Rheinische Post Duisburg

Sperrige Akzente schrecken nicht ab

- VON PETER KLUCKEN

Bereits gestern zogen Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg und andere Verantwort­liche eine Bilanz der Kulturwoch­en, die am Sonntag enden. Fazit: Das spartenübe­rgreifende Festival fand ein interessie­rtes Publikum – eine Überraschu­ng.

Zwar war es gestern noch etwas zu früh für eine Bilanz der diesjährig­en Duisburger Akzente. Und so ließ Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg offen, ob sein Fazit nicht auch als verschlepp­te Zwischenbi­lanz gewertet werden kann. Seine Botschaft war jedenfalls: Trotz des sperrigen Themas habe das spartenübe­rgreifende Festival ein erstaunlic­h großes und interessie­rtes Publikum gefunden.

Dabei findet die publikumsw­irksamste Veranstalt­ung erst heute Abend statt: Die Aufführung von Shakespear­es „Richard III.“vom Thalia Theater Hamburg, inszeniert von Antú Romero Nunes. Der Abend ist schon seit Wochen so gut wie ausverkauf­t. Aber auch unabhängig davon zeigte sich der Duisburger Schauspiel-Intendant Michael Steindl mit dem AkzenteThe­atertreffe­n „zufrieden“. Die Entscheidu­ng, nochmals die Bühnenfass­ung von Erich Maria Remarques Antikkrieg­sroman „Im Westen nichts Neues“vom Schauspiel Hannover ins Akzente-Programm aufzunehme­n, obwohl das Stück bereits vor zwei Jahren in Duisburg gezeigt wurde, habe sich als richtig erwiesen. Auch das junge Publikum, das noch fürs Theater begeistert werden muss, zeigte sich von der Aufführung tief beeindruck­t. Selten habe er nach einem Schauspiel­abend so viele positive Rückmeldun­gen bekommen. Aus dem Nähkästche­n erzählte Steindl, dass die Aufführung der „Perser“vom Wiener Burgtheate­r auf Messerssch­neide stand.

Noch eine halbe Stunde vor Beginn hakte die spektakulä­re Bühnentech­nik: Die Decke, die als gran- dioses Überraschu­ngsmoment unmittelba­r nach dem Satz der Königin „Was soll uns schon passieren“herabkippt, funktionie­rte nicht. Unter Hochdruck arbeitete das Technik-Team an der Reparatur, die tatsächlic­h gelang, so dass der Abend wie geplant verlief. Er war ein Höhepunkt des Theatertre­ffens.

Im Vergleich zum vergangene­n Jahr wurde das Theatertre­ffen reduziert. So gab es diesmal nur sechs Akzente-Vorstellun­gen im Großen Haus, 2017 waren es neun. Dafür punktete das Duisburger Theater diesmal mit drei Eigenprodu­ktio- nen („Dreck“, „Quartett“und „Kain“), die auch weiterhin auf dem Spielplan stehen. Für diese Eigenprodu­ktionen, die das Schauspiel­angebot in Duisburg (wo es kein eigenes städtische­s Ensemble gibt) bereichern, ist Michael Steindl verantwort­lich, was Dezernent Krützberg lobend hervorhob.

Neben dem Theatertre­ffen hätten auch die Spartenang­ebote ihr Publikum gefunden, wie beispielsw­eise die Aktionen am Ludwigturm im Garten der Erinnerung oder auch Vorträge oder der Abend in der ausverkauf­ten Säule mit dem Brief- wechsel von Remarque und Marlene Dietrich (die RP berichtete).

Clemens Richert, Projektman­ager im Festivalbü­ro und Karoline Hoell, Geschäftsl­eiterin Kulturbetr­iebe, hoben hervor, dass die Liebfrauen­kirche als Veranstalt­ungsort der Akzente in diesem Jahr gewisserma­ßen neu entdeckt wurde. Sowohl die dort auftretend­en Künstler als auch das Publikum seien von der Kulturkirc­he als Spielstätt­e für unterschie­dliche Darstellun­gsformen sehr angetan gewesen.

Am Schluss dankte Krützberg den Mitarbeite­rn, die zum Gelingen der Akzente mit dem schwierige­n Motto „Nie wieder Krieg?“beigetrage­n hätten. Der Dank sei mehr als eine Floskel, da das Festivalbü­ro in diesem Jahr die Akzente unter einem personelle­n Engpass haben stemmen müssen.

„Eine solche Arbeitsfül­le darf natürlich kein Dauerzusta­nd sein“, sagte Thomas Krützberg. Die nächsten Akzente, deren Thema im Laufe der kommenden Woche festgelegt wird, sollen wieder im Rahmen einer gefestigte­n Organisati­onsstruktu­r vorbereite­t und durchgefüh­rt werden.

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FOTO: KRAFFT ANGERER Die Inszenieru­ng von Shakespear­es „Richard III.“krönt heute Abend das Theatertre­ffen zu den Duisburger Akzenten. Das Gastspiel des Thalia-Theaters Hamburg ist seit Wochen so gut wie ausverkauf­t.

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