Von Druck wird nicht mehr gesprochen
Fußball: Ilia Gruev vermeidet Bemerkungen zur 40-Punkte-Marke. Im Training hat der Trainer des MSV Duisburg versucht, Fehlerquellen abzustellen. Morgen in Berlin muss das Team kompakter stehen, um Gegentore zu vermeiden.
Das Zebra springt nicht so hoch, wie es muss. Seit vielen Wochen lauern die Zweitliga-Fußballer des MSV Duisburg auf die 40-Punkte-Marke. In den letzten vier Spielen, die der Aufsteiger allesamt verlor, verpasste das Team die Chance, diese Marke zu erreichen. Das ist nun offiziell kein Thema mehr. „Wir sprechen nicht mehr über die 40 Punkte“, sagte MSV-Trainer Ilia Gruev bei der Pressekonferenz zum Spiel bei Union Berlin (Samstag, 13 Uhr, Alte Försterei) gestern.
„Wir waren zu offen. Wir müssen wieder kompakter stehen.“
Ilia Gruev
Trainer
Der MSV steht nach vier Niederlagen in Folge unter Druck. Gruev versucht, den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. Vielleicht haben die 40 Punkte, die möglicherweise ohnehin nicht zum Klassenerhalt reichen werden, das Team zuletzt blockiert. Vielmehr gehe es darum, wieder kontinuierlich zu punkten, verdeutlicht der 48-Jährige.
Nicht nur die Zahl 40 hat Gruev aus seinem aktiven Wortschatz entfernt. Auch über die Null mag der Trainer nicht mehr sprechen. Der Auftrag, zu Null zu spielen, besteht zwar weiterhin, nur der Coach will lieber über Stabilität in der Abwehr reden. „Das sind kleine psychologische Dinge“, so Gruev, der sich überdies in diesen Tagen auferlegt hat, die Presseberichte nicht mehr zu lesen. Das hängt nicht zwangsläufig mit der aktuellen sportlichen Situation zusammen. Gruev: „Das habe ich auch schon in Erfolgzeiten so gehandhabt.“
Äußerlich wirkte der Duisburger Trainer gestern gelassen. Trotzdem hat die 1:4-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern Spuren hinterlassen. „Es hat mir das Osterfest ver- hagelt“, gestand Gruev, der sich nach der Video-Analyse der letzten Partie erneut mächtig geärgert hat. Zwei Pfostenschüsse innerhalb kurzer Zeit hin oder her – es war kein Pech, woran die Zebras am vergangenen Samstag am Ende scheiterten. Zwei Gegentore nach Standards, zwei Gegentore nach eigenem Ballbesitz – auf dem Trainingsplatz gab es unter der Woche genügend Ansätze, um Dinge zu verbessern. „Wir waren zu offen, wir müssen wieder kompakter stehen“, fordert Gruev, der den Geist der erfolgreichen Wochen wieder erwecken will. „Wir sind in der Lage, erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen“, bekräftigt der Trainer.
Im Training machte Gruev in den letzten Tagen eine „hohe Aggressivi- tät“aus, die auch zu kleineren Blessuren, die aber nicht problematisch sein sollen, führten. Einzig Lukas Daschner, der weiterhin mit einer Grippe flachliegt, steht derzeit nicht zur Verfügung, ansonsten sind alle Spieler an Bord.
Somit hat der Trainer genügend Optionen, um Veränderungen in der Aufstellung vorzunehmen. Naturgemäß lässt sich der DeutschBulgare nicht in die Karten schauen. Ein Startelfeinsatz und damit ein Comeback nach langer Verletzungspause für Andreas Wiegel ist laut Gruev denkbar. Der Flügelspieler könnte somit am Samstag als Rechtsverteidiger zum Einsatz kommen. Mittelfeldspieler Cauly Oliveira Souza macht ebenfalls weitere Fortschritte. Gruev: „Er könnte in der nächsten Woche seinen Stammplatz zurück erhalten.“
Die Berliner plagen sich derzeit mit einem Problem herum, das auch in Duisburg die Fußball-Seele peinigt: Die Abwehr ist anfällig, Union kassierte zuletzt viele einfache Tore. Hinzu kommen personelle Sorgen in der Offensive. Für Sebastian Polter (zwölf Tore) ist aufgrund eines Achillessehnenrisses die Saison bereits beendet. Akaki Gogia liegt mit einem Bänderriss im Knöchel auf Eis. Torjäger Steven Skrzybski (13 Tore), der unter der Woche mit muskulären Problemen im Oberschenkel außer Gefecht war, will es am Samstag gegen den MSV versuchen.
Wenn die Spieler am Samstag an der Alten Försterei den Rasen betreten, wird Rockröhre Nina Hagen mit ihrem „Eisern Union“aus den Lautsprechern erschallen. Gänsehaut ist angesagt.