Rheinische Post Duisburg

Der Verlierer ist der Gewinner

- VON THOMAS KRISTANIAK

Landesligi­st FSV Duisburg ist stolz auf die Leistung, die er bei der 4:5-Niederlage im Halbfinale des Niederrhei­npokals bei Rot-Weiß Oberhausen gezeigt hat. Nur die Rote Karte für Torhüter Marian Ograjensek trübt die Stimmung.

Am Ende ließen sich beide Mannschaft­en feiern. Die Spieler von RotWeiß Oberhausen gingen zu ihren Fans in die Kurve des Stadions Niederrhei­n, die Kicker des FSV Duisburg machten vor der Haupttribü­ne die Welle, wo ihr zahlreich mitgereist­er Anhang nach dem Schlusspfi­ff ausgeharrt hatte. Wer mehr Grund dazu besaß? Die Frage war nach dem Halbfinals­piel im Fußball-Niederrhei­npokal gar nicht so leicht zu beantworte­n. Zwar hatte Regionalli­gist RWO durch das spektakulä­re 5:4 den Einzug ins Endspiel gegen Rot-Weiß Essen geschafft, doch die Gäste aus der Landesliga mussten sich höchstens auf dem Papier als Verlierer fühlen.

Tatsächlic­h währte die Enttäuschu­ng nach dem Abpfiff nur kurz und machte einem gewissen Stolz Platz. FSV-Vereinsche­f Erol Ayar plauderte am Spielfeldr­and mit Oberhausen­s Trainer Mike Terranova und sagte nachher: „Ein toller Abend. Sogar die Fans von RWO haben uns für unsere Leistung applaudier­t. So macht das Spaß.“

Der einzige Stimmungsk­iller war die Rote Karte, die sich Stammkeepe­r Marian Ograjensek in der Nachspielz­eit einhandelt­e. „Wir haben uns nicht nur gut verkauft – wir haben uns teuer verkauft“, sagte Trainer Denis Tahirovic mit Blick auf den im Prinzip zu harten Platzverwe­is, dem nur noch der fällige Elfmeter von Maik Odenthal – mit bravouröse­m Reflex pariert vom ins Tor gegangenen Innenverte­idiger Daniel Bertram – und der Abpfiff folgten. In der Schlusspha­se der Meistersch­aft wird Ograjensek nun min- destens zweimal fehlen. Als Ersatz stehen Talha Bayram und der am Dienstagab­end auf der Bank sitzende A-Jugendlich­e Jannik Hinsenkamp zur Verfügung. Hinzu kommen die verletzung­sbedingten Ausfälle von Abwehrchef Joel Schoof, der auf Krücken zuschaute, und Außenverte­idiger Fatih Duran. „Wenn die beiden noch dabei gewesen wären. . .“, sagte Ayar.

Tatsächlic­h war es die Stabilität in der Abwehr, die dem FSV zum großen Coup abging. Der nötige Kampfgeist und der Mut zur Offensive waren vorhanden – nur das Toreschieß­en machten die Gäste den Oberhausen­ern etwas zu einfach. Festzuhalt­en bleibt aber auch: Der Abstand zwischen beiden Kontrahent­en war nicht so extrem, wie es RWO-Coach Terranova nachher darstellen wollte. „Der Gegner kommt ja nie wieder ins Spiel, wenn wir nicht den Rückpass machen, der zum 1:2 führt. Respekt vor der Leistung von Duisburg, aber wir hatten Chancen zu sieben, acht, neun Toren.“Mag sein, doch ein Hauch mehr Demut angesichts vier eigener Gegentreff­er gegen einen zwei Klassen tiefer kickenden Gast wäre auch mal ganz

„Wir haben uns nicht nur gut verkauft – wir haben

uns teuer verkauft“

Denis Tahirovic erfrischen­d gewesen. Stattdesse­n lautete der Terranova-Tenor: „Wichtig ist nur, dass wir das Finale erreicht haben.“

Das ist für den FSV letztlich ein schöner Traum geblieben: keine Fernseh-Übertragun­g, keine Chance auf ein Duell mit einem Profiklub im DFB-Pokal. Stattdesse­n folgt die Rückkehr in den Alltag – oder, wie Tahirovic es ausdrückte: „Morgen werden wir wieder um sechs Uhr aufstehen und zur Arbeit gehen.“

Der Mann, der in den ersten vier Pokalspiel­en der Saison auf der Bank gesessen hatte, meldete sich auch zu Wort. Ex-Trainer René Lewejohann schrieb bei Facebook: „An dieser Stelle möchte ich sagen, dass ich megastolz bin, diese Truppe bis letzten Winter trainiert zu haben. Ihr habt wie Krieger gekämpft und tollen Fußball gezeigt. Nicht umsonst hat man zwei etablierte Oberligist­en rausgehaue­n. Tolle Werbung für den Amateurfuß­ball.“

 ?? FOTOS: MICHA KORB (2), JÖRG SCHIMMEL ?? Die Spieler des FSV Duisburg ließen sich nach der knappen Niederlage im Stadion Niederrhei­n feiern.
FOTOS: MICHA KORB (2), JÖRG SCHIMMEL Die Spieler des FSV Duisburg ließen sich nach der knappen Niederlage im Stadion Niederrhei­n feiern.
 ?? FOTO: SCHIMMEL ?? Der ausgewechs­elte Kapitän Bora Karadag fieberte in der Schlusspha­se am Spielfeldr­and mit – am Ende vergebens.
FOTO: SCHIMMEL Der ausgewechs­elte Kapitän Bora Karadag fieberte in der Schlusspha­se am Spielfeldr­and mit – am Ende vergebens.
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Innenverte­idiger Daniel Bertram hielt als Not-Torhüter einen Elfmeter.

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