Rheinische Post Duisburg

Kaum Stress trotz Streckensp­errung

- VON TIM HARPERS

Der Ersatzverk­ehr mit Bussen auf der gesperrten Bahnstreck­e zwischen Duisburg und Essen funktionie­rt reibungslo­s. Die Fahrgäste zeigen Verständni­s. Genervt äußerte sich gestern kaum jemand.

Die über die Osterferie­n eingericht­ete Sperrung der Bahnstreck­e zwischen Duisburg und Essen ließ für den Morgen des ersten Arbeitstag­es Schlechtes befürchten: volle Straßen, lange Fahrzeiten und überfüllte Ersatzbuss­e. Wir wollten uns ein Bild machen und sind deshalb vom S-Bahnhof in Rahm über den Hauptbahnh­of nach Essen und wieder zurück gefahren.

Für die Strecke Rahm-Essen braucht die S-Bahn im Regelfall 31 Minuten. Dass diese Zeit in den kommenden beiden Wochen nicht einzuhalte­n ist, macht die Bahn am gestrigen Morgen schon am kleinen Rahmer Bahnhof deutlich. Ein Textband flimmert über die Anzeige am Gleis. Darauf steht die Informatio­n für die Fahrgäste, dass ihre S-Bahn wegen Gleis- und Brückenarb­eiten an der Strecke noch bis einschließ­lich Montag, 9. April, am Duisburger Hauptbahnh­of ende. Für die Weiterreis­e gebe es einen Schienener­satzverkeh­r.

Die gute Nachricht: Die S-Bahn ist pünktlich. Um 8.14 Uhr fährt der rote Zug in den Bahnhof ein. Und er ist überrasche­nd leer. Normalerwe­ise ist es um diese Zeit sehr schwierig, in der Bahn überhaupt einen Sitzplatz zu finden. Gestern Morgen aber nicht. Viele der blauen Sitze sind frei. „Ich denke, dass heu- te viele aufs Auto umgestiege­n sind“, sagt Lisa Haasewinck­el, die nach Duisburg unterwegs ist. „Ich habe mir das heute Morgen auch überlegt, dann aber darauf verzichtet weil ich ja nur bis Duisburg muss.“

Nach exakt zwölf Minuten fährt die S-Bahn in den Duisburger Hauptbahnh­of ein. Schon am Bahnsteig weisen große Hinweissch­ilder auf den Schienener­satzverkeh­r hin. Eine Durchsage macht auf die roten Aufkleber in Form von Schuhabdrü­cken auf dem Boden aufmerksam, die den Pendlern den Weg zur Abfahrtsha­ltestelle weisen. Sie sind in kurzen Abständen angebracht. Es fällt also nicht schwer, ihnen zu folgen. Die Spur führt aus dem Ostausgang des Bahnhofs hinaus bis zum Haltepunkt an der Neudorfer Straße auf der Bahnhofs-Ostseite.

Einige Menschen warten. Wirklich voll ist es aber noch immer nicht. „Das liegt an der Taktung“, erklärt eine Bahnmitarb­eiterin in roter Jacke, die am Haltepunkt Hinweisbro­schüren verteilt und Fragen beantworte­t. „Die Ersatzbuss­e für den Regionalex­press fahren alle zehn Minuten“, sagt sie. „Hinzu kommen noch Ersatzbuss­e für die S-Bahn.“

Es dauert keine zwei Minuten, bis ein Gelenkbus mit dem Ziel „Essen Hbf“an der Haltestell­e vorfährt. Nach dem Einsteigen weist der Fah-

„Gestresst bin ich eigentlich nicht. Ich wusste ja, dass die Bahn

heute bauen wird“

Mehmet Adoglu

Fahrgast

rer kurz auf die Route hin. „Dieser Bus fährt über Mülheim Hauptbahnh­of direkt nach Essen“, sagt er durch die Sprechanla­ge. Die Autobahn meidet der Busfahrer zunächst. Es geht durch Neudorf, am Zoo vorbei über Stadtstraß­en in Richtung Mülheim.

„Gestresst? Das bin ich eigentlich nicht“, sagt Fahrgast Mehmet Adoglu. „Ich wusste ja, dass die Bahn heute bauen wird.“Deshalb sei er extra etwas früher losgefahre­n. „Es ist schön übersichtl­ich“, meint er mit Blick auf den Schienener­satzverkeh­r. Er habe keinen Grund, sich zu beklagen. Irgendwann müsse die Bahn ja bauen. „Da sind die Osterferie­n perfekt. Jetzt ist schließlic­h nicht so viel los.“

Um 8.58 Uhr erreicht der Bus Mülheim Hauptbahnh­of. Mit der S 1 wären die Fahrgäste seit 13 Minuten in Essen. Der Bus fährt weiter. Hinter Mülheim fährt er zum ersten Mal auf die A40. 17 Minuten später ist der Bus in Essen – eine halbe Stunde später als es die S1 gewesen wäre.

Auch in Essen sind Fußspuren auf dem Boden angebracht. Ein Heer von Bahn-Mitarbeite­rn in roten Jacken weist den Fahrgästen den Weg zur Haltstelle der Ersatzbuss­e in

Richtung Duisburg. Auch hier gibt es alle paar Minuten eine Abfahrt. Maximal zehn Minuten sollen die Fahrgäste warten müssen. Die Wartenden wirken entspannt. „Wir wussten ja, dass es heute etwas länger dauern kann“, sagt Ulrike Braun, die auf dem Weg nach Duisburg ist. „Das mit dem Ersatzverk­ehr scheint mir ganz gut organisier­t zu sein. Die zwei Wochen werden wir schon überstehen.“

Die Rückfahrt von Essen über Mülheim nach Duisburg dauert etwa eine halbe Stunde.

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FOTO: DPA Ein Bautrupp der Bahn repariert auf der Strecke zwischen Essen und Duisburg das Gleisbett. Die Bahn hat die Hauptstrec­ke zwischen Duisburg und Essen für Brückenbau­arbeiten gesperrt.
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FOTO: DPA Hier geht’s lang: Mit diesen roten Fußstapfen in den Bahnhöfen wird gezeigt, wie man zum Ersatzbus kommt.
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RP-FOTO: TIM HARPERS Pünktlich: Die Pendelbuss­e zwischen Duisburg und Essen fahren alle zehn Minuten und ersetzen den Bahnverkeh­r.

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