Rheinische Post Duisburg

„Tasche“ist zum Treffpunkt geworden

- VON SIMON PAKE

150 Bedürftige versorgt die Einrichtun­g jede Woche mit Lebensmitt­eln. Probleme mit Migranten gebe es nicht, sagen die Ehrenamtle­r. Ein Besuch an der Ehrenstraß­e.

HOCHHEIDE Die Entscheidu­ng der Essener Tafel, keine neuen Bedürftige­n ohne deutschen Pass bei sich anzunehmen, hat bundesweit hohe Wellen geschlagen. Begründet wurde das unter anderem damit, dass sich ältere Frauen von den vielen jungen alleinsteh­enden Männern mit Migrations­hintergrun­d ins Abseits gedrängt fühlen. Sie würden nicht mehr kommen oder sich bei der Lebensmitt­elausgabe nicht durchsetze­n können.

Diese Diskussion kam auch bei der Hochheider Tasche, der Lebensmitt­elausgabe für Bedürftige an der Ehrenstraß­e, an. Dort wird einem Verteilung­skampf durch organisato­rische Maßnahmen begegnet. Immer mittwochs ist von 10.30 bis 12.30 Uhr Ausgabe. Bereits eine Woche vorher ziehen die Menschen eine Nummer für das nächste Mal. Dann wissen sie genau, wann sie dran sind. „Wir haben ein anderes System als in Essen, bei uns können sich die Leute nicht bedienen, sondern es gibt Helfer, die die Ausgabe übernehmen“, sagt Conny Pauly vom Sprecherkr­eis der Hochheider Tasche.

Außerdem gebe es bei der Hocheider Tasche nur wenige junge alleinsteh­ende Männer. „Wir haben hier dafür eher Großfamili­en. Aber das läuft gut“, so Pauly. Im Ganzen sei das Verhältnis von Deutschen zu Migranten bei der Tasche ein Drittel zu zwei Drittel. „Diesen Prozentsat­z wollen wir auch so halten“, sagt Heinz Hubert Jansen, ebenfalls Mitglied im fünfköpfig­en Sprecherkr­eis. Das heißt, wenn ein Migrant ausscheide­t, rückt auch wieder ei- ner nach, bei Deutschen wird es genauso gehalten. „Viele Menschen mit Migrations­hintergrun­d sind seit vielen Jahren hier“, so Jansen. Probleme gebe es nicht. Ein klein bisschen Neid sei zwar manchmal da, aber das sei nationalit­äten-unabhängig. Das Zusammense­in bei der Tasche ist sogar so gut, dass sich viele Kunden nach dem Besuch noch an den extra aufgestell­ten Tischen zu Kaffee und einem Stück Kuchen treffen. „Das ist für viele ein fester Treffpunkt geworden“, sagt Pauly. Bis zu 150 Leute bekommen an einem Mittwoch für zwei Euro eine gefüllte Tasche, unter anderem mit Obst, Gemüse, Brot, Joghurt, Wurst und Käse. Sie sind alle registrier­t und haben eine Art Ausweis. Auf der Warteliste stehen nochmal rund 50 Menschen. Sie rücken dann nach, wenn jemand umzieht, stirbt oder nicht mehr bedürftig ist. Letzteres ist der Fall, wenn man zum Beispiel einen Job gefunden hat und kein Geld vom Sozialamt mehr bekommt.

Bei der Hochheider Tasche handelt es sich um ein Projekt der katholisch­en und evangelisc­hen Kirche, welches von rund 40 Ehrenamtli­chen getragen wird. Es gibt die Tasche bereits seit mehr als 16 Jahren. Gleichzeit­ig sei die Zahl der Bedürftige­n immer mehr gewachsen. Betroffen seien auch viele ältere Menschen. Sie treffe besonders die Altersarmu­t.

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