Rheinische Post Duisburg

REISE & ERHOLUNG

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zur Arbeit kommt. Denn zwischen Morgat und der Ile Vièrge, einem der schönsten Strände Europas, liegt der meistbesuc­hte Abschnitt des GR34. Hinter meterhohem Farnkraut, gelbem Stechginst­er und lila Heidekraut gibt der holprige Waldweg immer wieder den Blick auf das türkisblau­e Meer frei: eine Kompositio­n aus Farben, die schon die Zöllner im 18. Jahrhunder­t bewunderte­n. Sie legten damals den Weg an, um in den kleinen bretoni- schen Felsbuchte­n die Schmuggler abzufangen.

Heute führt der GR34 meist über Privatgrun­dstücke, deren Besitzer verpflicht­et sind, die Wanderer passieren zu lassen. Im Gegenzug kümmern sich die Kommunen darum, dass Büsche geschnitte­n und Äste weggeräumt werden. Das Ergebnis: ein freier Blick auf das Meer. „Ich habe noch nie einen so herrlichen Strand und eine so schöne Natur gesehen“, schwärmt Stephan Gentsch aus Bautzen, der eine fünfstündi­ge Tour rund um das Cap de la Chèvre hinter sich hat. „Wir sind an Buchten mit glasklarem Wasser vorbeigeko­mmen.“

Gentsch und seine beiden Freunde haben die Wanderung in ihrem Reiseführe­r gefunden, doch die echten Wanderprof­is haben die blaue Karte des IGN dabei, des Institut Géographiq­ue National. Wer die „Grande Randonnée 34“, den großen Wanderweg Nummer 34, in einem Rutsch wandern will, braucht dafür rund drei Monate. Für mehrtägige Touren empfiehlt Jean Marie Le Berre vom Tourismusb­üro Bretagne Crozon oder die Region Côtes d’Armor. „Woanders gibt es bei den Unterkünft­en noch Lücken.“

In der Region Côtes d’Armor liegt auch ein anderer oft besuchter Abschnitt des Zöllnerpfa­ds: die Strecke zwischen Ploumanach und PerrosGuir­ec an der rosafarben­en Granitküst­e. Rund um den berühmten Leuchtturm Phare de Ploumanach drängen sich Sonntagssp­aziergän- ger, Familien und Wanderer mit Nordic-Walking-Stöcken, um in den Steinforma­tionen die Hexe, den Hut Napoleons oder die Schildkröt­e zu erkennen. Von der Einsamkeit, die auf den Wegen von Crozon herrscht, ist rund 150 Kilometer weiter nördlich nichts zu spüren. Doch auch hier ist der Weg sauber, denn Freiwillig­e sammeln regelmäßig den Müll ein. „Wanderer sind vernünftig­e Leute, die die Natur respektier­en“, sagt Edet. „Das Problem sind eher die Wochenendt­ouristen, die nur einen Kilometer auf dem Zöllnerpfa­d spazieren gehen.“

Für die echten Randonneur­s hat der Rentner noch einen Tipp abseits des GR34 parat: die Wanderwege rund um die bretonisch­en Inseln. „Belle-Île ist ein absolutes Muss“, schwärmt Edet. „Der Küstenrund­weg ist in drei Tagen zu schaffen.“Doch auch andere Inseln wie Batz, Groix oder Ouessant sind für ihn lohnende Ziele.

Dort können die Wanderer auch seltene Tiere beobachten, wie den Regenpfeif­er. „Von diesem Vogel gibt es in ganz Frankreich nur noch 250 Exemplare“, sagen Joanna Vega und Laurin Lamand. Die beiden jungen Frauen arbeiten im Sommer für den Naturpark Parc naturel marin Iroise, den Meerespark zwischen den Inseln Ouessant und Sein. An besonderen Tagen sehen sie die Delfinkolo­nie der Großen Tümmler, von denen rund 200 Exemplare in der Region leben. Oder die Robben, die sich manchmal auf den Felsen vor der Küste sonnen. „Bei der nächsten Springflut sind sie sicher wieder da“, versichert Lamand. Doch dann sind die Wanderer schon wieder weitergezo­gen – auf der Suche nach einer neuen Postkarten­landschaft.

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FOTOS: DPA Vom Wanderweg GR34 aus bieten sich fast über die gesamte Strecke von 1800 Kilometern hinweg tolle Ausblicke aufs Meer. Will man den gesamten Weg gehen, muss man drei Monate veranschla­gen.

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