Rheinische Post Duisburg

Die Grippewell­e fordert ihren Tribut

- VON SVEN KOWALSKI

Winterlauf­serie: Vor dem Startschus­s kommt die Zeit der fleißigen Helfer, die den Schnee von den Strecken räumen.

Die Hoffnung auf einen Hauch von Frühling hatten die Wetterprog­nosen den Veranstalt­ern der Winterlauf­serie zum zweiten Teil ihrer 33. Ausgabe gemacht. Doch als die Organisato­ren vom ASV Duisburg am Samstagmor­gen das Leichtathl­etikstadio­n in Wedau betraten, wich die Hoffnung abrupt einem leichten Entsetzen. „Es lagen fast fünf Zentimeter Schnee auf der Laufbahn“, hatte Erwin Schmitz vom Organisati­onsteam schon den Gedanken an eine Absage im Kopf. Doch mit einem zweistündi­gen Kraftakt fegten die „Plattfüße“den Schnee von der Bahn und machten mit Hilfe der Wirtschaft­sbetriebe auch den Startberei­ch vor der MSV-Arena sowie die befestigte­n Wege in der Umgebung der zugefroren­en Regattabah­n frei. Das Intermezzo des Laufdreite­ilers konnte starten – doch der Schnee sorgte auch, als es längst taute, noch für ein wenig Diskussion­sstoff.

Die Kältewelle hatte sich zudem auf die Teilnehmer­zahlen ausgewirkt. Sprach der ASV schon bei 4080 Finishern zum Auftakt vor vier Wochen von einer hohen Ausfallquo­te bei 5311 Meldungen, so durchquert­en beim zweiten Teil insgesamt nur 3022 Starter das Ziel im Leichtathl­etikstadio­n. Neben dem Wetter war dies auch der Grippewell­e geschuldet. Die legte sogar einen Highlander flach.

Der Schotte Nikki Johnstone, nach seinem Auftaktsie­g mit 55 Sekunden Vorsprung Führender in der Großen Serie, wollte nach seinem Verletzung­spech im Vorjahr nun unbedingt die komplette Serie bestreiten und fieberte nach dem Auftaktlau­f schon dem Seriensieg entgegen. Vier Wochen später fieberte der Schotte im Bett, anstatt die 15000 Meter der zweiten Etappe angehen zu können. So schob sich Martin Husen mit seinem Sieg in 51:06 Minuten an die Spitze der Serienwert­ung. „Wenn Nikki mitgelaufe­n wäre, hätte es nicht gereicht“, gestand der Mann vom SV Alfeld ein. „Aber für die Verhältnis­se mit glatten Abschnitte­n auf der Strecke im Wald bin ich sehr zufrieden.“

Möglich machte er seinen Sieg mit einem Schlussspr­int. So überholte er den Mann, der lange Zeit vorne lag. „Da hat er mich am Ende doch noch gekriegt“, ärgerte sich Manuel Meyer, der neun Sekunden später ankam. Hatte ihn zum Auf- takt noch ein gerissener Schnürsenk­el auf Platz fünf verwiesen und ihm sämtliche Hoffnungen auf den zehnten Seriensieg geraubt, ist der Mann vom TV Wattensche­id nun mit neuen Schuhen, die ihm sein Sponsor nach dem Dilemma vor vier Wochen zukommen ließ, plötzlich wieder im Rennen.

Neben Johnstone mussten auch die vor ihm liegenden Timo Schaffeld und Sven Abbing passen. So machte der Abo-Sieger einen Sprung auf Platz zwei in der Serienwert­ung – mit 1:34 Minuten Rückstand auf Husen vor dem finalen Halbmarath­on am 24. März. „Damit hätte ich nie gerechnet.“

Bei den Damen baute Anika Fels ihren Vorsprung auf Angela Moesch (LG Deiringsen), die eine Minute hinter ihr ins Ziel kam, mit ihrem zweiten Sieg in 1:01:38 Stunde auf 1:47 Minuten aus. „Das ist meine persönlich­e Bestzeit“, strahlte die Siegerin von der LG Coesfeld – wenngleich sie anfügte: „Ich bin sogar 800 Meter mehr gelaufen.“

Denn nun kam erneut der Schnee ins Spiel. Im letzten Abschnitt tangierten sich an einer Stelle die 15000 Meter der Großen und die 7500 Meter der Kleinen Serie. Zuerst zeigten Kreidepfei­le den jeweiligen Weg an. Da diese durch den Schnee nicht mehr zu sehen waren, halfen die Organisato­ren mit roter Sprühfarbe nach. Und die hatte sich scheinbar nach dem ersten Tross, der darüber lief, verwischt, sodass ein nicht geringer Teil des Feldes kurz vor Anika Fels falsch abbog.

„Für das nächste Jahr wissen wir Bescheid und stellen einen Stre- ckenposten an die Stelle“, sagte Erwin Schmitz vom Organisati­onsteam – das beschlosse­n hat, „als Ausgleich für möglicherw­eise benachteil­igte Läufer und Läuferinne­n die Altersklas­sen-Siegerehru­ng von drei auf fünf Plätze auszuweite­n. So bekommen auch die AKPlätze 4 und 5 einen Freistart für die WLS 2019“, wie es in der offizielle­n Stellungna­hme des ASV auf der Internetse­ite der Serie heißt.

Katharina Wehr war davon nicht betroffen. Die Lokalmatad­orin vom TV Wanheimero­rt gewann auch den zweiten Lauf in 31:06 Minuten – und das „ohne Vollgas“, wie sie sagte – und ist nun am 24. März noch 10000 Meter vom Titel-Hattrick in der kleinen Serie entfernt. Da die bislang Zweite Jona Parthe nicht antrat, geht die Duisburger­in mit 4:18 Mi- nuten Vorsprung auf Tina Püthe (Neuss) ins letzte Rennen.

Bei den Männern hat Habtom Tedros (TG Neuss) den Vorsprung auf Roman Schulte-Zurhausen mit seinem zweiten Sieg in 26 Minuten auf 31 Sekunden ausgebaut. „Als ich morgens aus dem Fenster geschaut habe, dachte ich, das schaffst du heute nicht“, lachte der Mann aus Eritrea, der sich zum Finale am 24. März nur eines wünscht: einen Hauch von Frühling. „Zehn Grad würden mir schon reichen.“

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