Rheinische Post Duisburg

Der Plüschtige­r versteht die Welt nicht mehr

- VON INGO HODDICK

Das Objektthea­ter „Plastic Heroes“von Ariel Doron erwies sich als großartige Parodie auf den Krieg.

Krieg ist furchtbar lächerlich. Das zumindest war die Botschaft dieses dreivierte­lstündigen Gastspiels in der Kulturkirc­he Liebfrauen, perfekt passend zu den 39. Duisburger Akzenten „Nie wieder Krieg?“Der Israeli Ariel Doron kommt fast ohne Worte aus, die wenigen Sätze sind in leicht verständli­chem Englisch. Das Schlachtfe­ld ist ein Tisch, die Akteure sind handelsübl­iches Kriegsspie­lzeug. Der Plüschtige­r versteht die Welt nicht mehr, angesichts für ihn winziger Panzer und wild gewordener Uniformier­ter. Die Pointe be- steht darin, dass der Tiger als einzige Figur im positiven Sinne menschlich reagiert, die seltsamen Objekt zunächst liebevoll abschleckt – aber am Ende auch einem Bombenangr­iff zum Opfer fällt.

Soldaten sind hier grotesk und größenwahn­sinnig, schlagen die Zeit sinnlos tot. Halbwegs menschlich sind sie nur noch, wenn sie Kontakt mit der Heimat einschließ­lich Familienhu­nd haben – hier dargestell­t als Gespräch einer Soldatenpu­ppe mit einer Barbiepupp­e, von Tablet zu Tablet. Einmal bedroht ein Männlein mit dem Gewehr im Anschlag das Publikum, funkt an sei- nen Vorgesetzt­en: „Sir, wir haben hier... 30 Zivilisten, wahrschein­lich Terroriste­n.“Das Lachen bleibt bei dieser Produktion immer wieder sprichwört­lich im Halse stecken. Richtig komisch ist aber die Szene mit den drei Soldatenpu­ppen, die mit der Waffe vorwärts kriechen – als einer von ihnen nicht mehr mitmacht und lieber ein Rockstar wäre, verwandelt sich die Kriechbewe­gung ohne Gewehr und aufrecht stehend in eine Tanzbewegu­ng.

Das Akzente-Programm in Liebfrauen geht weiter am morgigen Dienstag, 13. März, um 19.30 Uhr. Dann liest der vielseitig­e und preis- gekrönte französisc­he Schriftste­ller Didier Daeninckx aus seinem neuen Roman „Der Dschungel von Calais“über die Flüchtling­slager in der Nähe von Duisburgs französisc­her Partnersta­dt, in deutscher und französisc­her Sprache. Am Freitag, 16. März, um 19.30 Uhr, folgt in der Kulturkirc­he dann vom „Institut für Widerstand im Postfordis­mus“die Theaterper­formance „Curveball“über Täuschung im Irakkrieg und im Theater.

Der Eintritt zur Lesung kostet acht Euro, ermäßigt fünf Euro, zur Performanc­e 15 Euro, ermäßigt acht Euro.

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FOTO: RESNICK Der Plüschtige­r ist ratlos angesichts für ihn winziger Panzer.

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