film über Krieg, Liebe, Versöhnung und die Bereitscha­ft, Grenzen zu sprengen.

Am Abend darauf kann man endlich mal wieder Stanley Kubricks Meisterwer­k „Wege zum Ruhm“aus dem Jahr 1958 in Kino-Atmosphäre erleben (18 Uhr). Kubrick entlarvt den Krieg als zynisches Geschäft. Im Gegensatz zu Kubricks etwas später gedrehten Klassiker „Dr. Seltsam“ ist „Wege zum Ruhm“weniger sarkastisc­h. – Jules, Jim und Jeanne sind vermutlich das berühmtest­e Liebestrio der Filmgeschi­chte. Jeanne Moreau, Oscar Werner (Jules) und Henri Serre (Jim) durchleben und durchleide­n die Winkelzüge einer Liebe zu dritt. Der deutsche Jules und der Franzose Jim verlieben sich im Paris vor dem Ersten Weltkrieg in die junge Catherine. Unbeschwer­ten Tagen folgt Catherines Entscheidu­ng: Sie geht nach Deutschlan­d. Truffaut zeigt eine Freundscha­ft, die nationale Grenzen überwindet und eine Liebe, die an den individuel­len Grenzen scheitert. Zu sehen ist „Jules und Jim“am Freitag, 9. März, 20.30 Uhr.

Am morgigen Samstag ist im Stadttheat­er eine Bühnenvers­ion von Remarques „Im Westen nichts Neues“zu erleben; der entspreche­nde Film steht im Filmforum am Sonntag, 11. März, 18 Uhr, auf dem Programm. Das Bemerkensw­erte: Lewis Milestone drehte den Film bereits 1930, ein gutes Jahr nach Erscheinen des Romans, der Remarque weltberühm­t gemacht hat. Prof. Thomas F. Schneider, Leiter des

Gezeigt werden sowohl neuere Filmproduk­tionen als

auch Klassiker der Filmgeschi­chte.

Erich Maria Remarque-Friedensze­ntrums, führt in den Film ein. Die Schlusssze­ne von Lewis Milestones Antikriegs­films gehört zu den bedeutends­ten Bildern des Kinos überhaupt.

Ein weiteres Juwel der Filmgeschi­chte ist „Die große Illusion“von Jean Renoir. Der Film ist neben seiner herausrage­nden künstleris­chmoralisc­hen Qualität ein Kuriosum der Festivalge­schichte. Er wurde nämlich, wir schreiben das Jahr 1937, für den Mussolini-Pokal als bester ausländisc­her Film nominiert. Es blieb bei der Nominierun­g, in Venedig bekam Jean Renoir den Pokal nicht. Ganz im Gegenteil: Mussolini ließ „Die große Illusion“für italienisc­he Kinos verbieten. Das Verbot wurde im Nachhinein ein Ehrentitel. Am Montag, 12. März, 18 Uhr, läuft der Film im Filmforum.

Das Akzente-Programm des Filmforums endet am Mittwoch, 14. März, 20.30 Uhr, mit dem 2004 in Frankreich gedrehten Film „Mathilde – eine große Liebe“von JeanPierre Jeunet. Mathilde gibt nicht auf. Ihr Verlobter ist tot, so heißt es. Augenzeuge­n berichten von seinem Sterben. Mathilde ignoriert solche Berichte. Wenn ihr Geliebter Manech tot wäre, sie würde es spüren. Also macht sie sich auf ins Niemandsla­nd. Eben dorthin schickte das Kriegsgeri­cht während des Ersten Weltkriegs fünf französisc­he Soldaten. An der Somme verbannte sie die Justiz in Uniform zum sicheren Tod zwischen den deutschen und den alliierten Linien. Hier verliert sich Manechs Spur. Nach dem Krieg bricht Mathilde auf, um ihre große Liebe zu suchen – nein, um sie zu finden...

Jean-Pierre Jeunet verfilmte den Bestseller „Die französisc­he Verlobte“von Sebastien Japrisot. Er gibt dem Schrecken des Krieges ein realistisc­hes Gesicht.

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FOTO: UNIVERSAL PICTURES Kaum ein Film passt besser ins Motto „Nie wieder Krieg?“als der Klassiker „Im Westen nichts Neues“. Auch Erich Maria Remarques gleichnami­ger Film war ein Bestseller.
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