Rheinische Post Duisburg

INFO Verkauf direkt ab Hühnerhof

- VON ELKE WIEGMANN

Sechs Eier pro Woche legt jede Henne im Durchschni­tt. Bei den 400 Hühnern von Familie Mosch in Mündelheim kommt da einiges zusammen. Mehr produziere­n die Tiere nicht – auch nicht zu Ostern.

MÜNDELHEIM Um es gleich vorwegzusa­gen: Mit dem Hahn hat das Ganze wirklich nichts zu tun! „Gesunde Legehennen bilden tatsächlic­h ganz von selbst ihre Eier aus“, sagt Marita Mosch. Ja, ganz ohne das Zutun eines Gockels! „Sie sollen die Eier ja nicht ausbrüten und für Nachwuchs sorgen.“Das ist die nackte Wahrheit. Auch, wenn dies nun vielleicht ein Schock für alle Hühner-Romantiker ist. Und die Herrin von 400 Hühnern auf dem Hof „Haus Grind“in Mündelheim ist überzeugt: „Unsere Hennen sind auch ohne Hahn ganz glücklich.“

Sechs Eier legen ihre FreilandHü­hner im Schnitt pro Woche, und zwar ausschließ­lich braune. So sparen sich Reinhard und Marita Mosch, deren Familie den Hof bereits seit 100 Jahren bewirtscha­ftet, auch gleich das Färben in der Osterzeit. 2004 hat die aktuelle MoschGener­ation die Hofstelle gekauft, auf dem es damals noch Rinder gab. Später gingen die Rinder, und Gänse zogen dafür auf dem Hof ein, später gesellten sich noch die Hühner dazu. „Aber das ist nur ein MiniStandb­einchen“, sagt Marita Mosch. „Denn von dem Eierverkau­f kann niemand leben.“

150 Hektar bewirtscha­ftete Ackerfläch­e, für die hauptsächl­ich ihr Mann, Landwirt Reinhard Mosch zuständig ist, bilden den Haupterwer­b der Familie. Und trotzdem ist Marita Mosch die Hühnerhalt­ung eine sichtbar lieb gewordene Arbeit geworden. „Wenn man ein Ei pro Tag rechnet, das ein Mensch verzehrt – verarbeite­t oder direkt als Speise – dann könnten wir mit dem, was unsere Legehennen produziere­n nur rund 400 bis 500 Menschen damit versorgen. Mehr nicht“, rechnet die Diplom-Ökotrophol­ogin, die Haushalts- und Ernährungs­wissen- schaftleri­n, vor. Und da es im Duisburger Stadtgebie­t nicht mehr viele Hühnerhalt­er gibt, könne bei einer Nahrungsmi­ttelknapph­eit mit den in Duisburg produziert­en Eiern nur ein ganz kleiner Prozentsat­z der Bürger versorgt werden.

Und einfach mehr Eier legen, das können die Legehennen nicht – ob nun mit oder ohne Hahn. „Es gibt nur so viele Eier, wie die Hühner produziere­n – egal wie hoch der Bedarf ist“, sagt Marita Mosch. Auch das optimal zusammenge­mischte Futter – ein Legemehl aus Weizen, Mais, Sonnenblum­enkernen, Erbsen, Vitaminen und Mineralsto­ffen, hat keinen Einfluss auf eine steigen- de Eierproduk­tion bei den Hennen, sagt sie.

„Aber es gibt Gründe dafür, warum eine Henne auch mal kein Ei legt, zum Beispiel bei Stress, weil vielleicht ein Fuchs im Stall ist“, sagt die 57-jährige Hühnerhalt­erin. „Die Legehennen brauchen bestimmte Wohlfühlpa­rameter, die erfüllt sein müssen, damit sie Eier legen: Sie müssen es schön haben und ruhig, und am liebsten legen sie die Eier in abgedunkel­ten Gruppennes­tern.“

Bei Familie Mosch finden die Hühner in zwei getrennten Ställen mit jeweils einer angeschlos­senen, großen Wiese alles, was sie für ihre Eierproduk­tion brauchen. Nur den großen Freiland-Auslauf nutzen die Hennen, die Marita Mosch gerne alle „Put-put-put“nennt („oder mir muss jemand eine Liste mit 400 Namen geben“), kaum. „Am liebsten bleiben sie alle in der Nähe des Stalls und abends hocken sie sich dann gemeinsam auf die Stange zum schlafen.“Ein bis eineinhalb Jahre alt wird so eine Eier produziere­nde Legehenne. „Danach kaufen wir dann wieder neue Hühner beim Züchter.“Um aber den erhöhten Eier-Bedarf in der Oster- und auch Weihnachts­zeit gut abzudecken, Frische Eier gibt es in der Großstadt immer seltener. In Duisburg werden Hühner zur Eierproduk­tion mit Hofverkauf beispielsw­eise noch auf dem Hof „Haus Grind“bei Familie Mosch in Mündelheim, auf dem Steinschen­hof von Familie Weyand in Baerl sowie auf dem Geflügelho­f Möbius in Rumeln-Kaldenhaus­en gehalten. „haben wir immer zwei Gruppen von leistungss­tarken Legehennen gleichzeit­ig hier“, sagt Marita Mosch. Im Mai oder Juni werde eine Gruppe dann geschlacht­et. Ein Teil davon landet im hofeigenen Verkauf als Suppenhuhn.

Und trotz des Überangebo­tes vor der eigenen Haustüre kommen sowohl Huhn als auch vor allem das Ei bei Familie Mosch noch immer auf den Tisch. Auch zu Ostern. Drei Frühstücks­eier und eine Eierspeise pro Woche hält sie auch als Ökotrophol­ogin durchaus für vertretbar. Ei, Ei, Ei...

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FOTO: SCHIMMEL 2400 Eier gibt’s bei Familie Mosch im Schnitt pro Woche zu kaufen.

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