Rheinische Post Duisburg

Einfühlsam­es Choreograp­hen-Ohr

- VON INGO HODDICK

Die Tanzmoto Dance Company und die Philharmon­iker beeindruck­en.

Der britische Choreograp­h und Tanzpädago­ge Royston Maldoom wurde am 25. März 1943 in London geboren, feiert also in den nächsten Tagen seinen 75. Geburtstag. Seit 2007 lebt Maldoom in Berlin. Seit zwei Jahren tourt der Tanzabend „Crossing the Lines“durch Deutschlan­d und war jetzt im Duisburger Theater zu erleben. Die zwölf jungen Tänzerinne­n und Tänzer der in Essen-Kettwig ansässigen Tanzmoto Dance Company zeigen darin einen Querschnit­t aus vier Jahrzehnte­n von Maldooms Bühnenscha­ffen, fünf ganz verschiede­ne Werke, einstudier­t von Mohan C. Thomas.

Das begann mit „Zeit rennt!“auf die Drei Stücke für Klarinette solo von Igor Strawinsky, auf der Bühne vorzüglich gespielt von dem philharmon­ischen Soloklarin­ettisten Christoph Schneider. „Black Earth“verwendet jenes gleichnami­ge Klavierstü­ck des 1970 geborenen türkischen Pianistin und Komponiste­n Fazil Say, das dieser immer und überall spielt, auch als ihn hier im vergangene­n Jahr der Musikpreis der Stadt Duisburg verliehen wurde (die RP berichtete). Maldooms Choreograp­hie ist ein Solo für eine Art Derwisch und „eine Hommage an alle Muslime, die mir mit großer Freundlich­keit und Gastfreund­schaft begegnet sind auf meinen Reisen um die ganze Welt“. Ob das dem bekennende­n Atheisten Say gefällt, wissen wir nicht – jedenfalls spielte der Pianist Bernd Puschmann hier ganz beachtlich. „The Confession of Isobel Gowdie“ist der Erinnerung an die Frau gewidmet, die 1662 in Schottland als letzte wegen Hexerei angeklagt wurde. Das zugrundeli­egende Orchesterw­erk des schottisch­en Komponiste­n James MacMillan erklang hier von einem Tonträger. Nach der Pause saßen die Philharmon­iker hinten auf der Bühne und brachten unter der Leitung von Martin Fratz klangschön den nur mit Streichern und Harfe besetzten langsamen Satz aus der fünften Sinfonie von Gustav Mahler, die Grundklage für Maldooms erstes Meisterwer­k „Adagietto“. Der heitere Ausklang war dann „Hook“auf das gleichnami­ge Stück für vier Schlagzeug­er von dem englischen Komponiste­n Graham Fitkin, hier mit Kersten Stahlbaum, Rafael Sars, Kevin Anderwaldt und Veith Kloeters.

Klar, dass alle dafür gefeiert wurden, vor allem weil Tanzmoto dem Ganzen einen sympathisc­h frischen und sogar selbstiron­ischen Akzent verlieh. Zum Beispiel blieben die Mädels und Jungs nach „Hook“in ihrer Rolle als übermütige Jugendlich­e und schubsten die Schlagzeug­er wieder nach hinten, um selbst mehr Beifall einzuheims­en.

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