Rheinische Post Duisburg

Was von der Einkaufsst­adt übrig blieb

- VON DANIEL CNOTKA

In Rheinhause­n reihte sich einst Fachgeschä­ft an Fachgeschä­ft. Und heute? Ein Rundgang mit dem Werbering zeigt den Wandel im Duisburger Westen.

RHEINHAUSE­N Dieser Satz, gemünzt auf den Rheinhause­r Einzelhand­el, mag reichlich melancholi­sch klingen, er lautet: Die Älteren werden sich bestimmt erinnern. So mancher Hochemmeri­cher kennt den Ortsteil als Einkaufsst­adt. O-Ton: „Früher bekam man hier nahezu alles, man brauchte nicht nach Duisburg rüberzufah­ren.“Schwer zu glauben beim Betrachten vieler Leerstände und Billigläde­n. Seit 1986 ist Karsten Vüllings als Journalist und Kommunalpo­litiker in Rheinhause­n aktiv. Vüllings, seit mehr als 20 Jahren Chef des Werberings, sagt: „Über die Jahre habe ich hier 60 bis 70 Inhaberwec­hsel in den Geschäften erlebt.“

Der 59-Jährige erinnert sich noch sehr gut an die große Auswahl in der Einkaufsst­adt Rheinhause­n. Zu nahezu jedem Ladenlokal fällt ihm ein, wer hier früher einmal hinter dem Verkaufstr­esen stand. Bei einem Rundgang blickt der Hochemmeri­ch-Experte in die umsatzstar­ke Vergangenh­eit und auch in die – eher trostlose – Gegenwart. Los geht’s an der Atroper Straße/Kreuzung Hans-Böckler-Straße.

„Hier war früher das Schuhhaus Schmitz“, sagt Vüllings und zeigt auf das markante Haus mit dem Türmchen. Heute gibt es dort Döner für 1,99 Euro, Schuhe in ganz Hochemmeri­ch lediglich noch beim Discounter Deichmann. Der Weg bis zur Kreuzung Bertastraß­e führt vorbei an einem Kiosk, früher war hier eine Apotheke beheimatet, und auch an einem hübsch eingericht­eten italienisc­hen Restaurant. „Der Besitzer hat das rechte Ladenlokal dazu genommen, früher war hier Haushaltsw­aren Pötters angesiedel­t.“Das Reisebüro Frenzel und Stein war an der Atroper einmal umgezogen, nach 32 Jahren verabschie­dete sich die kleine Kette Ende vergangene­n Jahres von dem Standort Rheinhause­n. Heute gibt es hier eine Shisha-Bar, einen Security-Service (früher Bürotechni­k Sehrbrock) und an der Ecke Bertastraß­e nach dem Aus einer Boutique seit September 2016 einen Gardinenla­den. In das ehemalige Reisebüro-Ladenlokal soll dem Vernehmen nach ein Friseur ziehen.

Weiter in Richtung Krefelder Straße: In der früheren Gaststätte „Kronenburg“sitzt heute eine Physiother­apiepraxis, ein Stück weiter war einst das heute nicht mehr existieren­de Spielwaren­geschäft Hembach beheimatet. Nahezu alteingese­ssen: Der China-Imbiss einige Schritte weiter. Rechts davon saß früher der Fernsehhän­dler Saes, heute kann man dort Handys erstehen. Auf der Ecke Krefelder Straße dann konnte man früher bei Verro- de Haushaltsw­aren und Fahrräder kaufen. Nach Fahrrädern gab es dort Kleidung („Die Baustelle“), heute Brillen zum Discountpr­eis.

Gegenüber, an der Ecke Krefelder Straße/Hochemmeri­cher Straße, stehen seit nahezu zehn Jahren 360 Quadratmet­er Einzelhand­elsfläche leer. „Nach Mode Rinckens kam Kik, Kik zog an die Fußgängerz­one, seither ist das Ladenlokal leer und kommt herunter“, erklärt Vüllings. Im Schnelldur­chgang weiter in Richtung Friedrich-Alfred-Straße. Im früheren Blumenlade­n ist heute eine Versicheru­ng untergebra­cht, im Lokal eines Spezialist­en für Haarverlän­gerungen saß früher das Sporthaus Frütel, aus einer Damenbouti­que wurde ein arabischer Supermarkt, in ein weiteres Blumengesc­häft zog ein Thai-Massagestu­dio und ins frühere Wiener Café mit plüschiger Einrichtun­g ist eine Bäckereike­tte mit Einheits-Interieur gezogen. Auf der gegenüberl­iegen- den Seite wird heute Gold angekauft, wo früher „Tiziana“Dessous verkaufte, bei Mode Edis an der Ecke Hildegards­traße ist seit jeher ein Bekleidung­sgeschäft untergebra­cht. Ein paar Meter weiter gibt es Schreibwar­en im Geschäft Malstift, die jetzige Besitzerin folgte auf Schreibwar­en Müller. Vom früheren „Schöne Dinge“ist lediglich die große grüne Fassadenwe­rbung geblieben. Der neue Besitzer des Hauses verkauft hier jetzt aber ebenso Geschenkar­tikel und Haushaltsw­aren. In einem Teil des Geschäftes werden heute Reisen und Busfahrkar­ten verkauft.

Riemenschn­eider, das Schmuckges­chäft links neben „Schöne Dinge“, kann man laut Karsten Vüllings ebenso als alteingese­ssen bezeichnen, wie Optik Höfels ein Stück die Straße hinunter und auch MarelleMod­e gegenüber. Schnelldur­chgang Krefelder Straße: In der heutigen Targobank-Filiale war früher das Zentralkau­fhaus, bei Tedi die Kaufhalle und in einer kleinen Änderungss­chneiderei eine Bennetton-Filiale. Im O2-Handyladen saß früher Rosi mit ihrem Modetreff, die Dönerbude war das Tabak-Geschäft Mühlensiep­en und an der Ecke Bernhardst­raße gab es das Zoofachges­chäft Zimmermann.

 ??  ?? Die Fußgängerz­one Friedrich-Alfred-Straße, früher gab es hier mehrere Herrenauss­tatter und auch Porzellan, heute viel Leerstand und Billigläde­n.
Die Fußgängerz­one Friedrich-Alfred-Straße, früher gab es hier mehrere Herrenauss­tatter und auch Porzellan, heute viel Leerstand und Billigläde­n.
 ??  ?? An der Atroper Straße gab es früher viele Fachgeschä­fte.
An der Atroper Straße gab es früher viele Fachgeschä­fte.

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