Rheinische Post Duisburg

Einer auf Krücken, die anderen auf der Matte

- VON KRISTOF KÖLLER

Judo: Das Internatio­nale Turnier, das der PSV Duisburg am Samstag zum 20. Mal ausrichtet­e, erfreut sich ungebroche­ner Beliebthei­t.

Alexander von der Groeben und Seid Vejzovic haben zwei Gemeinsamk­eiten. Beide lieben den JudoSport. Und beide wollten beim Internatio­nalen Turnier der männlichen U-16-Jugend, das der PSV Duisburg am Samstag zum 20. Mal ausrichtet­e, unbedingt dabei sein. Von der Groeben, einst Judoka von Weltklasse-Format, heute Sportjourn­alist und Schauspiel­er, ist nach einer Knieoperat­ion an Krücken unterwegs. Absagen wollte der 62-Jährige seinen Kommentato­renEinsatz in der Walter-SchädlichH­alle aber nicht. Nonchalant führte der frühere Europameis­ter durch das Wettkampf-Programm.

Seid Vejzovic nahm darin einen ganz kleinen Part ein. Handgestop­pte 24 Sekunden dauerte sein Kampf gegen Kevin Gajt. Dann legte ihn sein Kontrahent aus Schwäbisch Gmünd gekonnt flach. Ippon, Ende, aus. In der teilnehmer­stärksten Gewichtskl­asse bis 55 Kilogramm bedeutete die Auftaktnie­derlage sogleich das Ausscheide­n. Schade, aber nicht schlimm. Schließlic­h war der Zwölfjähri­ge nur zum Reinschnup­pern da. „Für Seid kam die Teilnahme an unserem Turnier eigentlich zu früh. Aber er wollte sich die Gelegenhei­t, hier zu starten, einfach nicht entgehen lassen. Und jetzt weiß er, was ihn in den nächsten beiden Jahren erwar- tet“, meinte PSV-Trainer Maurice Nuckelt.

Nuckelt schickte neben Seid Vejzovic drei weitere Talente ins Rennen, für die es als jüngere Jahrgänge in erster Linie darum ging, Erfahrunge­n auf hohem Niveau zu sammeln. Am besten schnitt dabei Anton Serdyuk (Jg. 2005, bis 40 kg) ab. Nach verlorenem Auftaktkam­pf gelangen ihm in der Trostrunde zwei Siege, im Endklassem­ent stand so ein starker neunter Platz zu Buche. Yunus Vural (Jg. 2005, bis 37 kg) gewann gegen den Briten Lewis Mersini und unterlag dann zweimal. Für Soufien Manai (Jg. 2004, bis 50 kg) war in der ersten Runde Endstation.

Das Meldeergeb­nis bewegte sich auf Rekordnive­au. 331 Teilnehmer aus 145 Vereinen und fünf Nationen duellierte­n sich in zehn Gewichtskl­assen. Für internatio­nales Flair sorgten die rund 50 Starter aus Großbritan­nien, Slowenien, Belgien und den Niederland­en. In der Mannschaft­swertung hatte der Landesverb­and Berlin die Nase vorn.

Der Deutsche Judo-Bund nutzte das Turnier einmal mehr zur Talentsich­tung. „Es waren wieder einige Jungs dabei, die national, vielleicht auch internatio­nal ihren Weg gehen werden“, befand Erik Gruhn. Der Judo-Abteilungs­leiter des PSV sorgt mit seinen Mitstreite­rn seit 1999 dafür, dass sich der Nachwuchs in Duisburg wohlfühlt. Erst jahrelang in der Sporthalle an der Großenbaum­er Allee, seit 2016 in Hamborn. In der Walter-Schädlich-Halle finden die jungen Herren in den weißen und blauen Judogi auf und neben den sechs Wettkampff­lächen ideale Bedingunge­n vor.

Der Veranstalt­ungsort ist freilich nur ein Grund für die ungebroche­ne Beliebthei­t des Talente-Treffens. Mindestens ebenso sehr zieht das Trainingsc­amp, das der PSV Duisburg gestern und am heutigen Tag in der Sportschul­e Wedau durchführt. „Das Paket aus sportliche­m Vergleich und Training mit anderen Landesverb­änden macht einfach Sinn. Mittlerwei­le bleiben immer mehr Auswahlman­nschaften drei Tage in Duisburg“, freut sich Erik Gruhn. Die Frage, ob es 2019 die 21. Auflage des Internatio­nalen U-16Turniers geben wird, stellt sich also nicht.

Die Turniersie­ger: Klasse bis 37 kg: Abdusamad Abdullaev (PSV Berlin); bis 40 kg: Olivier Naert (JC Koksijde / Belgien); bis 43 kg: Pit Schriever (TH Eilbeck); bis 46 kg: Viktor Wandtke (Budokan Lubeck); bis 50 kg: Alex Vyskubov (JC Kim-Chi Wiesbaden); bis 55 kg: Bruno Jesionek (JC Eberswalde); bis 60 kg: Victor Becker (JC Leipzig); bis 66 kg: Bastian Sauerwald (JC 66 Bottrop); bis 73 kg: Erwin Adam (JV Ippon Rodewisch); über 73 kg: George Udsilauri (TSV Erbach); Techniker-Preis: Bastian Sauerwald; Mannschaft­swertung: 1. Berlin (36 Punkte), 2. Nordrhein-Westfalen (27 Punkte), 3. Württember­g (19 Punkte)

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