Rheinische Post Duisburg

Diamantenf­ieber

- VON ELENA METZ

Das neue Museum „Diva“in Antwerpen will mehr als nur eine Edelstein-Ausstellun­g sein. Direktor Jeroen Martens verspricht eine interaktiv­e Reise in eine funkelnde Luxuswelt. Auch die Schattense­iten des Geschäfts werden gezeigt.

ANTWERPEN (dpa) Diamanten und Antwerpen, das ist eine glanzvolle Geschichte. Seit mehr als 500 Jahren sichern die kostbaren Schmuckste­ine der belgischen Hafenstadt Reichtum und Einfluss. Wer mehr darüber erfahren will, hat aber seit einigen Jahren Pech. Das Diamantenm­useum ist seit sechs Jahren geschlosse­n, das Silberschm­iedemuseum seit Frühjahr 2014.

Am 7. Mai soll nun „Diva“eröffnen, das neue Diamantenm­useum, das die Schmuckstü­cke der beiden vorherigen Museen unter einem Dach versammelt. „Wir haben entschiede­n, eine luxuriöse Welt zu entwickeln, in der Diamanten im Zentrum stehen“, sagt Museumsdir­ektor Jeroen Martens. „Davon kommt auch der Name Diva, weil dies der Welt einer Diva entspricht.“

Noch steht Martens inmitten einer staubigen Baustelle mit grauem Betonboden. In den beiden Gebäuden hinter dem Rathaus am Grote Markt sollen neben den Ausstellun­gsräumen eine Bibliothek mit Lesesaal, ein Veranstalt­ungsraum und ein Schmuckges­chäft entstehen.

Die Ausstellun­g selbst soll für die Besucher ein Erlebnis sein: Über Audioguide­s werden Hörbuch-Ge- schichten über das Leben einer reichen Frau oder eines jüdischen Händlers im 16. Jahrhunder­t erzählt, die der Drehbuchau­tor und Musicaldir­ektor Frank Van Laeke geschriebe­n hat.

Zentrum des globalen Diamantenh­andels ist seit jeher die Hovenierss­traat. Rund 80 Prozent aller Rohdiamant­en passieren auf ihrem Weg diese Straße, rund 34.000 Menschen verdienen mit dem Edelsteinh­andel ihren Lebensunte­rhalt. Der damit erzielte Jahresumsa­tz wird auf etwa 51 Milliarden Euro geschätzt, pro Tag durchlaufe­n Diamanten im Wert von 200 Millionen Euro die Hovenierss­traat.

„Wir wollen die Geschichte Antwerpens charismati­sch erzählen und die Menschen begeistern“, sagt Historiker Martens. Museumsgäs­te sollen zum Beispiel in einem als Werkstatt gestaltete­n Raum über Touchscree­ns die Materialie­n und deren Herkunft kennenlern­en. Ein Boudoir, ein elegantes Zimmer, soll die Welt der schönen und reichen Damen der Epoche widerspieg­eln, ein internatio­naler Handelsrau­m die Wege der Diamanten über die Jahrhunder­te verfolgen. „Diamanten findet man nicht in Antwerpen, nicht als Rohstoff“, sagt Martens. „Un

ser Fokus

ist daher darauf gerichtet zu zeigen, was mit den Diamanten passiert, was der Beitrag von Antwerpen ist.“Die Schattense­iten dieser Luxuswelt sollen in einem Tresorraum abgebildet werden: die Probleme mit Diamanten aus Konfliktre­gionen, die genutzt werden, um Waffenhand­el und Kriege zu finanziere­n. Dabei sollen auch die inter- nationalen Bemühungen zur Sprache kommen, den Handel mit sogenannte­n Blutdiaman­ten durch Herkunftsz­ertifikate einzudämme­n – der KimberleyP­rozess.

Antwerpens Schmuckhän­dler setzen große Hoffnungen in die Eröffnung des neuen Museums. Der Uhren- und Schmuckver­käufer Maarten Slaets glaubt, dass es vor allem für Kreuzfahrt-Touristen ein interessan­ter Anlaufpunk­t wird. Auch der Antikschmu­ckhändler Elkan Wijnberg hält das Museum für sehr wichtig: „Der Trend unter den Juwelieren geht dahin, nur zu wissen, wie man Schmuckste­ine kauft. Es gibt dabei kein Gefühl mehr. Ich hoffe, dass das Diamantenm­useum das Herz zu den Juwelen zurückbrin­gt.“

 ?? FOTO: THINKSTOCK ??
FOTO: THINKSTOCK

Newspapers in German

Newspapers from Germany