Zverev zofft sich mit Ex-Trainer Ferrero
Deutschlands bester Tennisspieler und der Spanier sehen die Schuld für die Trennung jeweils im Verhalten des anderen.
ACAPULCO (sid) Alexander Zverevs Halbfinal-Aus beim Turnier in Acapulco ist am Wochenende angesichts einer verbalen Schlammschlacht zwischen Deutschlands bestem Tennisspieler und seinem früheren Trainer Juan Carlos Ferrero in den Hintergrund geraten. Nach Zverevs vorwurfsvollen Äußerungen zur gescheiterten Zusammenarbeit mit Ferrero hatte der Spanier zum verbalen Gegenschlag ausgeholt. Der ehemalige Weltranglistenerste wirft Deutschlands Spitzenspieler Disziplinlosigkeit vor.
„Ich habe ihm vom ersten Tag an gesagt, dass es nicht in Ordnung ist, jeden Tag 20 oder 30 Minuten zu spät zum Training zu kommen und dass ihm ein wenig mehr Disziplin hilft, auch technisch besser zu werden“, sagte Ferrero laut der spanischen Sporttageszeitung „Marca“. Anfangs habe sich der Hamburger noch an die Vorgaben gehalten. „In den ersten Monaten war er disziplinierter und respektvoller, aber mit steigendem Selbstvertrauen hat er die vereinbarten Regeln nicht mehr beachtet“, führte der 38-Jährige aus.
Ferrero zog trotz der gescheiterten Kooperation ein positives Fazit seiner Zeit an der Seite des Weltranglistenfünften: „Mir bleibt die Erfahrung, ihm zu seinen ersten beiden Masters-Erfolgen verholfen zu haben: In Rom habe ich ihn per Telefon beraten, in Montreal dann persönlich.“
Zverev hatte die Trennung nach nur sieben Monaten zuvor mit einem heftigen Streit am Rande der diesjährigen Australian Open begründet. „Es gab einen Moment, da war er respektlos gegenüber dem gesamten Team“, sagte der 20-Jährige. „Das ist der Grund, warum wir die Zusammenarbeit beenden mussten.“
In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“verwies Zverev zudem auf inhaltliche Differenzen mit dem früheren Weltranglistenersten. „Er wollte aus mir einen sehr ruhigen, balancierten Kerl machen – der ich nie war und nie sein werde“, sagte der Weltranglistenfünfte: „Wenn ich mal einen Schläger kaputt gemacht habe, habe ich danach immer viel besser gespielt. Ferrero ist halt aus einer anderen Schule. Er ist in Spanien aufgewachsen, wo der Trainer der Gott ist.“
Die Möglichkeit einer zeitnahen Zusammenarbeit mit der deutschen Tennis-Ikone Boris Becker verwarf Zverev, wie es zuvor bereits Becker selbst auch getan hatte: „Er ist DTBChef, er fährt zu ein paar Turnieren im Jahr mit, aber auch, um die anderen deutschen Spieler zu sehen, und das ist es“, sagte Zverev: „Ich habe darüber noch kein einziges Mal nachgedacht. Ich denke, er wird Dinge wissen, die mir sehr helfen würden. Aber momentan gibt es keinen Zusammenhang mit einer Fulltime-Beschäftigung.“
In der Vorwoche war bekannt geworden, dass Zverev und Ferrero nach nur sieben Monaten wieder getrennte Wege gehen. Der Spanier war im Juli 2017 zum Trainer- und Betreuerteam des Hamburgers gestoßen, zu dem außerdem dessen Vater Alexander Zverev senior, Bruder Mischa, Mutter Irina und Fitnesscoach Jez Green gehören.
Bei der mit umgerechnet 1,43 Millionen Euro dotierten Veranstaltung in Acapulco hatte Zverev seine erste Finalteilnahme auf der ATP-Tour in diesem Jahr verpasst. Er verlor sein Halbfinale gegen den Weltranglistenneunten Juan Martin del Potro (Argentinien/Nr. 6 der Setzliste) mit 4:6, 2:6. Del Potro gewann das Turnier schließlich auch durch ein 6:4, 6:4 gegen Kevin Anderson aus Südafrika.