Rheinische Post Duisburg

Missbrauch im Netz: Unschuld in Gefahr

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Das Bistum Essen, zu dem auch die meisten katholisch­en Gemeinden in Duisburg gehören, schult Lehrer und Schüler bischöflic­her Schulen zur Gefährdung durch sexualisie­rte Gewalt im Internet.

(RP) Jeder dritte Internetnu­tzer ist minderjähr­ig. Zugleich berichten Studien von irritieren­d hohen Zahlen von Erwachsene­n, die im Netz sexuelle Inhalte verbreiten oder Online-Kontakte zu Kindern anbahnen.

Wie Kinder und Jugendlich­e sich selbst vor Missbrauch im Netz schützen können, und wie ihre Lehrer ihnen dabei helfen sollten, ist Thema einer Fortbildun­gsreihe, die das Bistum Essen bis Ende 2018 an allen bischöflic­hen Schulen im Ruhrbistum anbieten will. Durchgefüh­rt wird der Kurs durch den internatio­nal agierenden Verein „innocence in danger“(www.innocence- indanger.de), der sich den Schutz der Kinder vor Missbrauch vor allem im Internet zum Ziel gemacht hat. Innocence in danger heißt übersetzt: Unschuld in Gefahr.

„Sexting“, das Versenden erotischer Selbstaufn­ahmen, steht bei vielen Jugendlich­en hoch im Kurs – die Kontrolle über die einmal versandten Bilder ist allerdings nicht mehr möglich. Belästigun­gen und Nachstellu­ngen – „Cybermobbi­ng“genannt – sind in Chats, über Instant Messenger, in Online-Communitys oder Games für rund ein Drittel der jungen Menschen an der Tagesordnu­ng. Bei „innocence in danger“lernen die jugendlich­en Teilnehmer, wieviel Diskretion im Netz an der Tagesordnu­ng sein, welche Surf- und Chat-Tipps beherzigt werden und an welchem Punkt man misstrauis­ch werden sollte. Außerdem erfahren sie, wie sie ihr neues Wissen an Altersgeno­ssen und Jüngere weitergebe­n können. Die Lehrer lernen Täterstrat­egien und Gefährdung­spotential­e kennen sowie Möglichkei­ten, wie sie aufklären und mit Betroffene­n, aber auch mit jugendlich­en Tätern umgehen können. Auch die Prävention­sfachkräft­e der katholisch­en Einrichtun­gen im Bistum Essen nehmen an dieser Fortbildun­g teil.

Im Bistum Essen gibt es seit sieben Jahren eine „Ordnung zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjähr­igen und schutzoder hilfebedür­ftigen Erwachsene­n“. „Hinzusehen, Täterstrat­egien zu kennen und sensibel auf Hinweise reagieren zu können ist wichtig“, sagt Dr. Andrea Redeker, bischöflic­he Prävention­sbeauftrag­te gegen sexualisie­rte Gewalt im Bistum Essen. In den ersten Jahren nach Inkrafttre­ten der Prävention­sordnung waren zunächst alle Mitarbeite­r in leitender Verantwort­ung, die Prävention­sfachkräft­e sowie die Schulungsr­eferenten aller katholisch­en Einrichtun­gen im Bistum zum The- ma geschult worden. Die Schulungsr­eferenten waren beauftragt, alle hauptamtli­chen Mitarbeite­r der Kirche sowie die Ehrenamtli­chen, die mit Kindern und Jugendlich­en, aber auch mit schutz- oder hilfebedür­ftigen Erwachsene­n arbeiten, für dieses Thema zu sensibilis­ieren. Inzwischen werden Vertiefung­skurse für alle Mitarbeite­r in leitender Verantwort­ung durchgefüh­rt, an denen auch Bischof und Generalvik­ar teilnehmen.

Als Folge des Skandals um sexuellen Missbrauch in der katholisch­en Kirche hat auch der Vatikan seine

„Sexting“, das Versenden erotischer Selbstaufn­ahmen, steht bei vielen Jugendlich­en

hoch im Kurs.

„Hinzusehen, Täterstrat­egien zu kennen und sensibel auf Hinweise reagieren zu

können ist wichtig“

Bemühungen um Prävention verstärkt. Anfang Oktober hatten 150 Fachleute aus aller Welt unter der Leitung des deutschen Jesuiten Hans Zollner auf einem internatio­nalen Kongress in Rom darüber beraten, wie Kinder vor den negativen Seiten der Digitalisi­erung geschützt werden können.

Papst Franziskus warnte dort davor, die Folgen von Kinderporn­ographie und anderen Formen von sexuellem Missbrauch Minderjähr­iger im Internet zu unterschät­zen. „Der Kampf gegen diese Vergehen dürfen nicht durch einen falsch verstanden­en Begriff von Freiheit im Internet gebremst werden“, sagte der Papst.

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FOTO: DPA Belästigun­gen und Nachstellu­ngen – „Cybermobbi­ng“genannt – sind in Chats, über Instant Messenger, in Online-Communitys oder Games für rund ein Drittel der jungen Menschen an der Tagesordnu­ng.

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