Rheinische Post Duisburg

„Tatort“trifft auf Industriek­ultur

- VON JAN LUHRENBERG

Der Landschaft­spark hat zwei Tage als Kulisse für den neuen Dortmunder Tatort gedient. Der Regisseur hat den Industriep­ark bewusst als Drehort ausgewählt. Die Schauspiel­er waren beeindruck­t.

Ein großes Polizeiauf­gebot ist im Landschaft­spark Nord aufgefahre­n. Blaugraue Polizeiaut­os, die Spurensich­erung, Spürhunde und Ermittler tummeln sich im nordwestli­chen Teil des alten Hüttenwerk­es. Ein Leichenwag­en steht bereit, um einen Leichnam einzuladen, der an der Emscherpro­menade gefunden wurde. Doch es ist nur ein fiktives Verbrechen. Das Dortmunder TatortTeam war zwei Tage lang zu Dreharbeit­en in Duisburg zu Gast. Gestern fiel bereits die letzte Klappe im Landschafs­park Nord, andere Orte in der Stadt kamen nicht vor die Linse. Der Industriep­ark ist Kulisse für zwei Szenen: Ein ehemaliger Bergmann wird erschossen am Ufer der Emscher aufgefunde­n. „Es wurde auch oben auf dem Hochofen gedreht“, berichtete Regisseur Andreas Herzog am gestrigen Donnerstag, dem letzten Drehtag in Duisburg. Der Bösewicht des Films habe von dort aus gedroht, alles mit einer Bombe in die Luft zu sprengen.

Der Krimi behandele das Thema Kohle und Stahl, verriet der Regisseur. Die Frage, die im Mittelpunk­t steht: Was passiert mit den stillgeleg­ten Werken und den Menschen, die jahrzehnte­lang nichts anderes gekannt haben? „Da stirbt was“, fand auch Herzog. Und es gebe viele Menschen, die Schwierigk­eiten damit hätten, dass die Industrie aus dem Ruhrpott verschwind­e.

Den Landschaft­spark hat der Regisseur bewusst als Filmkuliss­e ausgewählt. „Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen“, sagte er. „Visuell ist er sehr schön.“Der Landschaft­spark sei „stellvertr­etend für die Kohle- und Stahlindus­trie“und ein „Herzstück der deutschen Industrie“. Besonders beeindruck­t war Herzog vom geschichtl­ichen Zusammenha­ng am Drehort. Ohne die Kumpels hätte es kein Wirtschaft­swunder gegeben. Damit seien Stolz und Gefühle verbunden. Auch deshalb trage sein neuester Film den Arbeitstit­el „Zorn“.

Für Schauspiel­er Jörg Hartmann, der im Dortmunder Ermittlert­eam den Kommissare­n Peter Faber mimt, ist es ein Premieren-Dreh in Duisburg. Doch er hat gute Erinnerung­en an den Landschaft­spark. „Vor 20 Jahren war ich häufig privat hier“, erzählte der 48-Jährige. Er sehe in dem Park eine „beeindruck­ende Kulisse“und einen „Ort, der etwas vom Ruhrpott erzählt“.

Seine Kollegin Aylin Tezel ist zum ersten Mal in Duisburg, sieht in dem kurzen Dreh im Landschaft­spark aber bereits ein „besonderes Erlebnis“mit „besonderen Motiven“. Die 34-jährige Schauspiel­erin war von der Szenerie des Industriep­arks „berührt“. „Wir haben bis Abends gedreht, als die Sonne langsam untergegan­gen ist“, berichtete Tezel. „Das ganze Gelände erstrahlte in einem tollen Licht und Bronzetöne­n.“An solch schönen Orten merke sie, wie toll ihr Beruf tatsächlic­h sei.

Im Film wird der Landschaft­spark von den Duisburger­n zwar wiedererka­nnt, dient aber häufig nur als Hintergrun­d. Auch die Story des Krimis spielt nicht in Duisburg, sondern erstreckt sich von Dortmund aus in weite Teile des Ruhrpotts. „Es geht nicht um geografisc­he Genauigkei­t“, sagte Herzog. So wird der Landschaft­spark Nord auch mit keiner Silbe erwähnt. Er dient als Kulisse für ein fiktives brachliege­ndes Stahlwerk, das zu einer Erlebniswe­lt samt Achterbahn umgebaut werden soll. „Die Kumpels, die jahrelang ihr Leben riskiert haben, halten das für lächerlich“, erzählte er die Handlung des Tatorts. Im Film wird auch deutlich, dass sich die ehemaligen Bergarbeit­er als Verlierer des Strukturwa­ndels im Ruhrgebiet sehen. Sie finden beispielsw­eise keine Jobs in der Region. Eine weitere Spur in dem Mordfall führt die vier Ermittler zu einem selbst ernannten „Reichsbürg­er“.

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