Die Baumflüsterin
Für die Gartengestalterin Mila Langbehn haben Bäume etwas Urtümliches. Eindrucksvoller Vortrag im Bienenmuseum.
RUMELN Seit ihrer Kindheit ist Mila Langbehn fasziniert von der Welt des Waldes. „Bäume haben so etwas Urtümliches und Archetypisches, da möchte ich immerzu drin eintauchen“, sagt die gelernte Gartengestalterin. Um diese Faszination, die von den Bäumen ausgeht, zu veranschaulichen, hat sie eine Lichtbilderschau mit dem Titel „Baumgeflüster“im Rumelner Bienenmuseum gezeigt. Es war so, als ob zeitgleich eine Exkursionsgruppe von 30 Teilnehmern still und gebannt, wie auf leisen Sohlen, in diese geheimnisvolle Welt des Waldes mit ihr eindrang.
Mystische Musik, Gesänge mit keltischem Einschlag und selbst ge- bauten Instrumenten, die wie eine Mischung aus Trommeln und Gong klingen, entrückten die Teilnehmer von der Realität und Mila Langbehn nahm sie mit zu geheimnisvollen Plätzen. Manchmal ist auch noch das Zwitschern eines Vogels oder Rascheln von Blättern zu hören. „In den Naturreligionen der alten Römer und Griechen waren sogenannte Heilige Haine die Plätze, wo Menschen den Göttern nah sein konnten“, spricht sie leise zu den Bildern. Dazu zeigt sie selbstgemachte Fotos von stark knorrigen alten Bäumen, die oft aus dem Duisburger Stadtgebiet stam- men. Durch geschickte Überblendung ihres Partners Markus Lau, entwickelt sich so eine eigene Naturgeschichte des Waldes, die vom Dickicht bis in die Baumwipfel und Kronen führt – und zu immer weiter verästelten Formen von Bäumen, die in der Tiefe des Waldes liegen.
Wichtige Funktionen von Bäumen für das gesellschaftliche Leben stellt sie heraus: „Jedes Dorf hatte früher eine Linde, das war oft der Ort, wo im Mittelalter Gericht gehalten wurde“, weiß die Baumliebhaberin. Sie erzählt von der Bräutigamseiche in Eutin, die schon über 100 Paare zu-
Mila Langbehn sammengeführt haben soll. Mila Langbehn zeigt auf den Lichtbildern Zeichnungen aus dem Jugendstil von dem mystischen Weltenbaum Yggdrasil, der aus dem keltischen Schöpfungsepos Edda stammt. Sie weiß von Nornen, elfenartigen Wesen und Baumgeis- tern. Dazu liest sie Gedichte von Eduard Mörike, Hermann Hesse, Franz Grillparzer, die eine individuelle Sichtweise, eben auch gestutzt und manchmal knorrig auf die Bäume zulassen. „Ein Baum muss mit den Gegebenheiten an seinem Ort klar kommen, ist dem Wind und Wetter ausgesetzt, und trotzdem wachsen sie über die Jahrhunderte“, ist Mila Langbehn fasziniert. Und manchmal verwachsen sie einfach.
Ein Gedicht handelt von einer Birke im Winter, wie sie dem Betrachter noch weißer im Schnee erscheint. Ein anderes von einem alten Mann, der einen alten Baumstumpf findet, und beide merken, dass sie so einander bedingen im Alter – der Stumpf als Ruheplatz für den Mann. Über all dem schwebt der Geist von Heinz Kuhlen, dem Duisburger Baumpapst. „Wenn ich die Bäume auch nicht genauso gut kenne wie er, so habe ich mich mit der gleichen Hingabe mit ihnen beschäftigt“, so Mila Langbehn. Nur eben auf sehr individuelle künstlerische Weise.
Eigens aus Geldern-Walbeck ist Günter Abels angereist. „Mich interessieren sehr verwachsene und Jahrhunderte alte Bäume“, so der Baumfreak vom Niederrhein. Am Ende bleibt der Wunsch der Vortragenden für ihr Publikum: „Gehen Sie in den Wald und lernen Sie dort aus der Natur, der Wald hat so viel zu erzählen...“. Demnächst zeigt Mila Langbehn ihren neuen Lichtbildvortrag „Poesie der Bäume“.
„Das war oft der Ort, wo im Mittelalter Gericht
gehalten wurde“
Gartengestalterin