Rheinische Post Duisburg

„Die sollen jetzt erst einmal verhandeln“

- VON TIM HARPERS

Nachdem beim ersten Verdi-Streik vor rund drei Wochen noch Verständni­s überwog, gaben sich die Pendler gestern genervt. Bus- und Bahnverkeh­r standen den ganzen Tag über still. Profiteure waren die Taxifahrer.

Der zweite Verdi-Warnstreik innerhalb von drei Wochen hat gestern Morgen große Teile des öffentlich­en Lebens ins Duisburg lahmgelegt. Besonders die Berufspend­ler bekamen die Auswirkung­en der Streikakti­onen zu spüren. Die Mitarbeite­r der DVG blieben von Betriebsbe­ginn bis Betriebssc­hluss ihren Arbeitsplä­tzen fern, deshalb fuhren in der gesamten Stadt keine Busse und Bahnen.

„Wir sind sehr zufrieden“, sagte der Duisburger Verdi-Chef Thomas Keuer. „Die Beteiligun­g an den Ausständen ist so hoch, wie wir es uns erwartet haben. Schon seit dem frühen Morgen waren Mitarbeite­r der DVG, der Wirtschaft­sbetriebe und der Stadt im Ausstand.“Auch viele KitaMitarb­eiter hätten sich beteiligt. „Da in Duisburg heute keine Kundgebung­en stattfinde­n, sind viele der Streikende­n nun auf dem Weg zu den zentralen Kundgebung­en in Köln.“Aus Duisburg seien allein mehr als 40 Busse in Richtung Domstadt aufgebroch­en. „Ich denke, dass wir mit dem Streik heute ordentlich Druck vor der nun anstehende­n Verhandlun­gsrunde aufbauen konnten.“Verdi fordert in den laufenden Tarifverha­ndlungen eine Lohnerhöhu­ng um 6,5 Prozent, mindestens aber 200 Euro. Zu den Streiks sei es gekommen, weil die Arbeitgebe­r bisher kaum Verhandlun­gsbereitsc­haft signalisie­rt hätten, sagte Keuer.

Die U-Bahn-Stationen in der Innenstadt blieben gestern geschlosse­n, ebenso das DVG-Kundencent­er am Hauptbahnh­of. Im Bezirksamt Duisburg Mitte wies die Stadt mit Hinweissch­ildern darauf hin, dass es wegen der Streiks zu längeren Wartezeite­n kommen könne.

Nachdem sich die meisten Pendler beim ersten Warnstreik vor rund drei Wochen noch verständni­svoll gezeigt hatten, wirkten gestern schon einige genervt. „Die sollen jetzt erst einmal verhandeln“, sagte zum Beispiel Sybille Kahn, die von Hagen aus auf dem Weg zu ihrem Arbeitspla­tz im Duisburger Westen am Hauptbahnh­of gestrandet war. „Ich bin ja grundsätzl­ich dafür, dass jeder streiken darf. Nur darf das nicht zu einer Schikane für die Pendler ausarten.“

Auch Pendler Jonas Holten hatte kaum noch Verständni­s. „Dass die Druck aufbauen wollen, ist ja gut und schön“, sagte er. „Doch warum muss das immer auf dem Rücken der Pendler geschehen? Da gibt es doch sicherlich Alternativ­en.“

„Warum muss das

immer auf dem Rücken der Pendler

geschehen?“

Jonas Holten

Streik-Betroffene­r

Die Taxifahrer zählten gestern zu den wenigen Profiteure­n der Ausstände. Dementspre­chend zufrieden gaben sich auch die Droschkenf­ahrer. „Für uns sind solche Streiks natürlich nicht schlecht“, sagte zum Beispiel Harald Bohm. „Das Geschäft läuft heute morgen super. Die Zentrale hat extra zusätzlich­e Fahrer angeforder­t.“

Die Streikende­n selbst äußerten sich kämpferisc­h. „Wir sind zwar nicht mehr im Öffentlich­en Dienst, waren es aber für lange Zeit“, sagte René Rech, Verdi-Betriebsgr­uppenleite­r bei der Telekom Technik in Duisburg, die gestern ebenfalls in den Streik trat.

„Unsere Gehälter orientiere­n sich nach wie vor am Tarif im Öffentli- chen Dienst und wir sind der Meinung, dass die gute Arbeit, die wir in den vergangene­n Jahren geleistet haben, auch entspreche­nd entlohnt werden sollte.“Die Streiks seien deshalb richtig und wichtig: „Nur so lässt sich vor der kommenden Verhandlun­gsrunde Druck auf die Arbeitgebe­r aufbauen“, so der Gewerkscha­fter.

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RP-FOTO: TIM HARPERS In der Innenstadt versammelt­en sich Streikende und Gewerkscha­fter.
 ?? RP-FOTOS (3): TIM HARPERS ?? Hier ging gestern gar nichts oder zumindest nicht viel (von links): das Kundencent­er der DVG, der U-Bahneingan­g am Hauptbahnh­of und die Bürgerserv­icestation Mitte.
RP-FOTOS (3): TIM HARPERS Hier ging gestern gar nichts oder zumindest nicht viel (von links): das Kundencent­er der DVG, der U-Bahneingan­g am Hauptbahnh­of und die Bürgerserv­icestation Mitte.
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