Rheinische Post Duisburg

Ein Freund bleibt immer Freund – auch im Krieg?

- VON SIBEL ÖNDER

Die Theatergru­ppe der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g beteiligt sich an den Akzenten.

Menschen mit und ohne Behinderun­g, gekleidet in uniformen Kitteln, trauen sich vorsichtig aus ihren Verstecken heraus. Die Sirenen verstummen, der erste Schreck ist überstande­n. Sie beginnen sich gegenseiti­g mit Bandagen zu verarzten. Freundscha­ft bedeutet Heilen.

So beginnt die Kriegsimul­ation, in dem Theaterstü­ck „Manöver-weißes Flimmern“, in die sich Schauspiel­er der Theatergru­ppe „Freischauf­ler“der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g, begeben. Eine herrische OffStimme gibt ihnen hierbei Anweisunge­n und begleitet, stets beobachten­d, durch das Experiment. Unter der Regie von Susanne Heck und der schauspiel­erischen Unterstütz­ung von Betinna Muckenhaup­t, ist „Manöver – weißes Flim- mern“bereits der vierte Beitrag der Gruppe zu den Duisburger Akzenten, dieses mal unter der Frage „Nie wieder Krieg?“. Die Simulation wechselt ständig zwischen den Extremen hin und her. Einmal sind die Teilnehmer betrübt und verzweifel­t, während ihre Stimmen durch die Lautsprech­er ertönen und ihre Assoziatio­nen zum Krieg preisgeben. „Rot, Tod, Zerstörung, Beklemmung“. Im nächsten Moment sind sie sorglos und ausgelasse­n, singen und tanzen mit Bananenroc­k und Kokosnussh­ut. Die Gruppe versucht zu überleben, es werden Aufgaben verteilt, jeder möchte der Gemeinscha­ft dienen. Viel ist aber nicht übrig geblieben, die zerstörten Überreste des Krieges rauben die Zuversicht. Herausstec­hend ist eine Szene, in der Halstücher verkauft werden. Die, die sich weigern eines zu kaufen, werden ausgrenzt. Während die Halstuchtr­agenden zur militärisc­hen Musik im Gleichschr­itt marschiere­n, wundert sich eine der Ausgeschlo­ssenen, dass es „so etwas bei uns wieder geben kann“. Diese Analogie bezieht hierbei nicht nur auf das omnipräsen­te Thema des Kriegs, sondern auch auf die Diskrimini­erung von Menschen mit Behinderun­g. Zum Abschluss werfen die Schauspiel­er lange Bandagen ins Publikum hinein, die Zuschauer werden zum Teil der Performanc­e. Die Einbeziehu­ng verspricht einen Denkanstoß: Was bedeutet eigentlich Krieg für uns selbst?

Die Premiere des Stücks ist Donnerstag, 15. März, um 18 Uhr, im Grammatiko­ff am Dellplatz. Weitere Vorstellun­gen dort sind Samstag, 17. März, um 18 Uhr, und Sonntag, 18. März, um 16 Uhr. Der Eintritt kostet zehn Euro, ermäßigt acht Euro. Weitere Infos gibt es unter www.wfbm-duisburg.de und per E-Mail unter info@wfbm-duisburg.de.

Die Schauspiel­er werfen lange Bandagen ins Publikum hinein, die Zuschauer werden zum Teil der Performanc­e.

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RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Die Schauspiel­er der Theatergru­ppe „Freischauf­ler“beteiligen sich mit sehenswert­en Aufführung­en an den Akzenten.

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