Einer auf Krücken, die anderen auf der Matte
Judo: Das Internationale Turnier, das der PSV Duisburg am Samstag zum 20. Mal ausrichtete, erfreut sich ungebrochener Beliebtheit.
Alexander von der Groeben und Seid Vejzovic haben zwei Gemeinsamkeiten. Beide lieben den JudoSport. Und beide wollten beim Internationalen Turnier der männlichen U-16-Jugend, das der PSV Duisburg am Samstag zum 20. Mal ausrichtete, unbedingt dabei sein. Von der Groeben, einst Judoka von Weltklasse-Format, heute Sportjournalist und Schauspieler, ist nach einer Knieoperation an Krücken unterwegs. Absagen wollte der 62-Jährige seinen KommentatorenEinsatz in der Walter-SchädlichHalle aber nicht. Nonchalant führte der frühere Europameister durch das Wettkampf-Programm.
Seid Vejzovic nahm darin einen ganz kleinen Part ein. Handgestoppte 24 Sekunden dauerte sein Kampf gegen Kevin Gajt. Dann legte ihn sein Kontrahent aus Schwäbisch Gmünd gekonnt flach. Ippon, Ende, aus. In der teilnehmerstärksten Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm bedeutete die Auftaktniederlage sogleich das Ausscheiden. Schade, aber nicht schlimm. Schließlich war der Zwölfjährige nur zum Reinschnuppern da. „Für Seid kam die Teilnahme an unserem Turnier eigentlich zu früh. Aber er wollte sich die Gelegenheit, hier zu starten, einfach nicht entgehen lassen. Und jetzt weiß er, was ihn in den nächsten beiden Jahren erwar- tet“, meinte PSV-Trainer Maurice Nuckelt.
Nuckelt schickte neben Seid Vejzovic drei weitere Talente ins Rennen, für die es als jüngere Jahrgänge in erster Linie darum ging, Erfahrungen auf hohem Niveau zu sammeln. Am besten schnitt dabei Anton Serdyuk (Jg. 2005, bis 40 kg) ab. Nach verlorenem Auftaktkampf gelangen ihm in der Trostrunde zwei Siege, im Endklassement stand so ein starker neunter Platz zu Buche. Yunus Vural (Jg. 2005, bis 37 kg) gewann gegen den Briten Lewis Mersini und unterlag dann zweimal. Für Soufien Manai (Jg. 2004, bis 50 kg) war in der ersten Runde Endstation.
Das Meldeergebnis bewegte sich auf Rekordniveau. 331 Teilnehmer aus 145 Vereinen und fünf Nationen duellierten sich in zehn Gewichtsklassen. Für internationales Flair sorgten die rund 50 Starter aus Großbritannien, Slowenien, Belgien und den Niederlanden. In der Mannschaftswertung hatte der Landesverband Berlin die Nase vorn.
Der Deutsche Judo-Bund nutzte das Turnier einmal mehr zur Talentsichtung. „Es waren wieder einige Jungs dabei, die national, vielleicht auch international ihren Weg gehen werden“, befand Erik Gruhn. Der Judo-Abteilungsleiter des PSV sorgt mit seinen Mitstreitern seit 1999 dafür, dass sich der Nachwuchs in Duisburg wohlfühlt. Erst jahrelang in der Sporthalle an der Großenbaumer Allee, seit 2016 in Hamborn. In der Walter-Schädlich-Halle finden die jungen Herren in den weißen und blauen Judogi auf und neben den sechs Wettkampfflächen ideale Bedingungen vor.
Der Veranstaltungsort ist freilich nur ein Grund für die ungebrochene Beliebtheit des Talente-Treffens. Mindestens ebenso sehr zieht das Trainingscamp, das der PSV Duisburg gestern und am heutigen Tag in der Sportschule Wedau durchführt. „Das Paket aus sportlichem Vergleich und Training mit anderen Landesverbänden macht einfach Sinn. Mittlerweile bleiben immer mehr Auswahlmannschaften drei Tage in Duisburg“, freut sich Erik Gruhn. Die Frage, ob es 2019 die 21. Auflage des Internationalen U-16Turniers geben wird, stellt sich also nicht.
Die Turniersieger: Klasse bis 37 kg: Abdusamad Abdullaev (PSV Berlin); bis 40 kg: Olivier Naert (JC Koksijde / Belgien); bis 43 kg: Pit Schriever (TH Eilbeck); bis 46 kg: Viktor Wandtke (Budokan Lubeck); bis 50 kg: Alex Vyskubov (JC Kim-Chi Wiesbaden); bis 55 kg: Bruno Jesionek (JC Eberswalde); bis 60 kg: Victor Becker (JC Leipzig); bis 66 kg: Bastian Sauerwald (JC 66 Bottrop); bis 73 kg: Erwin Adam (JV Ippon Rodewisch); über 73 kg: George Udsilauri (TSV Erbach); Techniker-Preis: Bastian Sauerwald; Mannschaftswertung: 1. Berlin (36 Punkte), 2. Nordrhein-Westfalen (27 Punkte), 3. Württemberg (19 Punkte)