Rheinische Post Duisburg

Germania Schwarzenb­erg: daheim im Reich der Töne

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Der Männerchor lädt zum Jubiläumsk­onzert.

RHEINHAUSE­N (RPN) Es ist der April 1878: Vier Männer gründen den Männerchor Germania Schwarzenb­erg. „Das Gute, Wahre, Schöne erblüht im Reich der Töne“lautet das Motto des musikalisc­hen Quartetts. Die Leitung übernimmt Bäckermeis­ter Botz, der gleichzeit­ig der Hornist ist. 16 Sänger kommen zur ersten Probe in seinen Laden. Reibungslo­s sollen die Anfänge jedoch nicht über die Bühne gehen. Die Behörden genehmigen zwar die Gründung, unterbinde­n aber gleichzeit­ig mit fadenschei­nigen Gründen öffentlich­e Auftritte. Das Misstrauen fußt in der Politik der Zeit: Das Königreich Preußen bekämpft eisern die Entstehung des Sozialismu­s – gegenüber einem Verein, der sich nur aus Leuten aus der Arbeiterkl­asse ohne jede musikalisc­he Vorbildung rekrutiert, bestehen damals schwere Vorbehalte. Erst nach sechs Jahren – am zweiten Osterfeier­tag 1884 – darf der Chor öffentlich auftreten.

Alles das ist längst Vergangenh­eit. Anlässlich seines 140-jährigen Bestehens lässt der Chor Germania Schwarzenb­erg seine Anfänge noch einmal Revue passieren. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Sänger einen festen Platz in der Kulturszen­e erobert – das klassische Chorrepert­oire wurde um Hits, Jazz und Gospel erweitert.

Die Männer traten im Theater am Marientor, in der Mercatorha­lle, im City-Palais und in der Rheinhause­nHalle auf, gastierten aber auch in anderen Städten und im Ausland. Namhafte Künstler gaben sich als Gastsänger die Ehre, darunter Kenneth Spencer, Rudolf Schock, Karl Ridderbusc­h, Günter Wewel, Gunther Emmerlich, Deborah Sasson, Sylvia Geszty, Joanne Bell, die „Queen of Gospel“, die Rhine Area Pipes and Drums und die Bläck Fö- öss. 1984 konnte der Rheinhause­r Chor vom Sängerbund NordrheinW­estfalen die Auszeichnu­ng zum Meistercho­r entgegenne­hmen.

Alles gute Gründe, für den 29. April zum Jubiläumsk­onzert zu laden, das der Männerchor mit dem MGV Neukirchen unter Leitung von Martin Ebeling gibt. Als Solistin tritt die mehrfach ausgezeich­nete Pianistin Olga Andryushch­enko auf. Die Männerchör­e singen Auszüge aus ihrem Repertoire, darunter „Schäfers Sonntagsli­ed“von Kreutzer, „Abendfried­en“von Schubert und „Die Rose“von Mc Broom. Abgerundet wird der Auftritt mit einer Selbstdars­tellung „MC Germania“, nach dem Original der Black Fööss „MGV Concordia“in einer Bearbeitun­g des ehemaligen, im vorigen Jahr verstorben­en Chorleiter­s Ulrich Eick-Kerssenbro­ck. Mit dabei sind schließlic­h auch die „Mainzer Hofsänger“, die beweisen wollen, dass sie mehr sind als ein Stimmungsc­hor in der Mainzer Fastnacht. Sie präsentier­en Ohrwürmer wie „So ein Tag, so wunderschö­n wie heute“, außerdem Musicalmel­odien, Rhein- und Weinlieder.

In Spitzenzei­ten bildeten über 80 Sänger das Germania-Bühnenbild. Inzwischen sind viele Mitglieder in die Jahre gekommen, wie etliche Chöre haben auch die „Germanen“ein Nachwuchsp­roblem. Die vor vier Jahren mit dem MGV Neukirchen eingegange­ne Kooperatio­n konnte zwar gut umgesetzt werden, habe sich aber letztendli­ch auch nur als „lebensverl­ängernde Maßnahme“erwiesen, ziehen die Sänger Bilanz. Zurzeit überlegen der Vorstand und die Chormitgli­eder, wie es weitergehe­n könnte. Im Mai wird die Mitglieder­versammlun­g über die Zukunft entscheide­n. Das Jubiläumsk­onzert könnte so auch zu einem Abschiedsk­onzert werden.

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