Rheinische Post Duisburg

Kirche spart an Personal und Gebäuden

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Bis 2030 muss die Schwarze Null stehen. Deshalb wird daran gespart. Allein die bestehende­n Kirchen- und Gemeindege­bäude kosten die Pfarrei St. Judas Thaddäus 3,5 Millionen Euro bis zum Jahr 2030.

SÜDEN (moc) Es ist ein Kreuz mit den Gläubigen: Immer weniger gehen in die Kirche, besuchen Gottesdien­ste oder feiern Hochzeiten – und zahlen Kirchenste­uern. Das macht sich in den Kassen der Kirchen bemerkbar: Fast eine halbe Million Euro Miese pro Jahr schreibt die Pfarrei St. Judas Thaddäus, in der sämtliche katholisch­en Gemeinden des Duisburger Südens or- ganisiert sind. Dem gegenüber steht die Schwarze Null, die das Bistum Essen seinen Pfarreien ab 2030 abverlangt. Pfarreient­wicklungsk­onzept nennt sich etwas sperrig, was dort hinführen soll. Diese Entwicklun­g sieht so aus: Sechs von elf Kirchen im Süden werden geschlosse­n, ebenso vier von elf Gemeindehe­imen. Eine Entscheidu­ng, die viele Katholiken schmerzen dürfte. Die Zahlen, die dieser Entscheidu­ng zugrunde liegen, sprechen allerdings Bände.

Zählte der Duisburger Süden 1980 noch fast 38.000 Katholiken, sind es heute* nur noch etwas mehr als 24.500 – ein Rückgang um mehr als ein Drittel. Zwangsläuf­ig werden die Bänke auch in den Gottesdien­sten immer leerer: Von den Kirchgänge­rn des Jahres 1980 sitzt heute gerade einmal noch jeder fünfte dort. Die Kirche begleitet außerdem immer weniger Gläubige von der Wiege bis zur Bahre: Die Zahl der Taufen hat sich halbiert, die der kirchliche­n Beerdigung­en schrumpft ebenso. Und auch der Traum in Weiß gehört für viele Menschen inzwischen längst nicht mehr in die Kirche: Gab es 1980 noch 109 Trauungen pro Jahr, sind es heute noch 29 – durchschni­ttlich zwei bis drei pro Monat. Die Kirche ist kein Bund fürs Leben mehr.

Bestand haben allerdings weiterhin die Kosten für die Kirche. Allein die bestehende­n Kirchen- und Gemeindege­bäude kosten die Pfarrei St. Judas Thaddäus 3,5 Millionen Euro bis zum Jahr 2030. Bliebe es bei den derzeitige­n Kosten, würde für den Haushalt 2030 ein Minus von 774.000 Euro auflaufen. Weil neben den Gebäuden vor allem das Personal der Kirche nicht nur lieb, sondern auch teuer ist, sollen Stellen – ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n – gestrichen werden: 11,37 Vollzeitst­ellen sind es zurzeit rechnerisc­h. Bleiben soll davon bis 2030 nur noch die Hälfte.

Nur ein Signal zeichnet sich gegen den Trend ab: Im neuen Stadtteil

Sechs von elf Kirchen

im Süden werden geschlosse­n, ebenso

vier von elf Gemeindehe­imen. 11,37 Vollzeitst­ellen sind es zurzeit rechnerisc­h. Bleiben soll davon

bis 2030 nur noch die Hälfte.

Wedau-Süd plant die katholisch­e Kirche einen Versammlun­gsort als Ersatz für die dann geschlosse­nen Kirchen in Wedau und Bissinghei­m. In den neuen, den Sparhausha­lt, hat die Pfarrei St. Judas Thaddäus Rückstellu­ngen dafür in Höhe von 50.000 Euro pro Jahr bereits eingerechn­et. Die Schwarze Null im Duisburger Süden steht nach ihren Prognosen dennoch: ab dem Jahr 2026.

* Aufgrund fehlender aktueller Zahlen – die jüngste Statistik stammt von 2012 – beziehen wir uns mit „heute“auf die Prognose der Pfarrei für 2020.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: ANDREAS PROBST ?? Die Kirche St. Judas Thaddäus in Buchholz.
RP-ARCHIVFOTO: ANDREAS PROBST Die Kirche St. Judas Thaddäus in Buchholz.

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