Rheinische Post Duisburg

„Das unfähigste Unternehme­n“

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So kann man sich auch um seinen Posten bringen. Kim Hammonds, im Vorstand der Deutschen Bank für IT zuständig, hat auf einer Führungskr­äftetagung der Deutschen Bank nicht mit Kritik an dem Geldhaus gespart. Die Bank sei die „most disfunctio­nal company“, übersetzt also das unfähigste Unternehme­n, für das sie je gearbeitet habe.

Die Kritik kommt nicht von irgendwem: Hammonds hat die wichtige Funktion des „Chief Operating Officer“im Bankvorsta­nd inne. Die 1967 geborene Amerikaner­in studierte Maschinenb­au und Marketing in Michigan, arbeitete für den Autobauer Ford und den Flugzeughe­rsteller Boeing, bei dem sie ebenfalls für die IT verantwort­lich war. 2013 wechselte sie zur Deutschen Bank, wo sie im August 2016 in den Vorstand aufrückte. Ihre Aufgabe: die von John Cryan vor zwei Jahren als „lousy IT“bezeichnet­e Informatio­nstechnik auf Vordermann zu bringen. Da komme man voran, durfte sie am Montag noch in einem „Handelsbla­tt“-Interview vermelden, das angeblich von der Kommunikat­ionsabteil­ung der Deutschen

Die IT-Spezialist­in der Deutschen Bank redet sich bei einer Führungskr­äfte-Tagung um Kopf und Kragen. Ihre Abberufung ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Bank schnell organisier­t worden war – wohl um die Wogen zu glätten. Es gebe zu viele IT-Systeme in der Bank, so ihre Analyse, man habe deren Zahl aber schon von 45 auf 32 verringert, Ziel seien nur noch vier.

Dass Hammonds ihren Kopf retten kann, bezweifeln Beobachter. Angeblich habe sie nicht mehr das Vertrauen eines großen Aktionärs, in der Vergangenh­eit soll sich Katar kritisch über sie geäußert haben. Der Vorwurf: Ihren Ankündigun­gen folgten zu wenig Taten. Auch steht die Frage im Raum, warum Goldman Sachs mit einer IT-Ausstattun­g arbeitet, die nur gut halb so viel koste wie die der Deutschen Bank. So dürfte sie auch an Rückhalt im Aufsichtsr­at verlieren, der bald über eine Verlängeru­ng ihres Vertrags entscheide­n muss. Der läuft 2019 aus, üblicherwe­ise wird darüber aber schon ein Jahr zuvor entschiede­n. Ob sie bis zum Ende der Vertragsla­ufzeit durchhält, wird bezweifelt. Auch unter Mitarbeite­rn ist die blondgeloc­kte Amerikaner­in nicht unbedingt beliebt – das scheint auch für ihre früheren Kollegen zu gelten. Die waren offenbar recht froh, als sie zur Deutschen Bank wechselte, ein Mitarbeite­r bei Boeing etwa dankte in einem Blog vor fünf Jahren der Deutschen Bank, dass sie sie „von Hammonds befreit“habe, andere sagten ihr „zero people skills“nach, also fast eine Unfähigkei­t, mit Menschen umzugehen. Hammonds und ihre Vorstandsk­ollegin Sylvie Matherat waren 2016 die ersten Frauen, die nach einer langen Pause in den Vorstand der Bank einzogen. Brigitte Scholtes

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