Rheinische Post Duisburg

„Podestoste­rion“: Konzeptkun­st mit und aus Worten

- VON OLAF REIFEGERST­E

Eine Ausstellun­g mit Werken von Laas Abendroth im Kunstraum SG1 (Schmale Gasse 1) in der City.

Zum ersten Mal mit einer Ausstellun­g in Duisburg ist der Künstler Laas Abendroth. Seine äußerst unterhalts­ame Werkschau gibt es bis Anfang Mai im Kunstraum SG1 (Schmale Gasse 1) zu bewundern. Die Besucher der Vernissage staunten und amüsierten sich über das Gesehene jedenfalls nicht schlecht.

Abendroth ist 1967 in Mülheim an der Ruhr geboren, lebt und arbeitet aber immer noch dort. Doch seine im dortigen Atelier entstanden­en Arbeiten sind weltweit unterwegs, ob in Kalkutta, Sao Paulo, Chicago, Istanbul und Rom oder näher dran wie in Berlin, Nürnberg, Würzburg, Wiesbaden, Köln, Düsseldorf und immerzu in Oberhausen und Mülheim, doch bisher nie in Duisburg. Das galt es zu ändern, dachte sich Christina Böckler, die Abendroth auf einer Ausstellun­g in Köln begegnete, und überzeugte ihre beiden Mitstreite­rinnen beim SG1, Luise Hoyer und Stacey Blatt, von ihrer Idee.

Abendroth ist ein Konzeptkün­stler und ein Meister des Wortes. Von daher kommt es nicht von ungefähr, dass der Titel seiner SG1-Ausstellun­g „Podestoste­ron“heißt. Viele seiner dort ausgestell­ten Objekte und Werkgruppe­n auf Leinwand und Papier beinhalten oder stehen nämlich auf Podesten und Sockeln. Insofern spielt er sprachlich mit dem Begriff des Androgens „Testostero­n“, indem er aus dem bekannten Sexualhorm­on das Wortphänom­en „Podestoste­rnon“erfindet.

Abendroth sitzt der Schalk im Nacken. Seine Werke sind zuweilen bittersüß, feinfühlig-grob bis boshaft-freundlich. Ein Beispiel: Da steht eine kleine Apfelsinen­kiste auf vier Rädern auf einem Sockel. In ihr stehend fährt ein weißer weiblicher Torso, an dem zig Saufpfeile kleben. Als Titel des Objektes heißt es: „kein Schritt f. d. Menschheit“.

Oder ein anderes Beispiel: Es befindet sich ein Stapel von insgesamt zehn Leinwänden (20 x 40 x 30 Zentimeter) mit einem Seil zusammen- geknotet auf einem Podest. Am Ende des Seils ist ein großer Stein (ca. 18 x 73 x 21 Zentimeter) angebunden. Der Titel dieses Objektes lautet: „Bilder versenken“.

Doch nicht allein nur die Titel seiner Werke spielen geschickt mit Sprache, sondern auch seine Bilder selbst. So heißt es auf einem Bild: „Angeben ist super!“und als Hintergrun­d sieht man zudem eine Hochgebirg­slandschaf­t, durch die eine Gondel fährt.

Oder: Da hängt eine schwarz gefärbte Leinwand auf der steht: „Alles was vom Inhalt ablenkt dient dem Verständni­s“. „Selbstrefl­ektion“nennt Abendroth seine Arbeit, über die er indirekt und subtil seine Kritik am Kunstmarkt äußern wolle, sagt er. Und so heißt es auf einem Werk, das in Duisburg zwar als Bild nicht zu sehen ist, wohl aber die Rückseite einer kleinen Lektüre von ihm ziert: „treu bleiben dem Ausbeuten von Künstlern“.

Die eintrittsf­reie Ausstellun­g ist bis zum 7. Mai stets montags zwischen 17 und 20 Uhr sowie nach Vereinbaru­ng geöffnet. Der Kunstraum befindet sich in 47051 Duisburg, Schmale Gasse 1.

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