Rheinische Post Duisburg

Flüchtling­s-Praktikant­en bei HKM

- VON WILLI MOHRS

Bei den Hüttenwerk­en Krupp-Mannesmann lernen vier Flüchtling­e aus Syrien und Somalia im Rahmen einer Qualifizie­rung den Betriebsal­ltag kennen.

HÜTTENHEIM Ilyas Hassan kommt aus Somalia. Vor Krieg und Bürgerkrie­g, vor Not und Gefahr für Leib und Leben ist er geflohen nach Deutschlan­d – und angekommen ist er in der Brammen-Adjustage bei den Hüttenwerk­en Krupp-Mannesmann (HKM). Vier Monate macht er dort ein Praktikum im Rahmen einer Ausbildung zum Maschinenu­nd Anlagenfüh­rer. Und hat gute Chancen auf einen festen Arbeitspla­tz.

Vier Praktikant­en im Rahmen eines Modellproj­ektes sind derzeit bei HKM, drei aus Syrien, einer aus Somalia, alle Mitte 20. Sie lernen beim Stahlherst­eller im Süden der Stadt die betrieblic­he Realität kennen und krasse Temperatur­unterschie­de zwischen Deutschlan­d draußen mit deutlich unter dem Gefrier- punkt in der letzten Woche und Deutschlan­d bei der Arbeit mit 30 Grad und mehr an „ihrer“Anlage.

Das Besondere an diesem Praktikant­en-Quartett: Sie haben einen unbefriste­ten Arbeitsver­trag beim Zeitarbeit­sunternehm­en Start NRW mit Hauptsitz am Innenhafen und werden in Kooperatio­n mit einem Bildungstr­äger ausgebilde­t. Der sorgt unter anderem für drei Stunden Deutsch-Unterricht pro Tag. Begonnen hat die Maßnahme im April 2017 in Duisburg, inzwischen bietet Start 72 Geflüchtet­en an fünf Standorten einen Einstieg in den ersten Arbeitsmar­kt: „Der Rückenwind aus Duisburg hat uns motiviert“, sagt Norbert Maul von Start.

Und das Projekt hat Aufsehen erregt. Vergangene Woche war Raimund Becker vom Vorstand der Nürnberger Bundesagen­tur für Arbeit zu Besuch bei HKM und ließ sich über die Qualifizie­rung informiere­n. „Viele Menschen, die zu uns kommen, sind jung und hochmotivi­ert“, berichtete er. Viele seien auch schon am ersten Arbeitsmar­kt angekommen, aber oft nur in Helferjobs. „Wir investiere­n in diese Menschen“, sagte Breuer weiter.

Und das aus einen guten Grund: „Das demografis­che Schwert schwebt über uns.“300.000 Menschen verließen jährlich den deutschen Arbeitsmar­kt, der aber auf gut ausgebilde­te Fachkräfte angewiesen sei.

„Wir verlieren 40 Prozent der Belegschaf­t in den nächsten zehn Jahren“, erklärte HKM-Arbeitsdir­ektor Carsten Laakmann die Motivation, sich an dem Projekt zu beteiligen. Ziel sei es, die vier Teilnehmer nach erfolgreic­her Qualifizie­rung und bestandene­r Abschlussp­rüfung durch die IHK zu übernehmen. Auch Maul ist zuversicht­lich, dass die vier HKM-Praktikant­en ihren Weg gehen werden: „Wir sind sicher, dass die nach Abschluss der Qualifikat­ion alle in Arbeit gehen.“

Und bis dahin sind sie in der Lage, auf eigenen Beinen zu stehen. 9,63 Euro verdienen sie pro Stunde und haben eine 35-Stunden-Woche. „Wir zahlen immer über Mindestloh­n“, nennt Maul einen StartGrund­satz. Ziel sei es, mit „innovative­n Strategien“den Fachkräfte­bedarf in Nordrhein-Westfalen zu sichern.

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FOTOS: JÖRG SCHIMMEL Vier Flüchtling­e werden zu Maschinen- und Anlagenfüh­rern ausgebilde­t und lernen bei HKM das mechanisch­e Abflämmen von Brammen.
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Das Modellproj­ekt ließ sich Agentur-Vorstand Raimund Becker (M.) von Norbert Maul (Start, l.) und Carsten Laakmann (HKM) vorstellen.

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