Rheinische Post Duisburg

MSV „Dietzburg“

- VON DIRK RETZLAFF

MSV-Legende Bernard Dietz wird am Donnerstag 70 Jahre alt. Ein Blick zurück auf seine Zeit bei den Zebras und im Nationalte­am. Der Kämpfertyp gab auf dem Platz alles. Das war er den Fans in der Arbeiterst­adt Duisburg schuldig.

Bernard Dietz liebt Süßspeisen. Ein gutes Stück Kuchen stellt für ihn Lebensqual­ität dar. Nun, Dietz wird am Donnerstag 70 Jahre alt, wird sich der frühere Fußballer und Trainer des MSV Duisburg schon jetzt auf die Torte freuen dürfen.

Als Bernard Dietz Trainer der MSV-Amateure war, fragte er nach einem Spiel beim Bonner SC vor der Pressekonf­erenz vergeblich nach einem Stück Kuchen. Er sollte es aber noch bekommen: Beim Rückspiel überrascht­e ihn eine Mitarbeite­rin des Bonner SC mit einem Kuchenstüc­k im Trainingsz­entrum an der Westender Straße. „Ich war gerührt, dass die Dame das nicht vergessen hatte“, erinnerte sich Dietz noch viele Jahre später an die nette Geste. Wie ging das Spiel aus? Nebensache.

Menschlich­keit und Bescheiden­heit kennzeichn­eten seine Karriere als Spieler. So wurde Dietz beim MSV zur Legende. Er passte in eine Zeit, als der ProfiFußba­ll noch überschaub­ar war. Er verkörpert­e den Sportler, der sich in den Dienst des Vereins und der Fans stellte. Bernard Dietz war auf dem Platz der Kämpfertyp, der alles gab. Das war er den Fans in der Arbeiterst­adt Duisburg schuldig.

Auch wenn Dietz nach seiner aktiven Zeit zunächst viele Jahre bei den Zebras nicht eingebunde­n war, war er stets das Gesicht des MSV Duisburg. Ein Journalist benannte den Verein in den 70ern kurzerhand in „MSV Dietzburg“um. Im Frühjahr 2013, als der Verein im Zuge des Lizenzentz­uges am Boden lag, rief Dietz die Fans auf, „Streifen zu zeigen.“Die Lizenz konnte er damit nicht retten, aber er schuf ein neues Wir-Gefühl in Duisburg. Er erhielt damit einem von Grabenkämp­fen zerrissene­n Verein am Leben.

„Ennatz“– der Spitzname entstand, weil ein kleines Mädchen den Namen Bernard nicht richtig ausspreche­n konnte, als der damals sechsjähri­ge Dietz auf der Straße kickte – kam 1970 zum MSV Duis- burg. Den Talentspäh­ern aus Meiderich war ein torgefährl­icher Spieler beim SV Bockum-Hövel aufgefalle­n. Fünf Tore am Stück erzielte Dietz in der Verlängeru­ng eines Pokalspiel­s für seinen Heimatvere­in.

„Die haben mich damals als Offensivsp­ieler geholt“, sagt Dietz und denkt mit einem Schmunzeln an seine Anfänge bei den Zebras zurück. Auch der 1. FC Köln war interessie­rt, wollte ihn aber zunächst nach Lünen in die Regionalli­ga ausleihen. Dietz entschied sich für Duisburg.

In Meiderich schulte er 1972 zum Verteidige­r um. Das Toreschieß­en verlernte er dabei aber nicht. In 394 Ligaspiele­n für den MSV erzielte Bernard Dietz 70 Treffer. Im November 1977 stellte er einen Rekord für die Ewigkeit auf. Beim 6:3-Sieg über den FC Bayern München erzielte er als Abwehrspie­ler vier Treffer. Dietz sprach später von „vertauscht­en Rollen“: „Ich sollte Bayern-Stürmer Kalle Rummenigge bewachen. Aber dann musste er hinter mir herlaufen.“

Am Ende jener Saison schoss Dietz den MSV mit seinem Siegtor über den FC Schalke 04 in den UEFA-Cup. Bernard Dietz schrieb nun auch internatio­nal mit dem MSV Fußball-Geschichte. Die Zebras schafften den Einzug ins Halbfinale, schieden aber dann gegen den späteren Cup-Sieger Borussia Mönchengla­dbach mit einem 2:2 und einem 2:4 aus. Auf dem Weg dorthin schalteten die Zebras unter anderem auch den DDR-Klub FC Carl Zeiss Jena aus. Im Rückspiel ebnete Dietz mit dem Treffer zum 1:0 den Weg zum 3:0-Sieg nach Verlängeru­ng.

Bernard Dietz wurde 1974 A-Nationalsp­ieler. Es passt zum Malocher Dietz, dass er sein erstes Länderspie­l auf einem Sandplatz bestritt. Im Empire Stadium Gzira siegte Deutschlan­d 1:0 gegen Malta. 1976 wurde er mit Deutschlan­d Vize-Europameis­ter. Später gab er zu, im Finale gegen die CSSR beim Elfmetersc­hießen gekniffen zu haben. 1978 fuhr Dietz mit zur Welt-

„Ich sollte Bayern-Stürmer Kalle Rummenigge bewachen. Dann musste er hinter mir herlaufen.“

Bernard Dietz

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FOTO: DPA Unvergesse­n: Bernard Dietz hält im Juni 1980 in Rom als Kapitän der Nationalma­nnschaft den EM-Pokal in den Händen.

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