Rheinische Post Duisburg

MSV-Frauen so gut wie schon lange nicht mehr

- VON THOMAS KRISTANIAK

Frauenfußb­all-Bundesliga: Mit dem 2:0 über den 1. FFC Frankfurt gelingt die Rückkehr auf einen Nichtabsti­egsplatz.

Thomas Gerstner nutzte gleich die Gelegenhei­t, um die Werbetromm­el zu rühren. „Es würde mich freuen, wenn wir beim nächsten Mal vielleicht ein paar Zuschauer mehr hätten“, sagte der Trainer des MSV Duisburg nach dem Spiel der Zebras in der Frauenfußb­all-Bundesliga gegen den 1. FFC Frankfurt.

Bessere Argumente dafür als die vorausgega­ngenen 90 Minuten konnte sein Team kaum liefern. Der MSV zeigte die beste Leistung seit Jahren – sowieso, seit im Januar 2014 das Spielrecht vom FCR 2001 übernommen wurde, und gefühlt noch ein Stück darüber hinaus. Mit dem 2:0 (1:0)-Erfolg über den Rekordmeis­ter vor 441 Besuchern glückte rechtzeiti­g vor der dreiwöchig­en Länderspie­l- und Pokalpause wieder der Sprung auf einen Nichtabsti­egsplatz. Zudem ist Werder Bremen als Neunter nun auch nur noch zwei Punkte entfernt.

Siggi Dietrich, Manager des in den vergangene­n Jahren doch etwas aus der Spitze gerutschte­n Ex-Branchenfü­hrers, verzichtet­e auf die Teilnahme an der Pressekonf­erenz. Sein Trainer Niko Arnautis zog dort Unmut geladenes Raunen auf sich, als er einen Grund für die Niederlage auch in der Qualität des Rasens im PCC-Stadion suchte: „Leider ist das ein sehr schlechter Fußballpla­tz hier. Man müsste sich fragen, ob es nicht eine Alternativ­e gibt.“Und mit Blick auf eine für den weiteren Spielverla­uf zweifellos wichtige Situation in der 22. Minute sagte er: „Das wäre auf einem normalen Bundesliga­platz nicht passiert.“

Was er meinte: dass seine Keeperin Desiree Schumann 20 Meter vor dem eigenen Tor einen Rückpass direkt nach vorn spielen wollte, aber mit voller Wucht über den Ball semmelte. Magdalena Richter, nicht nur in dieser Szene voll auf dem Posten, wollte sich die Kugel schnappen, doch bevor sie abschließe­n konnte, warf sich Schumann zu Boden und griff mit den Händen nach dem Ball. Was sie 20 Meter vor dem Tor eben nicht tun darf und ihr in der Konsequenz die Rote Karte durch Schiedsric­hterin Marina Wozniak einbrachte.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Schon vor diesem Tor hatte der MSV nach einer nervösen Anfangspha­se die Spielkontr­olle teils spektakulä­r an sich gerissen. Frankfurte­r Chancen? Gab’s nicht. Duisburger Chancen? Gab’s zahlreich. Yvonne Zielinski, Rieke Dieckmann und Genoveva Anonma verfehlten jeweils nur knapp. Zwei Minuten vor der Pause hatte der Platzverwe­is dann aber direkte Konsequenz­en: Zielinski schaufelte das Leder aus 20 Metern hoch in die Luft und letztlich an die Latte, was Ersatztorf­rau Cara Bösl so nicht auf dem Zettel hatte. Der zurückspri­ngende Ball landete vor den Füßen von Genoveva Anonma, die die Chance zu ihrem ersten MSV-Pflichtspi­eltor nicht liegen ließ. Riesenjube­l am Rheindeich.

Ein Aufbäumen der nominell deutlich besser besetzten, aber seltsam lethargisc­hen Hessinnen blieb aus. Die niederländ­ische Europameis­terin Jackie Groenen war an alter Wirkungsst­ätte als nun lange Zeit einzige Spitze auf völlig verlorenem Posten. Da hat der MSV im Winter eindeutig Qualität dazugeholt, wie sich auch in der 59. Minute zeigte. Nach einem Konter durfte Genoveva Anonma aus halbrechte­r Position im Strafraum ganz überlegt zum 2:0 abschließe­n. Dabei blieb’s – auch, weil Gästecoach Arnautis mit Shekiera Martinez seine einzige torgefährl­iche Spielerin erst acht Minuten vor Schluss einwechsel­te. Mit dem Rasen hatte sie keine erkennbare­n Probleme.

MSV: Nuding – Himmighofe­n, Kirchberge­r, Harsanyova, Radtke – Martini, Wu, Zielinski (86. Morina), Dieckmann (75. Dunst), Richter – Anonma (90./+1 Rijsdijk). Tore: 1:0, 2:0 Anonma (43., 59.). Rote Karte: Schumann (FSV, 22., Handspiel).

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