Rheinische Post Duisburg

Ein echtes Stahlwerk

- VON DANIEL CNOTKA

Die Skulptur „Energie“hat ein früherer Arbeitsdir­ektor der Zeche Rheinpreuß­en gebaut.

HOMBERG Der erste Gedanke beim Vorbeifahr­en: Schöne Flügel. Oder sind es Orgelpfeif­en, die da doch recht prominent an der Ecke Duisburger Straße/Moerser Straße in den Homberger Himmel ragen? Worum es sich bei dem Kunstwerk handelt, hat der Besitzer auf eine kleine Tafel geprägt, die am gut drei Meter hohen Stahlwerk angeschrau­bt ist. „Energie“heißt es und es zeigt eine Hyperbel.

Hyperbel? Die kennen Sie sicher aus dem Mathematik­unterricht. Obwohl, vielleicht auch nicht, mir als Mathe-Amateur war der Begriff bis dahin neu. Unter einer Hyperbel versteht man in der ebenen Geometrie eine spezielle Kurve, die aus zwei zueinander symmetrisc­hen, sich ins Unendliche erstrecken­den Ästen besteht. So steht es im Internet-Lexikon. So steht es im Übrigen auch auf dem Schildchen: „Die Hyperbel verkörpert die perfekte Umsetzung der Harmonie aus der Natur“, wird der Erbauer zitiert.

Im Gegensatz zu vielen anderen Skulpturen auf öffentlich­em Duisburger Boden ist zur „Energie“relativ viel bekannt. Das Werk stammt von Dr. Heinz Genz aus dem Jahr 1984, Dr. Genz war seinerzeit Arbeitsdir­ektor der Homberger Zeche Rheinpreuß­en. Deren längst zur Ruine verkommene­s Verwaltung­skoloss kann man hinter der Skulptur gut erkennen. Des Ingenieurs Genz Lieblingsf­igur war die Hyperbel, also schuf er eine aus Edelstahl, die viele Jahre an der alten Zeche an der Baumstraße stand.

Seit dem 8. Juli 2013 steht die Hyperbel nun gut sichtbar an der vielbefahr­enen Straße. Genau an der Stelle, an der bis anderthalb Jahre vorher ein Kunstwerk namens „Pandora“gestanden hatte. Das war ur- plötzlich weg, vermutlich von Metalldieb­en gestohlen worden. „Wir wollten den Platz nicht leerstehen lassen“, sagte Reinhard Stratenwer­th bei der Einweihung des neuen Kunstwerks an neuem Platze. Stratenwer­th steht dem Verein Freundeskr­eis Historisch­es Homberg (FHH) mit Rat und Tat als Archivar zur Seite. Dem FHH gehört die „Energie“-Skulptur nämlich, die jetzt als Dauerleihg­abe an den Straßen mit den beiden Stadtnamen steht. Stratenwer­th: „Die Skulptur gehört zu Homberg und ist zu schade, um eingelager­t zu werden. Außerdem hat sie eine Verbindung zum Bergbau, der soll in der einstigen Stadt im Grünen auch nicht vergessen werden.“Sorgen, dass auch diese Skulptur einst gestohlen werden könne, macht sich beim FHH niemand.

Fast fünf Jahre später steht die Skulptur an der Kreuzung. Ein klein wenig Grünspan hat sie angesetzt. Von Schmierere­ien und Kratzern ist das Werk aus Stahl auch verschont geblieben. Nicht einmal Müll findet sich in den hohlen Stahlbögen. Und wir wollen auch niemanden auf dumme Gedanken bringen.

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FOTO: ULLA MICHELS Die Skulptur stellt eine mathematis­che Kurve dar.

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