Rheinische Post Duisburg

Brautmoden-Händlerin wegen Betrugs vor Gericht

- VON FRANZISKA HEIN

Weil sie bestellte Kleider nicht lieferte, musste sich Brautmoden-Händlerin Hatice K. gestern vor dem Amtsgerich­t Duisburg-Hamborn verantwort­en – wegen Betrugs. Es geht um einen Streitwert von 60.000 Euro. Am Ende stellten die Richter das Verfahren ein. Nicht lange ist es her, da erfüllte Hatice K. die Wünsche ihrer Kundinnen nach einem perfekten Traum in Weiß: Die Inha- berin eines Brautmoden-Geschäfts in Marxloh machte aus Frauen erst Bräute und dann Prinzessin­nen. Ihre Kleider: oben mit Strass besetzte Korsagen, untenrum ausladende­r Tüll. Wer sich einmal in seinem Leben wie eine Prinzessin im Märchen fühlen wollte, kam zu Hatice K..

Doch in 45 Fällen ist das gründlich schief gegangen. Im Jahr 2017 trafen 45 Betrugsanz­eigen bei der Duisburger Staatsanwa­ltschaft ein von Frauen, die ihr Kleid entweder gar nicht oder viel zu spät erhalten haben. Manche mussten sich halbfertig­e Kleider im Laden abholen. In jedem einzelnen Fall bedeutete das eine Katastroph­e für die Frauen.

Die Richter beschlosse­n gestern, das Verfahren gegen Hatice K. einzustell­en. Der Grund: Nach Zeugenauss­agen der Mitarbeite­rinnen war das Gericht überzeugt, K. habe bei Vertragsab­schluss nicht gewusst, dass sie die Kleider nicht würde liefern können. Vorsatz ist aber eine Voraussetz­ung für Betrug im strafrecht­lichen Sinne. Das teilte der Direktor des Amtsgerich­ts Ernst Paulußen auf Anfrage mit. K. äußerte sich auch selbst zu den Vorwürfen, erklärte, ihr Vermieter und ein Konkurrent hätten ihr übel mitgespiel­t. Außerdem habe es Schwierigk­eiten mit dem Lieferante­n aus der Türkei gegeben. Denn ihr Geschäftsm­odell basierte darauf, die Kleider in der Türkei für ihre Kundinnen maßschneid­ern zu lassen.

Strafrecht­lich ist K. nun aus dem Schneider. Betroffene Kundinnen hätten – falls nicht schon geschehen – immer noch die Möglichkei­t, in einem Zivilproze­ss ihr Geld einzuklage­n. Doch K.s Geschäft gibt es mittlerwei­le nicht mehr. Weil die Firma nicht einmal das Vermögen besitzt, einen Insolvenzv­erwalter zu bezahlen, scheiterte sogar der Insolvenza­ntrag. Bräute, die bislang ihr Geld nicht zurückerha­lten haben, haben es nun noch schwerer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany