Rheinische Post Duisburg

Der Eishockeys­port hilft Jarek Ciesielski

- VON FRIEDHELM THELEN

Der Pole ist seit einem Jahr Betreuer beim Oberligist­en EV Duisburg. Er kam nach Deutschlan­d, um seiner Frau Ewa, die einen Hirntumor hatte, medizinisc­he Hilfe zu ermögliche­n. Sie starb 2016.

Ob es die richtige Entscheidu­ng war, nach Deutschlan­d zu kommen? Agata Ciesielska schaut zur Seite, lässt die Tränen fließen. Dann nickt sie. Und übersetzt. Für ihren Vater Jarek Ciesielski, der die Geschichte erzählt, wie er von Torun´ nach Deutschlan­d gekommen ist. „Ja“, sagt er auf Polnisch. „Ich habe durch den Eishockeys­port viele tolle Menschen kennengele­rnt.“Der 51Jährige ist Betreuer beim Eishockey-

„Ich habe durch den Sport viele tolle Menschen kennen

gelernt“

Jarek Ciesielski Oberligist­en EV Duisburg und – neben allen anderen Tätigkeite­n, die dieser Job mit sich bringt – auch für das Schleifen der Schlittsch­uhe zuständig. Auf Deutsch versteht er bereits eine Menge – nur beim Sprechen tut er sich noch schwer. Da hilft es, dass Verteidige­r Thomas Ziolkowski perfekt Polnisch spricht.

Um seine Geschichte zu erzählen, hat er seine Tochter Agata mitgebrach­t. Ciesielski selbst hat auch Eishockey gespielt. Hauptsächl­ich bei TKH Torun´, aber auch bei BKS Bydgoszcz, nicht weit von Torun´ entfernt. „Ich war Stürmer. Als Junior habe ich viele Tore geschossen, als Senior aber nicht mehr. Zehn, glaube ich“, sagt er mit einem Lächeln. Schon mit 22 Jahren hat er aufgehört. „Weil ich geheiratet habe.“Ewa, Agatas Mutter. Als sein Sohn Miłosz mit dem Eishockey anfing, wurde er auch Betreuer in der Jugend. Wie man Schlittsch­uhe schleift, hat er aber in Berlin gelernt. Von Roman Ziolkowski, dem Vater des EVD-Verteidige­rs.

Traurig ist der Grund, warum Eishockey so unglaublic­h wichtig im Leben der Familie Ciesielski wurde. „Meine Frau wurde krank“, erzählt Jarek Ciesielski. 2010 wurde ein Hirntumor diagnostiz­iert. Ein Schlag. Einer, der noch viel schlimmer wurde. „Uns wurde gesagt, dass die Krankenkas­se die Chemothera­pie nicht übernehmen würde, da es keine Heilungsau­ssicht gäbe.“

Ein Satz, so unfassbar, so rücksichts­los, dass er einem den Boden unter den Füßen wegzieht.

Aber Jarek Ciesielski dachte gar nicht daran aufzugeben. Er kämpfte für Ewa. 30. 000 Złoty, rund 6500 Euro, kostet allein die Chemothera- uns sogar schon geholfen, als wir noch keine Krankenver­sicherung hatten.“Jarek Ciesielski heuerte beim EHC Dortmund an, wechselte später nach Essen und vor einem Jahr zu den Duisburger Füchsen. „Alle drei Jahre gab es einen Rückschlag“, berichtet Agata schließlic­h. 2016 erlag Ewa Ciesielska ihrer Krankheit.

Agata, die erst seit rund fünf Jahren in Deutschlan­d lebt, hat hier ihr Abitur gemacht, spricht perfekt Deutsch – und studiert nun Medizin. „Ich bin sehr stolz auf sie“, sagt Jarek Ciesielski. Und wenn Agata und er diese Geschichte erzählen, ist eines klar: Ewa ist stets dabei.

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FOTO: LARS HEIDRICH Jarek Ciesielski an der Schleifmas­chine in der Kabine der Duisburger Füchse

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