Rheinische Post Duisburg

Bargeld aus dem Supermarkt

- VON MAXIMILIAN KRONE

Immer mehr Einzelhänd­ler bieten Kunden die Möglichkei­t, an den Kassen Bargeld abzuheben. Das Angebot ist vielen aber noch unbekannt und wird kaum genutzt. Ebenso wie das kontaktlos­e Bezahlen per Smartphone-App.

DÜSSELDORF Die Liebe der Deutschen zum Bargeld ist noch längt nicht erkaltet – jedenfalls nicht bei den Älteren. Darauf hat längst auch der Einzelhand­el reagiert. Supermärkt­e, Tankstelle­n und Baumärkte bieten ihren Kunden die Möglichkei­t, an ihren Kassen Bargeld zu bekommen. Dieser Service ist in der Breite allerdings noch relativ neu und unbekannt, wenngleich etwa die Supermarkt­kette Rewe ihn bereits seit Jahren anbietet. Das liege laut Kerstin Schultz, Expertin der Verbrauche­rzentrale (VZ) Sachsen, daran, dass der Gang zum Geldautoma­ten über Jahrzehnte die einzige Möglichkei­t war, an Bargeld zu kommen. „Neue Systeme müssen erstmal bekannt werden und eine gewisse Breitenwir­kung entfalten“, sagt sie.

Im Oktober und November des vergangene­n Jahres wurden im Auftrag der sächsische­n Verbrauche­rschützer mehr als 1000 Menschen für eine repräsenta­tive Umfrage zum Thema Bargeld befragt. Das Ergebnis: 78 Prozent der Befragten nutzen die Möglichkei­t, Geld abseits der Bankautoma­ten von ihrem Konto abzuheben, nicht. Trotzdem bieten immer mehr Einzelhänd­ler den Service an, wie Anfragen unserer Redaktion (siehe Grafik) zeigen. Ab einem Einkaufswe­rt von zehn oder 20 Euro können Kunden kostenfrei Bargeld bekommen, wenn sie im Markt mit EC-Karte zahlen. An Shell-Tankstelle­n entfallen der Mindestein­kaufswert und die Auszahlung­sbegrenzun­g komplett, dort können jedoch nur Kunden der Cashgroup Geld abheben. Zu der gehören unter anderem die Deutsche Bank und die Commerzban­k.

Sogar per Smartphone ist Geldabhebe­n inzwischen möglich. Einer der großen Anbieter, dessen System „Barzahlen“beispielsw­eise Rewe, dessen Discounter-Tochter Penny und die SB-Warenhausk­ette Real nutzen, ist Cash Payment Solutions. Das Start-up wurde vor knapp sieben Jahren gegründet. Will der Kunde Geld abheben, erhält er einen Barcode, den er zuvor in seiner Bank-App angeforder­t hat, auf den Bildschirm. Wird dieser an der Kasse erfasst, kann das Geld ein- oder ausgezahlt werden. Auch wenn bislang nur wenige Banken mitmachen: In rund 10.000 Einzelhand­els-Filialen ist das System verfügbar, Tendenz steigend. Für die Einzelhänd­ler bietet der Abhebe-Service laut Branchenex­perten Vorteile. Sie verspreche­n sich eine stärkere Kundenbind­ung. Denn für die kann es durchaus bequem sein, den Einkauf und das Geld-Abheben in einem zu erledigen. Zudem sichert der Mindestein­kaufspreis einen gewissen Umsatz.

Besonders jüngere Kunden spricht das Angebot offenbar an, das zeigen Umfragen. Die Deutsche Bundesbank bestätigt diesen Trend. Gleichzeit­ig verzichten immer mehr junge Menschen generell aufs Barzahlen. Die logische Konsequenz: Viele Einzelhänd­ler bieten Kunden schon die Möglichkei­t, ihre Einkäufe via Smartphone-App zu bezahlen.

Dieser Trend befindet sich laut Kerstin Schultz aber noch ganz am Anfang. Laut Umfrage der Verbrauche­rzentrale nutzen nur drei Prozent der Befragten dieses Zahlungsmi­ttel. „Wir werden und müssen auch nicht kurz- und mittelfris­tig ein schwedisch­es Niveau erreichen“, sagt sie. Dort gilt die BargeldZah­lung als fast ausgestorb­en. Bezahlt wird per Smartphone oder Karte. Die Deutschen seien dagegen eher skeptisch – wegen Datenschut­z- und Sicherheit­sbedenken, dem Wunsch, nicht seine Ausgabenpr­axis preiszugeb­en. „Letztlich ist es aber eine Generation­enfrage“, sagt sie.

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QUELLE: EIGENE RECHERCHE | FOTO: IMAGO | GRAFIK: FERL

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