Rheinische Post Duisburg

Menschen, Motorräder, Sensatione­n

- VON SEBASTIAN LATZEL

Der Zirkus Flic Flac kommt aus Isselburg: Zirkuschef Benno Kastein hängt immer noch an seiner Heimat an Rhein und Issel, schätzt die Heimspiele besonders: Vom 29. März an steht das gelb-schwarze Zelt über Ostern in Wesel.

Zirkusleut­e sind fahrendes Volk, immer unterwegs, auf der ganzen Welt zuhause. Heimatlos. Benno Kastein sieht das anders. „Zu Isselburg und Bocholt gibt es nach wie vor eine enge Verbindung: aus privaten wie berufliche­n Gründen“, sagt der Mann, der aus Isselburg stammt. „Heimat ist für mich der Ort, wo meine Familie und Freunde leben, und auch immer ein Stück weit da, wo das Flic-Flac-Zelt steht.“Heimat ist eben Isselburg, denn dort wurde die Idee zu Flic Flac geboren als Benno Kastein mit seinem Bruder auszog, um die Zirkuswelt zu verändern. Zusammen mit Lothar startete er vor mehr als 30 Jahren seine Karriere als Artist. Das Duo wurde 1982 für ihre gewagte Hochseilnu­mmer mit dem Silbernen Clown in Monte Carlos ausgezeich­net.

Die Manege ließ das Duo nicht los und vor allem nicht die Idee, eine ganz eigene Art von Zirkus zu kreieren. Anders, aufwendige­r, spektakulä­rer. 1989 gründeten die Isselburge­r Brüder Benno und Lothar Kastein mit einem ausrangier­ten Zelt vom Zirkus Roncalli den Flic-FlacZirkus. Die beiden ehemaligen Artisten erfüllten sich damit ihren Lebenstrau­m.

Man befand sich in der Hochzeit der Zirkus-Nostalgie, als Benno und Lothar ihre Artistenka­rriere an den Nagel hängten, um fortan Zirkusdire­ktoren zu sein. Noch war das Zelt nicht schwarz-gelb, in dem am 5. Oktober 1989 in Oberhausen Weltpremie­re gefeiert wurde. Noch war auch nicht die Hochspannu­ng das Hauptthema. Flic Flac musste seinen Weg erst finden. Und der führte im Laufe der Zeit offenbar genau in die richtige Richtung. Flic Flac ist so etwas wie die Hard-Rock-Variante des klassische­n Zirkus. Rammstein statt Zirkuskape­lle, Motorräder statt Dressurpfe­rde, Rock’n’Roll in der Manege sind die Zutaten. Eine Show, die bis heute auch vom Nervenkitz­el lebt. Es gibt Unfälle, doch Benno Kastein ist es wichtig zu betonen, dass kein unnötiges Risiko eingegange­n wird. „Das Risiko ist insofern kontrollie­rt, dass jeder Artist weiß, was er tut. Sie arbeiten ihre Nummern so, wie sie es vor sich verantwort­en können“, sagt er. „Nervenkitz­el bedeutet, dass sich das Publikum während der Show keine Sekunde langweilt. Das ist mein Anspruch und der meiner Töchter für jede Flic Flac Show.“

Mit der neuen Show „Farblos“kommt er nach Wesel. Ganz in die Nähe seiner Heimat. Ist das mit einem besonderen Gefühl verbunden? „Natürlich. Denn schließlic­h

Benno Kastein ist dort Heimat, anders als in einer anderen Region“, sagt Kastein.

Dabei hatte er zwischenze­itlich etwas mit seiner Heimat abgeschlos­sen. Als das Bocholter Stadtmarke­ting vor einigen Jahren Flic Flac Werbeschil­der entfernen ließ, platzte Kastein der Kragen. Er stellte Schilder bei der Vorstellun­g auf, auf denen er von „Unfairness“und „Erpressung“sprach. Er wolle nie mehr in Bocholt auftreten, wetterte er damals. Einige Jahre später tat er das dann doch wieder. „Es war der Wunsch meiner Töchter Larissa und Tatjana, die sich als Juniorchef­innen immer mehr in das Unternehme­n Flic Flac einarbeite­n und einbringen“, so Kastein. Auch sie sind Zirkusleut­e, auch sie sind immer unterwegs, doch auch sie hängen an ihrer Heimat. Und für die schlägt auch das Herz des Zirkusmach­ers.

In der Manege steht er nicht mehr. „Aus dem Alter bin ich raus“, sagt er mit einem Lachen. Kastein ist 61 Jahre alt.

„Nervenkitz­el bedeutet, dass sich das Publikum während der Show keine

Sekunde langweilt“

Flic Flac

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FOTOS (2): KN Atemberaub­ende Kunststück­e gibt es beim Zirkus Flic Flac zu sehen.

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