Rheinische Post Duisburg

KOMMENTAR

- VON UWE-JENS RUHNAU

Die Händler des Wochenmark­tes beraten über eine Millioneni­nvestition. Der neuen Konkurrenz durch Zurheide an der Berliner Allee fühlen sie sich gewachsen. Samstagsfü­hrungen sind bis Ende Juni ausgebucht.

Natürlich waren die „Carlsplatz­Spione“schon im neuen ZurheideMa­rkt an der Berliner Allee. Ihr Fazit: „Ein sehr großer Supermarkt“, sagt Heiner Röckrath, Geschäftsf­ührer des Wochenmark­ts. „Das Angebot ist riesig, es erschlägt einen teils sogar.“Kaffee-Expertin Uschi Wiedenlübb­ert, im Beirat fürs Marketing zuständig, hat von Zurheide sogar „mehr erwartet“. Nicht mehr Masse, aber weniger Plastik („vieles ist extra verpackt“). Die Carlsplatz­Händler schmieden jetzt Pläne: Die große Freifläche zwischen Marktgänge­n und Glas-Pavillons soll überdacht werden. Zudem soll es an jenen Seiten, wo der Wind in die Gänge fegt, Möglichkei­ten zum Verschließ­en geben. Ziel insgesamt: Aufenthalt­squalität weiter steigern.

Rund 60 Händler und Gastronome­n stehen auf dem Carlsplatz. Noch vor vier Jahren versank der Markt in Querelen, es gab Prozesse, Nachfolger für vakante Standplätz­e standen nicht Schlange. Das hat sich geändert. Die Streiterei­en sind beigelegt, es wurden neue und ansehnlich­ere Stände gebaut. Jüngere Händler mit neuen Konzepten kamen, aktuell gibt es Anfragen für Gewürz-, Tee- oder Eisstände. Für das Markt-Lokal von TV-Koch Dave Hänsel, der sich umorientie­rt, gibt es ebenfalls mehrere Bewerber: Einer wartet mit Asia-Kochkünste­n auf, ein anderer will ein Bistro starten.

Jetzt, Zurheide eröffnet hat, finden die Markt-

da Manager, „dass wir vieles richtig gemacht haben und Zurheide nicht nur Konkurrenz ist“. In dem neuen Mega-Supermarkt sehen Röckrath und Wiedenlübb­ert einen Beleg dafür, dass es sich lohnt, auch für Lebensmitt­el in die Stadt zu fahren. Deswegen fürchten sie auch den Lidl-Markt nicht, der im Erdgeschos­s des Carlsplatz-Parkhauses eröffnen wird, und die Vorstellun­g, dass Aldi im Kö-Bogen residieren wird, schockt schon mal gar nicht. Die Markthändl­er wollen nun das Besondere ihres Ortes betonen. „Wir haben halt kei- ne Rohre unter der Decke, bei uns können die Leute die frische Luft genießen und auch mal in den Himmel schauen“, sagt Röckrath. Und: „Die haben 20 Meter Käsetheke, wir drei Händler mit vielleicht noch größerer Auswahl und Top-Beratung.“Gedankensp­ielen aus den letzten Jahren, auf dem Carlsplatz eine richtige Markthalle zu bauen, lehnen die Händler deswegen ab. In Barcelona oder London seien die Markhallen historisch und im Stadtgefüg­e verankert. Aber der Viktualien­markt in München und der Carlsplatz zeigten, dass es auch „open air“bestens gehe.

Aus diesem Grund soll die Freifläche vor den Gängen auch nicht fest überdacht werden, eher geht es um eine Konstrukti­on, die einen mobilen Schutz vor zu viel Sonne oder Regen ermöglicht. Schließlic­h sei es der Reiz des Marktes, draußen zu sein und eine ungezwunge­ne Zeit mitten in der Stadt zubringen zu können. Gut zwei Millionen Euro an Investitio­n haben die Händler im Blick. Möglich sind die Pläne, da neue Spielräume absehbar sind. Denn die Kredite für das neue Dach sowie die Terrasse mit den Pavillons sind 2023 endgültig abgetragen. Dann können die Händler den Pachtvertr­ag mit der Stadt um zehn Jahre verlängern. Sie hätten, um die Investitio­n abzusicher­n, gerne gleich weitere zehn Jahre.

Ausgebaut wird das Aktionspro­gramm. Beim Kö-Gourmetfes­tival bespielt der Markt dieses Jahr die komplette Brücke an der Steinstraß­e. Im Juni steigt zudem das dritte Sommerfest auf dem Carlsplatz. Ein US-Reeder bringt regelmäßig Besuchergr­uppen, und die neuen Führungen von Düsseldorf Tourismus über den Markt und durch die Altstadt sind samstags bereits bis Ende Juni ausgebucht.

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FOTO: ANNE ORTHEN Die Freifläche zwischen den Pavillons (links) und den Marktgänge­n (rechts) soll überdacht und mit einem mobilen Schutz bestückt werden.
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FOTO: RUHNAU Heiner Röckrath und Ursula Wiedenlübb­ert

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