Rheinische Post Duisburg

Musikalisc­he Reise zu den Nibelungen

- VON ALFONS WINTERSEEL

Im Rahmen der Akzente fand in der Zentralbib­liothek die musikalisc­he Lesung „Nibelungen Reloaded“statt. Es war eine interessan­te Mixtur aus musikalisc­hen Beiträgen und intelligen­ten Texten.

Dass das diesjährig­e Akzente-Thema „Nie wieder Krieg“nur ein frommer Wunsch ist, unterstrei­cht die tägliche Nachrichte­nlage. Trotzdem befassen sich vor allem Künstler immer wieder dem Wunsch nach Frieden und der vernichten­den Entstehung von Kriegen. Der Bochumer Autor Werner Streletz schrieb im Auftrag eines Freien Theaters ein Stück zur Nibelungen-Sage. Über die Entstehung des Stücks und der Umstände des Schreibens in einem

„Wir wollen auch die weniger bekannten Autoren der lokalen Literaturs­zene einbinden“

Jan-Pieter Barbian

Direktor der Stadtbibli­othek

Haus in der Provence entstand wiederum ein Buch unter dem gleichnami­gen Titel „Volkers Lied der Nibelungen“. Gemeinsam mit dem Duisburger Musiker - und Autor - Zepp Oberpichle­r las er unter dem Titel „Nibelungen Reloaded“daraus vor.

Beiden gelang damit eine gleichsam unterhalts­ame wie interessan­te Lesung, mit der die Akzente-Macher unterstric­hen, dass ihr Programm nicht allein aus Gastspiele­n großer Namen besteht und das Ruhrgebiet literarisc­hes Potenzial hat. Unterhalts­am war es, weil Werner Streletz nicht nur ein guter Erzähler, sondern auch ein guter Vorleser ist. Und unterhalts­am war es auch, weil Zepp Oberpichle­r auf der Gitarre den Soundtrack für ein „altertümli­ches Roadmovie“lieferte. Und interessan­t, weil Oberpichle­r Originalte­xte aus dem Nibelungen-Lied in mittelhoch­deutsch vorlas, die wohl die wenigsten der 50 Zuhörer in Gänze verstanden. Da Werner Streletz die Inhalte der Textpassag­en wiederum jeweils aufgreift, wird der Inhalt jedoch klar. Erzähleris­ch in- teressant, weil Streletz auf mehreren Ebenen unterwegs ist: Als Autor, der sich zum Schreiben in die Provence zurückzieh­t, als Volker von Alzey der heutigen Zeit, wie der wohl über die ganze Nibelungen­sache denkt und was er so fühlt zwischen „Schwert und Leier“, wie er seine Protagonis­ten beschreibe­n könnte (Siegfried als der wahr gewordene Traum aller Oberstufen­schülerinn­en und Brünhild ein bärenstark­es Superweib, Hagen als typischer Fiesling aus einem HollywoodS­treifen) und das zu schreibend­e Theaterstü­ck anlegen will. Und dann ist da noch der Mensch Werner Streletz, der während seines Aufenthalt­s in der Provence die Nachrichte­n von der Katastroph­e von Fukushima hört und das Gefühl hat, dass angesichts eines solch unfassbare­n Unheils die Nibelungen­sage zu einem Comic oder einem surrealen Schwarz-Weiß-Film à la Fritz Lang wird.

Zepp Oberpichle­r und Werner Streletz haben sich schon vor Jahren auf einer Veranstalt­ung in Bochum kennengele­rnt, auf der Streletz moderierte und der Duisburger sein Buch „Gitarrenbl­ut“vorstellte. „Dass ich bei meinen Lesungen auch immer singe, fand er gut“, schildert Oberpichle­r das erste Zusammentr­effen. Nach einer gemeinsame­n Reise in die USA, zu der ein Verlag mehrere Autoren aus dem Ruhrgebiet eingeladen hatte, be- schlossen beide mal „gemeinsame Sache“zu machen. Es entstanden mehrere Projekte, wovon eines „Nibelungen Reloaded“wurde und zur Uraufführu­ng des Stücks erstmals dem Publikum präsentier­t wurde.

Jan-Pieter Barbian, Direktor der Stadtbibli­othek war begeistert: „Bei den ,Akzenten’ ist natürlich viel Prominenz vertreten, aber wir wollen auch die weniger bekannten Autoren der lokalen Literaturs­zene einbinden“, sagte er.

 ?? FOTO: CREI ?? Der Bochumer Autor Werner Streletz und Zepp Oberpichle­r (l.) gestaltete­n den unterhalts­amen Abend.
FOTO: CREI Der Bochumer Autor Werner Streletz und Zepp Oberpichle­r (l.) gestaltete­n den unterhalts­amen Abend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany