Skat – ein Spiel verliert seinen Reiz
Die Zahl der Aktiven geht immer mehr zurück, die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Besuch bei den Bergheimer Buben, die inzwischen in Friemersheim spielen.
FRIEMERSHEIM Kleine Regelkunde: Beim sogenannten Grand sind beim Skat die vier Buben die höchsten Karten. Wer gewinnen will, sollte also Buben haben. Oder gute andere Karten, sprich, Asse. Und gute Nerven. So wie Frank Rumpcza. Als der nach sieben Stichen seinen beiden Kollegen den Rest der Karten überließ, hatte er bereits gewonnen. Ohne einen einzigen Buben zu haben. „Ich habe ordentlich geschwitzt, am Ende hat es geklappt“, sagt er und schreibt hohe Punkte auf. Die bekommt man, wenn man mit eher miesen Karten gewinnt. So funktioniert, sehr vereinfacht gesprochen, eine Nuance des vor nahezu 200 Jahren erfundenen Kartenspiels. Es hat viel mit Strategie zu tun, weniger mit Glück. Früher spielten es gefühlt Millionen Deutsche. Heute, in Zeiten unter anderem des Pokerbooms, sprechen viele davon, dass das Skatspiel aussterben würde. Besuch in der Friemersheimer Behring Stube.
Seit anderthalb Jahren sind hier jeden Freitag ab 19 Uhr die Bergheimer Buben von 1973 zu Gast, um einen gepflegten Skat zu dreschen. Nach dem Aus der heimischen Kneipe „Zum Schäfchen“sind die 17 Männer nach Friemersheim gezogen und füllen das Lokal. Und in der Tat, Punkt 19 Uhr sind vier große Tische mit insgesamt 16 Skatbrüdern besetzt, wenn sie ihre knapp 100 Spiele gespielt haben, wird es kurz vor Mitternacht sein. Mit dabei ist heute auch Thomas Lehnen, Presse- und Werbewart der Ver- bandsgruppe (VG) 41, zu der Bergheims Buben gehören. Beim Schauen in die Runde spricht er ein Dilemma an: Das Gros der Spieler hat die 60 längst überschritten. „In der gesamten VG 41 gibt es keinen einzigen Jugendlichen mehr“, sagt Lehnen.
Und dabei ist die Abteilung geografisch riesig, verläuft vom Unteren Niederrhein über Duisburg bis Mülheim. Lehnen: „Haben vor zehn Jahren noch 120 Mitstreiter um die Verbandsgruppenmeisterschaft gespielt, so sind es heute noch 80.“ Von den 438 Mitgliedern der insgesamt 31 Vereine der VG 41 sind 296 über 60, das sind 68 Prozent. Woran liegt’s? Lehnen und auch Gerhard Ebel, Vorsitzender der Bergheimer Buben, nennen verändertes Freizeitverhalten. „Es gibt viel mehr Möglichkeiten als früher. Zudem sitzen viele Jugendliche gerne vor dem Computer, um online zu pokern oder auch Skat zu spielen.“Die Online-Variante würde im Vergleich zum klassischen Spiel mit drei Freunden gut angenommen, heißt es.
„Ich habe es ausprobiert, für mich kommt es nicht in Frage“, sagt Thomas Lehnen, der damit auch für die 16 anwesenden Bergheimer Buben spricht. Sie würden wie er die Strategie und auch die Psychologie schätzen, die man eben nur beim Spiel mit „echten“Gegnern spürt. Darum und auch wegen der Gemeinschaft der gesamten Gruppe käme man Freitag für Freitag zusammen, sagt Edel. Frank Rumpcza, der Mann mit dem Grand ohne Buben, fährt dafür die nicht unbeträchtliche Strecke von 150 Kilome- ter. „Ich bin Rheinhauser, wohne in Kleve und das hier ist mein Skatclub“, sagt er.
Die Treue der Mitglieder ist enorm, in der Regel finden alle 17 Bergheimer Buben den Weg zu den Spielabenden in die Behring Stube, mehr als einer fehlt selten. Dennoch seien Mitstreiter sehr willkommen. Wobei die Spielstärke keine große Rolle spielt, auch wer jahrzehntelang nicht gespielt habe, könne gerne beim Männerskat-Club freitags ab 19 Uhr in der Behring Stube, Behringstraße 20, in Friemersheim vorbeischauen.
Frank Rumpczas Abend verlief übrigens nicht so toll weiter. Auf den Super-Grand folgte ein mieses Blatt nach dem nächsten. Womöglich hätte er sich lieber mehrere durchschnittliche Blätter gewünscht als ein traumhaftes und sonst allerlei Schrott.