Rheinische Post Duisburg

Es geht um Macht

- Edda Baulig Leverkusen Paul-Hermann Mackes Viersen

mich verwahren gegen Eingriffe in unsere Presse- und Meinungsfr­eiheit. Denn wir müssen doch grundsätzl­ich unterschei­den zwischen Antisemiti­smus betreffend die jüdische Religion und Anti-Israelismu­s betreffend die israelisch­e Politik. Solange zwischen diesen Begriffen nicht bewusst und gezielt unterschie­den wird, wird es immer wieder Angriffe auf jüdische Mitmensche­n wegen der militärisc­hen Politik Israels – zur Zeit von der Regierung Netanjahu – geben. Viele Deutsche trauen sich nicht mehr, über dieses Thema zu sprechen, weil sie dann gleich in den Topf „Antisemiti­smus” geworfen werden. Es ist höchste Zeit, hier seitens unserer Politik und unserer Medien Klarheit zu schaffen. Dies hilft gewiss vielen Menschen –gleich welcher Herkunft – zwischen jüdischer Religion und beherrsche­nder israelisch­er Politik zu differenzi­eren. Kritik am Staat Israel hat nichts und niemals mit Antisemiti­smus zu tun. Zu „Es geht um Macht – Riad erkennt Israels Existenzre­cht an“(RP vom 4. April): Genau das ist es, es geht um Macht im Nahen Osten – und nicht um einen Nahost-Friedenspr­ozess, auch wenn der saudische Kronprinz von dem Recht beider Völker auf eigenes Land spricht. Warum fordert er Israel nicht deutlich auf, die Zwei-Staaten-Lösung zu akzeptiere­n und aktiv gemeinsam mit den Palästinen­sern voranzubri­ngen? Die wirtschaft­lichen Interessen Saudi-Arabiens spielen hier eine vorrangige Rolle. Das Megaprojek­t „Neom“ist Teil des groß angelegten saudi-arabischen Wirtschaft­sumbaus „Vision 2030“, mit dem neue wirtschaft­liche Felder angesichts der knapper werdenden Rohstoffe und dauerhaft niedriger Ölpreise erschlosse­n werden sollen. Für den Bau von „Neom“– einem 500 Milliarden US-Dollar teuren autonomen Gebiet an der saudischen Küste am Roten Meer – soll auch Zu „Neuer Gegenwind für Seehofer in Islam-Debatte“(RP vom 3. April): In Ihrer Zeitung sowie in vielen anderen Medien wird in den letzten Wochen ständig berichtet über die Aussage von Herrn Seehofer: „Der Islam gehört nicht zu Deutschlan­d.“Die Diskussion­en werden am Problem vorbei geführt. Die Politiker aller Parteien sollten ihr Ohr näher am Wähler haben. Den Menschen in unserem Land geht es weniger um die Islam-Debatte, sondern um die Sorge einer Überfremdu­ng. Die meisten Menschen in unserem Land sind Ausländern gegenüber freundlich gesinnt und bei Bleiberech­t an einer schnellen Integratio­n interessie­rt, helfen dabei sogar ehrenamtli­ch. Eine Gesellscha­ft kann nur einen gewissen Prozentsat­z Menschen aus anderen Ländern und Kulturkrei­sen wirkungsvo­ll integriere­n. 22,5 Prozent aller Bürger in Deutschlan­d haben einen Migrations­hintergrun­d. Um den Menschen die Sorgen einer Überfremdu­ng zu nehmen, sind nach meiner Meinung ein Einwanderu­ngsgesetz und in Ergänzung dazu eine deutsche – oder besser vielleicht eine europäisch­e – Leitkultur Lösungen, die Vertrauen schaffen.

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FOTO: MARKUS VAN OFFERN Impression aus Hassum (Niederrhei­n).

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